Teil 1:

Teil 2:
Teil 3:
Ein älterer Mann kam zu mir in die Apotheke und wollte unbedingt diese speziellen Tropfen. Diese Tropfen, die ihn beruhigen und sofort seinen Puls senken.
“Die nehme ich immer, wenn ich nervös bin.”
Wenn die Kunden nicht wissen, wie das gewünschte Präparat heißt, versuchen wir es gemeinsam herauszufinden. Ich stelle Fragen und sie versuchen sie so gut es geht zu beantworten. Manchmal finden wir es gemeinsam heraus, manchmal aber auch nicht. Wenn ich beim besten Willen nicht drauf komme, frage ich meine Kolleginnen. Wenn die es auch nicht wissen, schreiten wir zum Äußersten und fragen Dr. Google.
In diesem Fall kam ich nicht darauf, was er meinen könnte, meine Kolleginnen ebensowenig. Natürlich vermutete ich etwas verschreibungspflichtiges, aber das Arzneimittel soll rezeptfrei gewesen sein und sofort helfen. Er benutze die Tropfen schon seit Jahren, aber der Name… Hmm. Der falle ihm nicht ein. Mich wundert es immer ein bisschen, warum manche Menschen jahrelang etwas einnehmen, von dem sie nicht mal den Namen kennen.
Wir Apothekenmenschen können natürlich auch nicht alle Präparate kennen, die auf dem Markt sind und manchmal gibt es das gesuchte Mittel auch nur im Ausland.
“Jetzt hab ich’s. Diese Bachblüten da. Ääh, Rescue-Tropfen.”
Das waren natürlich seine Worte. Nicht meine. So etwas würde man nie aus meinem Mund hören. Never ever.
Bach-Blüten gehören genauso wie die Homöopathie in den Bereich der Pseudomedizin. Sie haben wie die Mittelchen der Homöopathie nur einen Placeboeffekt
Edward Bach [ˈbætʃ], ein britischer Arzt, erfand in den 1930er Jahren die Bach-Blütentherapie und glaubte, dass jede Krankheit an einer seelischen Gleichgewichtsstörung liege. Deshalb ordnete er verschiedenen “disharmonischen Seelenzuständen” verschiedene Essenzen zu.
Die Essenzen entstehen durch das Einlegen verschiedener Blüten und Pflanzenteile in Wasser. Dadurch sollen ihre Schwingungen an das Wasser übertragen werden. Klingt logisch, oder?
Das waren noch Zeiten, als man einfach behaupten konnte, was man wollte, da man ja schließlich keine Beweise liefern musste. Zum Glück sind wir da heute schon weiter.
Okay, war ein Scherz. Sind wir offenbar doch nicht. Denn für die "besonderen Therapierichtungen" gelten besondere Regeln. Sie können nach wie vor Behauptungen aufstellen, die sie nicht beweisen müssen.
Ich stehe also dem alten Mann gegenüber und er möchte diese Rescue-Tropfen kaufen, die ihn beruhigen und sofort seinen Puls senken. Aber was er nicht weiß: Die Tropfen haben keine Wirkung, die über den Placeboeffekt hinausgeht.
Wie verhalte ich mich also richtig? Im Prinzip kann ich es ja nur falsch machen: Weise ich ihn darauf hin, dass diese Tropfen nur einen Placeboeffekt haben, nehme ich ihm diesen zum Teil. Zu einem Teil, weil der Placeboeffekt auch wirkt, wenn man davon weiß.
Nicke ich allerdings nur lächelnd und lasse ihm seinen Glauben, dann fühle ich mich wie ein Betrüger. Ein Betrüger, der stillschweigend hinnimmt, dass wir überhaupt so ein Zeug in der Apotheke anbieten und so tun, als hätte es tatsächlich eine richtige Wirkung.
“Ihnen ist bewusst, dass Rescue-Tropfen keine richtige Medizin ist und sie nur einen Placeboeffekt haben?”
Er schaut mich an und erwidert:
“Nein, das war mir nicht bewusst. Was können Sie mir als Alternative anbieten?”
Tja, Alternative. Es gibt keine Alternative. Zumindest nicht ohne Rezept. Also kann ich ihm auch keine Alternative anbieten.
Das ist ein großes Problem, das meine Kollegen und ich immer wieder haben. Für viele Mittelchen aus dem Bereich der Pseudomedizin gibt es einfach keine wirksamen Alternativen.
Wenn man keinen Nachweis der Wirksamkeit erbringen muss, kann man eben gegen jedes Problem etwas auf den Markt werfen.
Bach-Blüten zählen übrigens zu den Lebensmitteln. Deshalb darf für sie nicht mit gesundheitsbezogenen Aussagen geworben werden.
Da ich dem Herrn keine Alternative anbieten konnte, zweifelte er an meiner Kompetenz und kaufte die Rescue-Tropfen entgegen meiner Empfehlung.
Ich kann es nicht oft genug betonen: Was keine nachgewiesene Wirkung aufweisen kann, hat in den Apotheken nichts zu suchen.
Und das gilt nicht nur für die Bach-Blüten.
Teil 4:
Teil 10:
Teil 11:


SUPPORT:
Wer mich im Kampf gegen die Pseudomedizin und/oder Maskenverweigerer unterstützen möchte, kann das gerne über meine Steady-Seite machen:
Alternativ könnt ihr, wenn ihr mögt, mir einen Earl-Grey-Tea ausgeben. Das geht über den Button, den Publikum bei allen Artikeln oder auf der Startseite zur Verfügung stellt.
Ansonsten freue ich mich über jeden, der mein Buch kauft, das im April 2021 erscheinen wird und in das ich sehr viel Liebe reingesteckt habe. Das Buch ist voll mit Infos zu Arzneimittel und Produkten, die gerne Arzneimittel wären.
Ich denke, jeder kann daraus etwas lernen. Ich zumindest habe beim Schreiben einiges gelernt.
Und da manche immer wieder geschrieben haben, dass sie den ein oder anderen Spruch oder Tweet gerne auf einem T-Shirt hätten, könnt ihr verschiedene Designs von mir bei Supergeek erwerben. Aber nicht nur T-Shirts, sondern auch Hoodies, Tassen und vieles mehr. Bald wird es auch Masken geben.

Aber keiner soll sich dazu verpflichtet fühlen, ich freue mich auch schon, wenn ihr mir auf den verschiedenen Social-Media-Plattformen folgt.
Meine wichtigste Plattform ist Twitter. Mit Twitter fing alles an und auf Twitter verbringe ich die meiste Zeit.
Twitter: https://twitter.com/ApothekerDer
Ihr findet mich ebenfalls auf Instagram und auf Facebook.
Instagram: https://www.instagram.com/derapothekeraufinsta/
Facebook: https://www.facebook.com/ApothekerDer
Auch hier freue ich mich über jeden neuen Follower.
DANKE FÜR EUREN SUPPORT! ❤️
Kontakt:
Danke für stilistische und orthographische Korrekturvorschläge der ersten Version an Dr. Ulrike Koock alias Schwesterfraudoktor.
Dir gefällt, was #DerApotheker schreibt?
Dann unterstütze #DerApotheker jetzt direkt: