Guten Tag.
Mein Name ist Benno Brockmann.
Die meisten von Ihnen kennen mich jedoch wohl eher unter meinem Twitter-Namen »Gedankenbalsam« bzw. »Herr Balsam«, unter dem ich seit Juni 2014 auf Twitter aktiv bin.
Wie viele von Ihnen mitbekommen haben, beschloss ich im letzten Sommer nach über 20 Jahren in Industrie und Handwerk, dass sich in meinem Leben etwas ändern muss. Und da ich Sie alle in den Beginn dieses Weges mit eingeweiht habe, mit der Zeit aber immer mehr davon für Sie unsichtbar im Hintergrund passierte, ist dies nun ein Jahr später mein Bericht.
Mein in jungem Erwachsenenalter begonnener Langzeitversuch, in dieser Art von Tätigkeitsfeld, Glück, Zufriedenheit oder auch nur finanzielle Sicherheit zu finden, schien mir endgültig gescheitert.
Ob ich nun in der Automobilindustrie in der Instandhaltung arbeitete, Photovoltaikanlagen plante und installierte oder als Maschinenbaumechaniker Kunden in zehn Ländern auf drei Kontinenten betreute, ganz gleich wie erfolgreich ich mit dem was ich tat war, was in den meisten Fällen am Ende des Tages blieb war Erschöpfung, oft Frustration und das permanente Gefühl, am falschen Platz zu sein.
Ganz abgesehen davon, dass auch ein festes Einkommen nie etwas an der anhaltenden finanziellen Unsicherheit ändern konnte. Dafür, dass auch in diesen Branchen Fachkräftemangel herrscht, wird man als Fachkraft oft erstaunlich schlecht bezahlt.
Also beschloss ich, mich künftig in Vollzeit der einen Sache in meinem Leben zu widmen, die sich vor, während und nach der Arbeit immer richtig angefühlt hatte und mich auch irgendwie immer am Leben hielt. Dem Schreiben.
Und auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt viele Ideen aber nur wenige konkrete Ansätze hatte, wie sich das darstellen sollte, wusste ich, das soll es jetzt sein. Das fühlt sich richtig an. Jetzt oder nie. Und so kündigte ich trotz einiger besorgt geäußerter Bedenken und auch sehr eindringlicher Warnungen in meinem näheren wie weiteren Umfeld kurzerhand meinen Job im Maschinenbau.
Als ich mich zu diesem Schritt entschloss, tat ich das für jeden gut sichtbar auf Twitter.
Zum einen, um Sie alle wissen zu lassen was ich vorhabe und Ihnen die Möglichkeit zu geben, sich dafür zu interessieren, zum anderen auch ein wenig als Selbstmotivation. Je mehr Menschen zugucken, desto schwerer wird es, einen Rückzieher zu machen.
War vielleicht nicht meine klügste Entscheidung.
Gerade zu Beginn habe ich viele Fehler gemacht. Einige davon sehr öffentlich.
Überwältigt von der Vorstellung, mich von nun an rund um die Uhr der Umsetzung kreativer Ideen hingeben zu können, habe ich mich an vielen verschiedenen Formaten gleichzeitig versucht. Gelegentlich auch mit Ankündigung, um dann später nicht abzuliefern, weil ich feststellen musste, dass ich mit dem Format so nicht arbeiten kann.
Das war für einige von Ihnen sehr enttäuschend, für andere etwas verwirrend.
Zeitweise muss ich den Eindruck gemacht haben, den Verstand verloren zu haben.
Aber ich habe mit jedem meiner gemachten Fehler mehr begriffen, was ich NICHT bin.
Ich bin kein Romancier.
Auch wenn ich nach wie vor an drei ganz verschiedenen Büchern schreibe, die sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befinden und die ich früher oder später definitiv veröffentlicht sehen will. Aber ich bin nicht dafür gemacht, mich Tag für Tag allein in meiner Schreibstube einzuigeln, vor mich hin zu brüten und mit dem leeren Blatt oder dem passenden Ausdruck zu hadern.
