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Teil 7:
Was mir in der Apotheke immer wieder auffällt, ist, dass manche Leute auf Teufel komm raus etwas Homöopathisches kaufen wollen. Ganz egal, was. Hauptsache homöopathisch! Oder gerne eine andere pseudomedizinische Abwandlung, wie Schüßler Salze, Bach-Blüten oder anthroposophische Mittelchen.
Vor ein paar Tagen kam eine ca. 50-jährige Frau zu mir in die Apotheke und sagte:
“Ich hätte gerne Nicotiana Comp Globuli zur Raucherentwöhnung!”
Das Wort “Globuli” sorgt bei mir dafür, dass der Kunde vor dem HV-Tisch gleich unsympathischer wirkt. Ob ich es will oder nicht. Meistens fühle ich mich im weiteren Gespräch durch dessen Art bestätigt, aber manchmal führt auch meine daraufhin kühlere Art zu einem unsympathischeren Auftreten meines Kundens. Selbsterfüllende Prophezeiung.
Da diese pseudomedizinischen Mittelchen meistens nur registriert (und nicht zugelassen) sind und somit keine Indikation haben dürfen, schaue ich mir das Produkt oft im Internet an. Ein kurzer Check bei Google leitete mich sofort auf die Seite des Herstellers weiter. Dort erfuhr ich, dass diese Globuli für Säuglinge, Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet sind. Tatsächlich sind mir nur wenige rauchende Kinder bekannt und soweit ich mich erinnern kann, ist mir bisher kein rauchender Säugling untergekommen. Ich möchte allerdings auch nicht bei YouTube danach suchen.
Mein geschulter Blick informierte mich darüber, dass diese Globuli neben Tabak auch Kamille enthalten und “gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis” “Bauchkrämpfe, z. B. während der Menstruation” lindern. Lindern! Kein lindern könnten. Nein, man ist sich bei dem anthroposophischen Hersteller seiner Sache sicher. Die Wissenschaft sieht das natürlich anders.
Ich klärte die liebe Frau also darüber auf.
“Diese Globuli gehören in das Reich der anthroposophischen Medizin. Sie sind nicht für die Raucherentwöhnung vorgesehen, jedoch helfen sie zur Raucherentwöhnung genauso gut, wie alle anderen Placebokügelchen auch.”
Sie starrte mich ungläubig an. Ich hielt ihrem Blick stand. Mindestens 20 Sekunden schaute sie in meine bezaubernden Augen. 20 sehr langsam vergehende Sekunden. Ich schlug vor, dass sie es mit (richtiger) Medizin probieren könne, zum Beispiel mit Nicotinkaugummis.
Nein, die waren ihr zu teuer und außerdem zuviel Chemie. Mein Argument, dass sie damit günstiger komme, als wenn sie rauche, war ihr egal. Dass alles Chemie ist, sowieso. Immerhin sind die Zigaretten, von denen sie sich entwöhnen möchte, keine Chemie. Alles pflanzlich. Was für ein Glück.
“Dann hätte ich gerne Aconitum-Globuli”
Ich setzte mein bestes Pokerface auf.
“Okay! Welche Potenz hätten Sie gerne?”
“Haben Sie eine D3? Oder eine C200?”
Bei der Potenz D3 wird die Urtinktur 1:10 verdünnt. Diese Verdünnung wird wieder 1:10 verdünnt und die daraus entstehende Verdünnung ein letztes mal 1:10 verdünnt. Es befindet sich also noch “Wirkstoff” in der Verdünnung. Leider nicht der richtige, aber das ist halt so bei der Homöopathie. Da noch Moleküle vorhanden sind, wirkt eine D3-Potenz nach der Homöopathen-Logik nur schwach.
