Die Polizei. Dein Freund und Helfer?
Es ist Ihnen vielleicht schon aufgefallen. Deutschland scheint ein #Polizeiproblem zu haben. Gefühlt, vergeht keine Woche, wo nicht von Vorkommnissen berichtet wird, welche das Vertrauen in unseren deutschen Polizeiapparat nachhaltig beschädigen.
Vertrauensproblem?
Auch wenn man festhalten muss, dass das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei noch sehr hoch ist,

habe ich doch die Befürchtung, dass durch wiederkehrende Verfehlungen, Affären und Skandale, dieser Rückhalt geschwächt werden könnte.
Allein die Meldungen der letzten Zeit, reichten in diesem Zusammenhang, von vermeintlich leichten Vergehen, wie dem verändern von Verkehrsschildern...
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... über - mindestens ungebührliches - Verhalten, Einschüchterungen und Bedrohungen durch Vertreter höchst umstrittener "unabhängiger" Polizeiverbände (UPol):
„Unabhängige in der Polizei“: Wenn Polizisten Aktivist:innen doxen und Journalist:innen drohen
Übrigens: Geschehnisse , die doch sehr an die Vorgänge, um die verdächtigen Abfragen über Polizeicomputer - Stichwort NSU-2.0 - erinnerten:

Bis hin zu - inzwischen regelmäßigen - Berichten zu rechtsextremen Umtrieben, in verschiedensten Teilen der Polizei.
[Aktuelles Beispiel aus Brandenburg:] @rbb: https://twitter.com/rbb24/status/1403968032557441026
Lange Zeit verharmlost, als sogenannte #Einzelfälle, - ein mittlerweile recht beliebter Hashtag auf Twitter, um ironisch/zynisch auf ein (vermeintlich?) strukturelles Problem aufmerksam zu machen.
Inakzeptables Fehlverhalten
Hessens Innenminister Peter Beuth kündigte die Auflösung des Spezialeinsatzkommandos (SEK) aus Frankfurt an.

Beschuldigt werden 20 Männer, 18 von ihnen beim SEK, rechtsextreme Äußerungen in Chatgruppen getätigt, volksverhetzende Symbolik verbreitet und Beleidigungen gegen Asylsuchende ausgesprochen zu haben. Gegen drei der Beschuldigten wird außerdem wegen des Verdachts auf Strafvereitelung im Amt ermittelt.
[Update 16.06.2021]: Anzahl der Mitglieder n der rechtsextremen Chatgruppe erhöht sich.

Die Auflösung einer SEK-Einheit, ändert jedoch nichts an den Ursachen.
Ein Professor für politische Philosophie (@da_loick) zu den Vorgängen in Hessen:
"Wir reden von organisierten Nazis in der Polizei. Die wird man nicht durch eine andere Fehlerkultur oder Anti-Rassismus-Trainings einbinden können."

Nachtrag 18.06.2021: Und inzwischen fast täglich grüßt...
Nachtrag: 14.07.2021
"Fünf Berliner Polizisten stehen unter dem Verdacht, in einer Chatgruppe menschenverachtende Inhalte versendet zu haben."

Professor für Sicherheitspolitik und die neue Rechte
Und wenn sogar Ausbilder an einer Bundespolizeiakademie eine mutmaßlich rechtsextreme Vergangenheit haben, dann ist das schon besorgniserregend:

"Die Bundespolizei war darüber bislang nicht informiert, trotz Sicherheitsüberprüfung durch den Verfassungsschutz. Sein Name: Stephan Maninger."
Häufung rechtsextremistischer Haltungen in der Polizei?
Man könnte den Eindruck gewinnen, die Polizei sei mehrheitlich durchsetzt von Rechtsextremisten und Rassisten.
Diesem Anschein möchte ich hier allerdings entgegensetzen, dass die bekanntgewordenen und recherchierten Vorfälle, angesichts der ungefähr 260 000 Polizeibeamten, im Promillebereich liegen.
Auch im Lagebericht des Innenministeriums, "Rechtsextemisten in Sicherheitsbehörden", wird von einer "geringen Zahl von erwiesenen [...] Fällen" gesprochen.

Experten, Politiker und vermehrt auch Gruppen innerhalb der Polizei sind dennoch alarmiert, fordern verstärkt Aufklärung und einen genaueren Blick auf rechte Polizeistrukturen.