Ich bin kein Lyriker.
Auch wenn ich seit 20 Jahren gerne immer wieder Texte schreibe, die zumindest ich für Lyrik halte. Aber meine Kriterien für Lyrik sind eher emotionaler Art denn akademischer. Und ich erwarte von niemandem, dass er diese Sicht teilt. Es ist nur einer von vielen Wegen, mich auszudrücken.
Ich bin kein Kolumnist.
Auch wenn einige meiner Glossen, Kommentare oder offenen Briefe hier auf Publikum zum Teil hohe fünfstellige Leserzahlen bekamen und auf viel Zuspruch stießen. Aber neben dem Zuspruch kam auch immer eine Fülle von heftigen Gegenreaktionen. Zumeist von denen in meinen Beiträgen adressierten Personen. Von sehr erbosten Kommentaren und Beleidigungen in Replies auf Twitter, über fünfstellige Belohnungen, die für meine Schneidezähne ausgelobt wurden, bis hin zu Anzeigen wegen Beleidigung. Und sowohl die intensive Auseinandersetzung mit den entsprechenden Themen als auch mit dem zu erwartenden Echo sind sehr kräftezehrend. Nichts, was ich auf Dauer tagtäglich machen möchte. Auch wenn es da draußen ganz sicher genug Menschen gibt, deren Denken und Tun durchaus den einen oder anderen geharnischten Kommentar oder eine gut formulierte Beleidigung wert wären.
Ich kann und wollte nie schreiben lehren.
Auch wenn ich gerne über das Schreiben rede, wie es sich für mich anfühlt und was es für mich bedeutet. Aber ich gebe keine Workshops, weder in Person noch in Spaces, denn dafür fehlt mir die entsprechende Bildung. Ganz abgesehen davon, dass ich nach wie vor noch täglich selbst neu lerne, wie ich schreiben muss.
Und, nicht dass ich es jemals hätte sein wollen, ich bin ganz sicher kein künstlerischer oder gar literarischer Influenzer.
Auch wenn einige meiner etwas wirr wirkenden ersten Gehversuche vielleicht den Anschein gemacht haben mögen, das wäre der von mir eingeschlagene Weg. Das ergab sich schlichtweg daraus, dass Social Media im Allgemeinen und Twitter im Speziellen am Anfang die einzige Plattform war, über die ich das, was ich tun wollte, öffentlich machen konnte. Aber meine Bühne ist eine andere.
Und welche Bühne das ist, durfte ich dann im Juli 2021 herausfinden, als ich eines Morgens aufwachte und mich erinnerte, dass ich vor 20 Jahren mit dem Gedanken gespielt hatte, mir das Konzept Poetry Slam mal als Teilnehmer aus der Nähe anzuschauen. Ich fand sofort einen offenen Spot bei einem Poetry Slam in der Nähe und drei Tage später stand ich zum ersten Mal auf der Bühne.
Und seit diesem Tag weiß ich, was ich bin.
Ich bin Slam Poet.
Nicht nur, aber vor allem.
Jetzt sagen Sie vielleicht: »Aha. Poetry Slam also. Und was ist das?«
Ganz simpel.
Poetry Slam ist ein moderner Dichterwettstreit.
Beim Poetry-Slam treten Poetinnen und Poeten einzeln oder im Team mit selbst verfassten Texten gegeneinander an. Poetry Slam knüpft damit an die hohe Kunst der antiken und mittelalterlichen Tradition der Dichter- und Rednerwettstreite an. Das Publikum bildet die Jury und entscheidet beispielsweise via Applaus, wer den Wettbewerb gewinnt.
Im Grunde genommen gibt es nur drei Regeln:
- Die Texte müssen selbstgeschrieben sein.
- Es gibt ein Zeitlimit. Zumeist sind es sechs Minuten.
- Gesang, Kostüme oder Requisiten sind nicht erlaubt.
Zudem wird jede Form von Rasissmus, Sexismus oder Diskriminierung irgendeiner Art nicht geduldet. Nicht, dass es oft vorkommen würde, aber in solchen Fällen wird auch schon mal das Mikro abgestellt un der Betreffende von der Bühne geholt.
