ein Text "über Gewalt gegen Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst & Polizei unter dem besonderen Eindruck der Silversternacht – aus Sicht der Gewaltforschung." (von Menno Baumann)

"Zunächst müssen wir zwei Fragen beleuchten, bevor wir auf die näheren Details eingehen: Erstens: Ist das überhaupt ein Phänomen, das heraussticht, oder ist es durch aktuelle Diskussion & mediale Aufmerksamkeit gepuscht? Zweitens: Mit was für einer Form von Gewalt haben wir es überhaupt zu tun? Denn Gewalt ist nicht gleich Gewalt.

Zunächst: Auf Grund der aufgeheizten Diskussion um der Böllerei, Gesundheitssystem und „Freiheit“ stand die Nacht unter besonderer Aufmerksamkeit. In solchen Kontexten haben wir in der Vergangenheit immer wieder erlebt, dass Phänomene in den Medien unglaublich präsent & als akutes Phänomen wirkten, die nüchtern betrachtet aber vollkommen in dem Rahmen lagen, der doch eher die Regel als die Ausnahme ist. Für solche Prozesse gibt es unzählige Beispiele.

Eine konkrete Bewertung ist noch zu früh, nach den Gesprächen & den vorliegenden Zahlen zu urteilen ist meine subjektive Einschätzung allerdings schon, dass die Gewalt gegen Einsatzkräfte in der Silvesternacht eine Dimension hatte, die für Deutschland außergewöhnlich ist!

Nicht einmalig, erst recht nicht international betrachtet, aber sie verdient besondere Aufmerksamkeit und sollte keinesfalls zur Regel werden. Dennoch muss zur Gewalt gegen Einsatzkräfte ein wenig Kontext gegeben werden: Gewalt gegen Einsatzkräfte ist seit langem ein Thema.

Trauriger Höhepunkt waren z.B. die Straßenschlachten DEUTSCHER Fußballfans während der Fußball-WM 1998 in Frankreich, bei der ein Polizist fast zu Tode getreten wurde. Auch Zu Beginn der 2000’er Jahre habe ich Situationen erlebt, wo ein Krankenwagen mit einem Feuer-Mannschaftswagen in bestimmte Straßenzüge fuhr, und die Feuerwehrbesatzung den Krankenwagen bewachte, während die Rettungskräfte ihre Arbeit machten – vor allem aus Angst vor Diebstählen.

Seit 2010 wird eine besondere Sensibilisierung wahrnehmbar, was sich u.a. darin zeigt, dass wir in Hellfeld-Analysen einen Anstieg von Gewalt gegen Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste sehen. Allerdings ist es immer noch ein sehr seltenes Phänomen, das mittels dreier Aspekte kontextualisiert wird:

Erstens, wir haben ein Bevölkerungswachstum, wodurch alle Deliktarten natürlich steigen. Zweitens, wir haben eine Erhöhung der Einsatzzahlen sowohl absolut als auch pro Einsatzkraft – auch das erhöht die Wahrscheinlichkeit ganz natürlich. Drittens: In Dunkelfeldstudien sehen wir den Anstieg nicht. Zwar liegen die Zahlen der Dunkelfeldstudien über den Hellfeldzahlen (= wir sehen immer noch nicht alles in der offiziellen Erfassung von Übergriffen), aber die Steigerung, die das Hellfeld zeigt, ist nicht zwingend eine Steigerung sondern mindestens AUCH eine (erfreuliche & notwendige) Sensibilisierung für das Thema!

Wie gesagt: Nach bisherigem Kenntnisstand würde ich die Silvesternacht schon als herausragendes Ereignis einschätzen, aber eben neben anderen (z.T. internationalen) Ereignissen, die wir kennen und die sich auf die letzten Jahrzehnte als immer wieder auftauchende Eskalationen zeigten. Gewalt speziell gegen Health-Care-Workers scheint dabei im Kontext der COVID-19 Pandemie noch mal ein besonderes Problem, welches hier aber nur als ein Randphänomen erscheint (s.u.).

Violence against healthcare workers is a political problem and a public health issue: a call to action
Violence against healthcare workers (HCWs) strongly increased during the COVID-19 pandemic and this trend seems to continue.1–3 The attacks have exacerbated occ

Zusammenfassend: Polizisten wie auch Rettungs- und Einsatzkräfte insgesamt sind leider immer wieder Opfer von Gewalt. Hierauf muss Gesellschaft Antworten finden, dabei muss aber sorgfältig unterschieden werden um welche Form der Gewalt es sich konkret handelt: Es ist ein großer Unterschied, ob ein Täter einen gezielten Angriff auf ein konkretes Opfer verrichtet, Gewalt situativ in einem Konflikt eskaliert, gezielt nach (zufälligen) Opfern gesucht wird oder oder.