Bei der Potenz C200 hingegen wird die Urtinktur 1:100 verdünnt. Und zwar genau 200 mal. In der Theorie. Da in dieser Potenz rein rechnerisch nichts mehr vom “Wirkstoff” in der Verdünnung ist, könnte man seine Zweifel daran haben, ob eine Zuckerkugelfirma wirklich die Kosten und Mühen auf sich nimmt und das Geschüttele tatsächlich 200 mal wiederholt.
Da diese Potenz so hoch verdünnt ist, wirkt sie nach der Homöopathen-Logik besonders stark. Nix drin, nix dran, besonders stark. Eigentlich so stark, dass man sie nicht mal mehr direkt einnehmen darf, sondern die Zauberkügelchen in einem Glas Leitungswasser lösen muss. Klingt gefährlich.
“Es tut mir fürchterlich leid, aber ich habe weder eine D3 noch eine C200. Aber eine D12 hätte ich da!”
“Dann nehme ich die!”
Ein Heilpraktiker hätte an diesem Punkt potenzierte Schnappatmung bekommen und Hahnemann sich in seinem Grab geschüttelt.
Ich bin mir da nicht so ganz sicher, ob sie die Homöopathie unabsichtlich richtig verstanden hat, denn ganz intuitiv war ihr klar, dass es vollkommen egal ist, welche Potenz sie einnimmt, denn keine wirkt über den Placeboeffekt hinaus.
Ok, viel wahrscheinlicher war allerdings, dass sie einfach überhaupt keine Ahnung von der Homöopathie hatte. Hauptsache eben homöopathisch und keine böse Chemie!
Als die Frau die Apotheke verließ, konnte ich meine Maske endlich wieder absetzen und brauchte zur Stärkung meiner Willenskraft etwas Traubenzucker, bevor ich den nächsten Kunden bedienen konnte.
Plötzlich stand ein älteres Ehepaar vor mir.
“Guten Tag, ich habe eine bronchiale Infektion”, sagte die Frau zu mir.
Ich fragte nach den genauen Symptomen, aber sie unterbrach mich und sagte:
“Ich brauche eine homöopathische Impfung für drei Monate!”
Uff, das war mir dann doch etwas zu viel. Der Traubenzucker war noch nicht ins Gehirn gelangt und es war mir nicht möglich, eine weiteres Pokerface für länger als zehn Sekunden aufzusetzen.
Deshalb nutzte ich die mir gegebenen zehn Sekunden und sagte lächelnd:
“Ich hole Ihnen mal meine Kollegin, die kennt sich da besser aus.”
Ich ging also nach hinten und bat meine Kollegin den Fall zu übernehmen. Nicht die USK. Die war nicht da. Nein, meine andere Kollegin. Sie verwechselt zwar auch gerne den Placeboeffekt mit der angeblichen Wirkung der Homöopathie, aber immerhin berät sie nicht aktiv zur Homöopathie und versucht alle davon zu überzeugen.
Sie antwortete mir auf meine Bitte:
“Kann ich machen, aber ein bisschen solltest du dich schon mit der Homöopathie auskennen.”
“Ich weiß alles, was ich darüber wissen muss”, erwiderte ich.
Die Homöopathie hat keine Wirkung, die über den Placeboeffekt hinausgeht.
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Die Homöopathie wirkt nicht natürlich, sie wirkt natürlich nicht.
Beruhigt stellte ich fest, dass auch meiner Kollegin eine “homöopathische Impfung” zu schwurbelig war und auch sie nicht dazu beraten konnte.
Die Kunden kauften letztendlich Infludoron und machten sicherlich noch am gleichen Tag einen Termin mit ihrem Heilpraktiker aus.
An diesem Tag wurde mir folgendes klar: Am liebsten esse ich den Cola-Traubenzucker. Gefolgt von Apfel und Zitrone. Orange eigentlich auch. Nur den lilafarbenen, den mag ich jetzt nicht so sehr. Und: Mein Traubenzucker hat definitv mehr Wirkung als diese überteuerten Zuckerkügelchen.

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