Abgesehen davon ist alles erlaubt und vertreten.
Es gibt Gereimtes und Ungereimtes. Es gibt lustige Geschichten und sehr persönliche Texte. Es gibt Auseinandersetzungen mit Themen des Alltags und kreative Wortspielereien. Es gibt Lautes und Leises. Buntes und Dunkles. Kritisches und Albernes. Die Texte, Textformen und Inhalte sind bei Poetry Slams so vielfältig wie die Poeten selbst. Und für jeden ist Platz. Jeder bekommt seine Aufmerksamkeit, ob nun der oder diejenige, die sich trauen, zum ersten mal mit einem selbstgeschriebenen Text vor Menschen zu treten, oder ein Slammer mit 10 Jahren Erfahrung und 900 Auftritten, der all seine Texte ohne abzulesen frei vortragen kann. Und jeder bekommt seinen Applaus. Ob nun frenetisch oder nur höflich. Denn die wichtigste ungeschriebene Regel lautet: Respect the Poets.
Poetry Slams entstanden 1986 in Chicago und verbreiteten sich in den 90er jahren weltweit. Heute gilt die deutsche Szene als eine der größten weltweit und 2016 wurden die deutschprachigen Poetry Slams in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes des UNESCO aufgenommen.
In praktisch jeder größeren Stadt in ganz Deutschland gibt es regelmäßige Slams und manchmal sogar auf dem Land. In Städten wie Berlin oder Hamburg kann man praktisch an jedem Tag der Woche irgendwo einen Poetry Slam besuchen.
Im vergangenen Jahr kam ich, bedingt durch eine lange, dunkle Auftrittspause im Coronawinter 2021/22 auf 8 aktive Monate. In dieser Zeit habe ich auf über 30 Bühnen gestanden. Ende Juli werden es über 40 sein. Ich bin bei allen regelmäßigen Slams in und um Freiburg dabei gewesen, war aber auch in Österreich und der Schweiz eingeladen oder bin für einen Auftritt bis nach Kassel hochgefahren.
In diese Zeit kam ich von »Wenn Du auftreten möchtest, kannst Du gern kommen, es ist noch ein Platz frei.« über »Mir ist jemand im LineUp ausgefallen, hast Du am Freitag Zeit einzuspringen? Es gibt Fahrkostenpauschale und Getränke frei.« und »Ich habe nächsten Monat drei Slams in der Region, und hätte Dich gern dabei, es gibt 50 Euro pro Abend.« zu »Wir würden uns freuen, wenn Du dabei bist, es gibt Fahrtkosten, Hotel und 200 Euro.«.
Nicht, dass wir uns mißverstehen.
Szenarien wie das letzte stellen noch immer eine, gerade im Hinblick auf den Lebensunterhalt, erfreuliche Ausnahme dar, auch wenn es an Häufigkeit zunimmt. Aber auch jetzt springe ich gern noch spontan für Fahrkosten, Freibier und ein Dankeschön ein, wenn jemand im Raum Freiburg einen plötzlich freigewordenen Platz im LineUp füllen muss. Wenn es eine Bühne, ein Mikro und wenigstens eine Person im Publikum gibt, werde ich da sein. Da mache ich keine Unterschiede.
Ich habe in renommierten Theatern vor 300 Leuten gelesen und auf zwei Paletten stehend vor einer Handvoll Neugieriger. Und zwar in dieser Reihenfolge. Ich bin erster geworden und ich bin letzter geworden. Und es war immer großartig.
Großartiger als alles, was ich bisher in meinem Leben gemacht habe. Ich liebe es, meine Texte mit meiner eigenen Stimme vor Menschen auf die Bühne zu bringen.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht: »Alles schön und gut, aber was soll denn das bitte für ein Berufsweg sein? Poetry Slam scheint ein sehr spezielles künstlerisches Feld zu sein, das kennt doch kaum jemand. Bis vor 10 Minuten hatte ich selbst noch keine Ahnung, was das überhaupt ist. Wie lässt es sich davon leben?«
Da haben Sie Recht. Poetry Slam ist ein den meisten Menschen eher unbekanntes Format. Leider. Aber das hat seinen Grund.
Nämlich, das Poetry Slam einfach zu unkalkulierbar ist, um massenmedientauglich zu sein.
Gegenfrage: Was denken Sie, haben Sarah Bosetti, Sophie Passmann und Hazel Brugger mit Nico Semsrott, Till Reiners, Marc-Uwe Kling und Torsten Sträter gemeinsam?
Also, abgesehen davon, dass Sie alle heute mehr oder weniger regelmäßig auf den unterschiedlichsten Formaten zu sehen, zu hören oder zu lesen sind, ob nun in ihren eigenen Büchern, als Gastauftritt, als fester Teil eines Fernseh-Formats oder auf Bühnen Land auf, Land ab, mit ihrem eigenen Solo-Programm?
Sie ahnen es vielleicht.
Sie alle haben ihren Weg auf Poetry Slam Bühnen begonnen. Und die Liste bekannter Künstler, auf die das auch zutrifft, ließe sich noch lange fortsetzen. Und jeder auf dieser Liste ist von dort aus seinen ganz eigenen Weg gegangen.
Und warum? Weil Poetry Slam der am einfachsten zugängliche Weg auf eine Bühne ist. Nirgendwo anders wird es einem leichter gemacht, sich selbst auf einer Bühne vor Publikum auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Sich hinzustellen und anderen zu zeigen, wer man ist und was man macht. Und zu sehen, was sich daraus entwickelt.
Sophie Passmann hatte ihre ersten Auftritte 2009, im Alter von 15 Jahren, auf der Bühne des Cafe Atlantik in Freiburg, einem der ältesten noch bestehenden Poetry Slams Baden-Württembergs.
Um dann ein paar Jahre später über ihre eigene LateNight im Theater Freiburg schließlich ihren Weg in alle anderen Medien zu finden.
Oder Torsten Sträter, der jahrelang als Herrenschneider, im Mobilfunk Vertrieb und als Faktotum in einer Spedition arbeitete und nach Feierabend schrieb, schließlich mit seinen Texten regelmäßig auf Poetry Slam Bühnen auftrat und 2012 im Alter von 46 Jahren in Nordrhein-Westfalen seine erste Landesmeisterschaft gewann.
Und der Rest ist Geschichte.
Würde Herr Sträter vielleicht sagen.
Oder vielleicht auch nicht.
Wer weiß das schon.
Verstehen Sie mich nicht falsch.
Ich halte mich weder für einen Torsten Sträter noch für eine Sarah Bosetti. Die Formate dieser Menschen sind so groß- wie einzigartig.
Aber ich denke, ich kann ein ziemlich guter Benno Brockmann sein. Vielleicht sogar einer der besten. Das lässt sich im Moment schwer einschätzen. Ich habe noch keinen anderen kennengelernt.
Und ich denke, es gibt genug Menschen da draußen, die sich für das, was ich tue und zu sagen habe, interessieren und dem etwas abgewinnen können.
Und dass es für mich noch viele Wege zu erkunden gibt, mein Tun anderen Menschen zugänglich zu machen.
Ich hatte mir am Anfang gesagt, dass ich mir ein Jahr gebe, um herauszufinden, ob ich mit meinem Tun eine Zukunft habe oder nicht. Wenn nicht, würde ich wieder zurück in die Industrie gehen. Und ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Allein bei der Vorstellung packt mich das blanke Grausen und überkommt mich Verzweiflung. An 220 Tagen im Jahre einen Großteil meines Tages umgeben von Menschen, mit denen ich keine andere Verständigungsebene teilen kann als eine technische, und den Rest der Tage müde? Ich möchte das nicht.
Und dies ist der Punkt, an dem ich ein Jahr später stehe:
Ich trete in dieser Woche bei den Freiburger Stadtmeisterschaften an.