Das, was wir über die Silvesternacht wissen, scheint ein Prozess zu sein, der sich als kollektives Gruppenphänomen beschreiben lässt. Aus netzwerktheoretischer Sicht würde ich von einer „spontanen Synchronisation“ sprechen. Das heißt: Ein Impuls zu gewaltförmigen Handlungsmustern pflanzt sich in einer Gruppendynamik fort, und plötzlich handeln oft viele Individuen als ein Korpus. Diese Phänomene sind bestens und aus allen Zeiten bekannt. Ein prominentes Beispiel dürfte die „Kreuzige Ihn!“ Szene aus der christlichen Passionsgeschichte sein.

Egal ob historisch oder nicht, fakt ist der Autor kannte solche Dynamiken, die dazu führen, dass ein römischer Stadthalter mit einer bewaffneten Armee im Hintergrund plötzlich Angst bekommt & zurückweicht. Etwas aktueller können wir auch auf die „Krawallnächte“ von Stuttgart, Frankfurt oder Berlin 2020 nach dem ersten Lockdown schauen: Auch hier zeigte sich, wie sich eine Gruppe von ca. 500 jungen Menschen aus einer kaum vorhersehbaren Dynamik heraus & ohne Ziel oder Koordination plötzlich in ein synchronisiertes Handeln hineinfallen lässt & aus der Masse heraus handelt.

Diese Phänomene kennen wir in der Gewaltforschung bestens. Z.B. habe ich in den letzten in einem Forschungsprojekt zu so genannten „troublesome Youthgroups“ genau diese Phänomene analysieren können:

Zwar kann es durchaus einen Kern von jungen Menschen mit exponierter Gewaltneigung geben (meist wenige), aber am Ende synchronisiert sich die Gruppe in eine Gewaltdynamik hinein, aus der heraus dann agiert wird. Diese Dynamiken können extrem bedrohlich wirken & auch sehr gefährlich werden, sie können sich aber auch in einer kurzen Entladung zeigen. Ausgangspunkt können in Einzelfällen feste Gruppen sein, die sich durchaus gewollt synchronisieren, meist aber erfolgt dieser Prozess spontan.

Das Phänomen reicht von randalierenden Touristen, die in einer Diskothek abgewiesen werden bis zu extremen Eskalationen wie 1992 in Rostock Lichtenhagen, oder 2018 in Chemnitz, wo aus Demonstrationen heraus plötzlich eine solche Dynamik entstand. „Ziel“ der Entladung kann dabei ebenfalls sehr unterschiedlich sein, aber immer wieder geraten dabei leider auch Rettungs- und Einsatzkräfte in den Fokus.

D. h.: Bei dieser Form der Gewalt handelt es sich von der Motivationslage her keineswegs um einen „Angriff auf den Staat“ – es können aber Menschen, die wesentlicher Teil der Infrastruktur des Staates sind, in den Fokus dieser Gewalt geraten.

Was sollten wir jetzt im Detail bei dieser Form der Gewalt betrachten?

1. Die Bedeutung des „Kipp-Punktes“, an dem eine spontane Synchronisation von Gewalthandlungen einsetzt

2. Der „Rausch der Gewalt“

3. Die Rolle von Social Media

4. Alkohol und Sprengstoff

5. Warum Einsatz- & Rettungskräfte als Ziel der Entladung?

6. Gibt es einen „Migrations-Effekt“?

Beginnen wir mit 1: Der Kipp-Punkt, an dem eine Gruppe plötzlich beginnt, sich spontan zu synchronisieren & in Gewaltverhalten zu kippen, ist natürlich unterschiedlich. Sie hängt von vielen Faktoren ab: Sind in der Großgruppe Individuen mit einer stärkeren Exposition für Gewaltverhalten? Ist die Grundstimmung der Gruppe von Wut geprägt?