Denn diese hätten sich seit dem Ende des zweiten Weltkrieges immer mehr verfestigt, eine Entnazifizierung habe nie wirklich stattgefunden. Dies begünstige latenten Rassismus, schädlichen Korpsgeist und eine selbstgerechte Fehlerkultur des Aussitzens, Wegschauens und der Vertuschung:

Zumindest in Hessen wird nun etwas genauer hingeschaut. Vertuschung wird schwieriger. Ein Untersuchungsausschuss kam zu dem Ergebnis, dass der wachsende Rechtsextremismus bei der Polizei, den Spezialeinsatzkommandos und der Bundeswehr sowie auch in den Berufsfeuerwehren die größte Bedrohung der Sicherheit und der Demokratie sei, so der Vize-Vorsitzende der Kommission, Jerzy Montag.

Mehrere Polizisten in Berlin und Freiburg unter Rassismusverdacht
"Die Berliner Polizei ermittelt in den eigenen Reihen wegen des Verdachts rassistischer und menschenverachtender Äußerungen." Positiv zu bemerken an dieser Stelle, dass die Ermittlungen auf eine interne Meldung zurückgehen.(27.07.2021)
Was muss getan werden?
Thomas Feltes, seinerseits deutscher Jurist, Kriminologe, Polizeiwissenschaftler, sowie langjähriger Rektor und Professor einer Polizei-Hochschule, macht hier folgende drei Punkte aus:
- eine Fehlerkultur entwickeln, Transparenz herstellen und externe Untersuchungseinrichtungen aufbauen
Mehr zivilgesellschaftliche Kontrolle also, wie beispielsweise in Ansätzen in Berlin zu beobachten:

2. "Führungskräfte sensibilisieren, so wie das in der Schweiz durchaus der Fall ist, wo man Leute von außen holt, die eine andere Sichtweise und Sensibilität haben."
Solche Kampagnen könnten zusätzlich helfen:
Extremistische und ausländerfeindliche Chatinhalte und Kommentare bei der Polizei BW? 🚫 NICHT BEI UNS! Mit #Extremismus befassen wir uns im dritten Clip unserer Sensibilisierungskampagne. #NICHTBEIUNS #PolizeiBW #Polizei #Kampagne #Hatespeech pic.twitter.com/9D5chEcJk3
— Polizei Freiburg (@PolizeiFR) June 16, 2021
3. Drittens muss die Politik (!) endlich Verantwortung übernehmen.
Wenn man diese drei Ebenen anginge, so Feltes, könne man die Polizei reformieren, Vertrauen wiederherstellen und wachsen lassen.
Meinung:
Wir können also gespannt sein, ob die jüngsten Ereignisse einen solchen Prozess in Gang setzen und/oder beschleunigen wird. Eine Reform ist, aus meiner Sicht, dringend erforderlich.
Ich wünsche mir eine Polizei, der ich uneingeschränkt vertrauen kann und die insbesondere die vulnerablen Gruppen der Gesellschaft schützt. Als Mensch mit sogenanntem "Migrationshintergrund" zum Beispiel, würde ich mich zur Zeit in Deutschland nicht wirklich sicher fühlen und mir dreimal überlegen, ob ich mich bei Problemen an die Polizei wende.
Was ich von der Polizei erwarte:
— Quattromilf dem #quattromob seine Mudda (@ebonyplusirony) June 9, 2021
Schutz unserer Bürger*innen, was explizit vulnerable Gruppen und marginalisierte Menschen einschließt.
Was ich von der Polizei bekomme:
Rechtsextreme Chatgruppen, Verbreitung von sexuellem Kindesmissbrauch, Polizeigewalt.#Polizeiproblem
Zum Schluss:
An alle Polizistinnen und Polizisten.
Ihre Arbeit ist essenziell wichtig und gesellschaftlich von unschätzbar hohem Wert!
Ich glaube, dass die Mehrheit von Ihnen, einen hervorragenden Job macht, fest auf dem Boden des Grundgesetzes steht und ich persönlich fühle mich von Ihnen grundsätzlich gut geschützt.
Helfen Sie mit, "schwarze Schafe" in Ihren Reihen dingfest zu machen, für unser ALLER Sicherheit.
Dieser Beitrag wird ggf. gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
Letzte Ergänzungen:
05.08.2021, Buzzfeed - Verdacht auf rechte Vergangenheit
27.07.2021, Link: RND - Rassismusverdacht Berlin, Freiburg
14.07.2021, Link: RBB - rechte Chatgruppe
12.07.2021, Link: Hessenschau + zusammenfassender Kommentar
21.06.2021, Link: Bundestag, Sachverständige fordern Forschung
18.06.2021, Link: Frankfurter Rundschau Interview
Link: ZEIT: Deutscher Bundestag: Verdacht auf rechtsextreme..
16.06.2021, Link: (FAZ: Hessen. Mehr Chatgruppenmitglieder)
Link: Kampagnenbeispiel der Polizei für Sensibilisierung
13.06.2021 Link: /(@rbb Polizistin trotz Nazikontakten)
12.06.2021, Link: (Zeit Online: Interview: Frida Thurm)
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