Dort werden sich all jene Künstler und Veranstalter versammeln, die mir im vergangenen Jahr in dieser wunderbaren Stadt so etwas wie eine zweite Familie geworden sind, mir viele neue Perspektiven gezeigt und neue Wege eröffnet haben. Durch die ich mehr lernen und erfahren durfte, als in 20 Jahren in Industrie und Handwerk. Ich platze fast vor Vorfreude.
Der großartige Marvin Suckut, seit 2009 fest in der Szene verankert und unter anderem Gastgeber des altehrwürdigen Slams im Cafe Atlantik, hatte als Nominierungsberechtiger genug Vertrauen in mich, um mich bei den Poetry Slam Landesmeisterschaften in Heilbronn als Vertreter für die Freiburger Slam Szene zu setzen. Vielleicht war es auch Leichtsinn oder Verzweiflung. Ich weiß es nicht. Ich habe jedenfalls nicht vor, ihm Schande zu machen.
Denn dort treffen vom 21. - 23.07. nicht nur Baden-Württembergs 20 beste Slam Poeten aufeinander, sondern auch Slam Master und Veranstalter aus ganz Baden-Württemberg und Umgebung, Urgesteine der Szene, Vertreter von Verlagen für Slam Poetry und Künstleragenturen. Allein dabei sein zu dürfen ist schon eine Ehre für mich.
Vor, nach und zwischen den Meisterschaften habe ich diverse Slams in und um Freiburg, unter anderem beim Zelt-Musik-Festival, auf parallel dazu auf einer Bühne Helge Schneider auftreten wird. Sollte ich nicht die Gelegenheit bekomme, ihm persönlich für fast 30 Jahre Unterhaltung und Inspiration zu danken, habe ich definitiv etwas falsch gemacht.
Ich bin bereits jetzt für Auftritte im September gebucht, unter anderem in Schweinfurt und in Singen am Bodensee. Inklusive Fahrkosten, Hotel und einer Gage, auf die die Bezeichnung zutrifft.
Ich plane für Ende August eine fünftägige Berlin Tour.
Fünf Tage, fünf Slams, wenn möglich auch mehr, was in Berlin kein wirkliches Problem darstellt. Hin komme ich mit dem 9 Euro Ticket und übernachten werde ich bei einem alten Freund auf der Couch. Wird sicher ebenso großartig wie anstrengend.
Mit Ansgar Hufnagel und seiner Frau Cäcilia habe ich nicht nur erfahrene Slam Poeten und einen der vielseitigsten Slam-Veranstalter auf meiner Seite, sondern auch liebgewonnene Freunde. Und Ansgar ist ein wahrer kreativer Tausendsassa, dem praktisch täglich neue Ideen für Projekte kommen und der über genug Erfahrung verfügt, diese auch umzusetzen. Für 2023 planen wir ein gemeinsames Projekt um Poetry Slams auf Dörfern im ganzen Markgräflerland zu veranstallten. Stichwort Kultur im ländlichen Raum.
Und ich möchte diesen Weg weitergehen. Denn ich glaube, es ist mein Weg. Und ich möchte nichts mehr, als erfahren, wohin er mich führt.
Aber.
Es gibt doch immer ein Aber, oder?
Ich habe das vergangene Jahr ohne ein festes Einkommen durchgestanden.
Auch ohne jede Form von staatlicher Unterstützung. Ermöglicht wurde mir das unter anderem durch die Unterstützung einiger meiner Follower.
Gleich zu Beginn gab es ein paar Leute, die genug Vertrauen in meine Fähigkeiten und die Ernsthaftigkeit meiner Pläne hatten, um mir von sich aus kleinere zinslose Darlehen mit offenem Rückzahlungsziel zu gewähren.
Es gab eine Handvoll Leute, die mich unbeirrt das gesamte Jahr monatlich mit kleinen Summen bei Patreon unterstützt haben, ungeachtet der Tatsache, dass ich nie die dort angekündigten Gelegenleistungen geliefert habe. nicht selten waren die 95,- € die am 5. des Monats ausgezahlt wurden, das erste Geld, das ich in diesem Monat zur Verfügung hatte.
Es gab Menschen unter Ihnen, die mir Trinkgelder für meine Texte auf Publikum zukommen ließen, die mich in Summe aus so mancher Klemme gerettet haben.
Es gab solche, die mich mit Geld für meine Anwaltskosten unterstützt haben, als ich wegen meines offenen Briefes an die Impfgegner und Querdenker eine Anzeige wegen Beleidung am Hals hatte.
Es gab Menschen, die mir ungefragt und ohne eine Gegenleistung zu erwarten, zwischendurch einfach mal etwas Geld rüber geschoben haben, einfach, um mich zu unterstützen.
Es gab sogar Menschen unter Ihnen, denen ich genug vertrauen konnte, um sie zu bitten, mir 20 Euro per Paypal zu leihen, um die nächsten zwei Tage überbrücken zu können, bis die nächste kleine Gage reinkam und ich es ihnen zurückzahlen konnte.
Und ich danke all diesen Menschen gleichermaßen.
Ohne Sie hätte ich es nicht so weit geschafft.
Denn auch wenn ich diese Unterstütungen wo immer ich konnte durch eigene Leistungen aufgestockt habe, ob nun durch meine Gagen (oder auch nur ein paar Euro Fahrtkostenüberschuss), kleine Schreibtisch-Jobs auf Rechnung, die ich in meinen Arbeitsalltag integrieren konnte, durch Verzicht in vieles Lebensbereichen, um meine Kosten zu senken, Versilberung vieler persönlicher Gegenstände, die zwar materiellen, nicht jedoch Erinnerungswert besaßen, ist das letzte Jahr immer kurz auf knapp gewesen. Mehr als einmal bin ich nur um Haaresbreite dem Strom- oder Gasabsteller von der Schippe gesprungen.
Ich habe all diese Fördergelder so gut gestreckt, wie es nur ging. Aber jetzt ist mein Rahmen endgültig ausgereizt.
Meine Reserven sind aufgebraucht und ich habe nur noch das zur Verfügung, was ich monatlich selbst mit meinem Tun generieren kann. Und das reicht einfach noch nicht, um auf eigenen Beinen zu stehen. Ich bin seit einigen Monaten je nach dem, wie es läuft, zwischen 300,- und 1000,- Euro im Monat zu kurz dran. Ich bin im Rückstand mit Mieten, Zahlungen für Strom und Gas und mein DSL ist längst abgestellt.
Und einen Nebenjob kann ich nicht in meinen Arbeitsalltag integrieren.
Zum einen, weil meine Tage voll sind. Um zu tun, was ich tun muss, damit ich tun kann, was ich tue, arbeite ich von Montag bis Freitag etwa 9 Stunden am Tag. Schreiben, Proben, Texte überarbeiten, Termine planen, Kontakte pflegen, Auftritte organisieren und wieder schreiben und proben . Zumeist aufgeteilt in 3 Stunden am Morgen, 3 am Nachmittag und drei am Abend, täglich neu intergriert in die Erfordernisse und Bedürfnisse meines Privatlebens. Denn zwischen all dem habe ich auch eine Familie, die genau so sehr das Bedürfnis nach mir hat, wie ich nach ihnen.
Dazu kommen noch etwa 15-25 Stunden pro Woche, die ich an vielen Wochenenden für Auftritte unterwegs bin. Oder eben auch manchmal unter der Woche. Mehr geht einfach nicht. Wenn ich all diese Tätigkeiten zu Gunsten eines Nebenjobs kürzen muss, kann ich meine Ziele nicht mit der entsprechenen Vehemenz verfolgen, um daraus mittel- und langfristig eine finanzielle Zukunft aufzubauen. Dann verkümmert all das zum Hobby.
Wenn ich nicht auf diesem Weg Menschen finde, die genug von mir und meinem Weg überzeugt sind, dass sie bereit wären, mich mit einer kleinen Summe zu fördern und zu unterstützen, werde ich das alles in Kürze einstellen müssen und wieder zurück in die Lohnarbeit gehen müssen. Dann kann ich mich vielleicht noch gerade lange genug halten, um diesen Monat die Meisterschaften zu absolvieren.
Aber spätestens danach ist der Traum aus.
Dies hier ist kein Bettelbrief und ich will auch nicht auf die Tränendrüse drücken.
Ich schreibe Ihnen nur offen und ehrlich und möchte Ihnen die Möglichkeit geben, sich ein Bild davon zu machen, was ich tue und was ich noch vorhabe und zu entscheiden, ob Sie meine Pläne genug überzeugen, um mich mit einer Summe Ihrer Wahl auf meinem Weg zu unterstützen.
Ich habe einen Fundraiser bei GoFoundMe eingerichtet.
Wenn sich unter all meinen Followern nur jeder zehnte genug dafür begeistern könnte, was ich tue, dass es ihm oder ihr 10,- Investition wert wäre, könnte ich nicht nur meine Außenstände abgleichen, sondern hätte für ein ganzes Jahr finanzielle und kreative Planungssicherheit und mehr Spielraum bei der Auswahl meiner Auftritte und Projekte.
Und Sie sollen auch etwas dafür zurückbekommen.
Jeder Förder, unabhängig von der Höhe der Unterstützung, bekommt ab sofort und für alle Zeiten immerdar Folgendes:
- Alle 14 Tage bekommen Sie einen Newsletter von mir, damit Sie genau verfolgen können, wie ich Ihre Förderung verwerte.
Er enthält einen laufend aktualisierten Terminplan mit meinen nächsten Auftritte.
- Sollten Sie einen der dort aufgeführten Auftritte besuchen wollen, können Sie sich bei mir melden und ich werde sie auf die Gästeliste setzen lassen, sofern es an dem jeweiligen Abend Gästelistenplätze gibt. Auf jeden Fall können wir aber vor oder nach dem Slam ein kleines Schwätzchen halten oder auch ein Bier zusammen trinken.
- Es gibt Berichtenswerte aus vergangenen Auftritten, dokumentiert mit Fotos, auch aus dem Backstagebereich, damit Sie mal eine Vorstellung vom Auftrittsalltag in der Poetry Slam Szene bekommen.
- Sie bekommen Links zu Videos von Auftritten anderer Poeten, mit denen ich als nächstes die Bühne teile. Die Szene hat wirklich eine Unzahl großartiger, sehenswerter Künstler zu bieten.
- Ich werde laufend über neue Entwicklungen und Projekte berichten und es Sie wissen lassen, wenn es neue Veröffentlichungen gleich welcher Art von mir gibt, so dass Sie nichts von meinem Tun verpassen.
- Und Sie bekommen Links zu Videos meiner Auftritte oder zu Probeaufnahmen, die ich noch nicht öffentlich teilen würde, weil sie noch nicht meinen Ansprüchen entsprechen. Wie zu Beispiel dieses:
Alternativ zum Fundraiser können Sie mich auch hier über Publikum unterstützen oder ganz direkt per Paypal. Dann allerdings fehlt mir die Möglichkeit, Ihnen den Newsletter zukommen zu lassen. Es sei denn, Sie schreiben mir bei Paypal ihre Email-Adresse dazu.
So.
Das war jetzt eine ganze Menge, die ich zu erzählen hatte.
Aber so ein Jahr ist ja auch lang.
Wenn Sie lange genug interessiert geblieben sind, um diese Worte jetzt noch zu lesen, danke ich Ihnen schon allein dafür. Auch wenn ich Sie am Ende nicht dafür begeistern konnte, mich auf meinem Weg zu fördern und zu unterstützen.
Ich hoffe, Ihnen auch in Zukunft noch viel über meinen weiteren Weg berichten können zu dürfen.
Ihr,
Benno Brockmann
aka
Herr Balsam
Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Faschist Björn Höcke bei jeder sich bietenden Gelegenheit als eben solcher benannt werden muss.
#TausendMalGesagt
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