Grundlegend kann man international betrachtet sagen: „Soziale Brennpunkte“ sind Pulverfässer für hoch dynamische Entwicklungen (vgl. Randale in den Balieues Frankreichs, Gang-Dynamiken in den USA und Südamerika) und die gesellschaftlich am meisten marginalisierte Gruppe hat auch oft einen niedrigeren Kipp-Punkt – völlig unabhängig von der Frage des kulturellen Kontextes, Religion oder Ethnie!

Wer jetzt das Phänomen „Moslem“ oder „Arabisch“ in den Fokus stellen möchte, übersieht, dass weder historisch noch international hier ein Zusammenhang erkennbar ist. In den 1990’er Jahren standen in Berlin Kreuzberg keine arabischen Jugendlichen im Fokus, und in Los Angeles werden ein erheblicher Teil von Übergriffen aus einer Gruppe heraus verübt, die mehrheitlich katholisch ist.

Viele Studien (z.B. Chung & Steinberg 2006) konnten sogar bei expliziter Ausgangshypothese, dass ethnische Heterogenität ein Einflussfaktor sei, diesen eben nicht nachweisen – wir haben mit diesem Modell eine Studie in Deutschland durchgeführt und sind zu selbigem Ergebnis gekommen.

Aber schwierige Wohnverhältnisse, sozial randständige Wohngebiete (Brennpunktquartiere), konzentrierte Armut & Perspektivlosigkeit sowie wenig gesellschaftlicher Zusammenhalt an den Schnittpunkte der Subgruppen bilden schon einen Kontext für niedrige Kipp-Punkte.

Insofern sind die betroffenen Stadtteile ein Thema, und für Deutschland gilt eben, dass diese entsprechenden Quartiere in vielen Städten eben durch die insbesondere von Armut und Ausgrenzung betroffenen Gruppen mit Migrationsgeschichte geprägt sind. Dies ist aber über die Zeit wie auch in unterschiedlichen Ländern sehr unterschiedlich ausgeprägt – die Effekte sind aber unabhängig davon die Gleichen!

Unabhängig davon stellt sich im Rahmen spontaner Synchronisation ein Effekt ein, der in unterschiedlichen Gewalttheorien unterschiedlich benannt, inhaltlich aber unstrittig ist: (2) Ein schweizer Gewaltforscher (Sutterlüty) spricht vom „Rausch der Gewalt“, Reemtsma nennt es die „teleologische Dimension“.

Menschen sind in der Lage, während der Handlung in einen Rauschzustand zu geraten, in dem sich Gewalt plötzlich extrem befriedigend anfühlt und zum Selbstzweck wird. Dabei ist zu beachten, dass sich im Rahmen von spontanen Synchronisationen oft nur ein kleiner Teil der Beteiligten tatsächlich aktiv gewaltförmig verhält – der Rest wird aber durch diesen Rausch mitgetragen und erzeugt wiederum diese Stimmung mit. So kommt es zu einem Zustand, in dem die Gruppe handelt, und ihre Handlungen eher ein sich reinsteigern in den Affektrausch darstellt als ein bewusstes Handeln.

Ein kleiner Teil der Gruppe wird sich noch Monate an diesem Zustand laben, der größere Teil wird im Nachhinein eher angewidert sein oder sich schämen. Dieser Rauschzustand ist extrem gefährlich und dynamisch und führt am Ende zu Bildern, die von außen betrachtet absolut nicht nachvollziehbar scheinen.

An diesem Prozess spielen aktuell die sozialen Medien & die Suche nach dem perfekten Video (3) eine zunehmende Rolle. Das Phänomen des „Happy Slapping“ – also der Begehung von Straftaten, um ein Video für Social Media zu erzeugen, ist ebenfalls lange bekannt. Setzt aber Happy Slapping noch die gezielte Inszenierung voraus, bietet sich bei Exzessen wie in der Silvesternacht spontan die Möglichkeit, ein Video zu erhaschen.

Clicks & Likes sind dabei die Währung, allerdings auch Fame – insofern tragen auch die Empörungswellen nach solchen Vorfällen nicht unwesentlich dazu bei, dass diese Videos Verbreitung finden und gerade bei jungen Menschen (v.a. männlichen) es zu einer einmaligen Gelegenheit wird, solch eine Stimmung einzufangen.

Ein weitere Prozess ist dabei dann natürlich die Rolle von Alkohol & in der Silvesternacht auch des Böllerns (4). Alkohol ist neben dem männlichen Geschlecht der stärkste Effektor für körperliche Gewalt jeglicher Art und senkt die Hemmschwelle für Gewalt erheblich.

Darüber hinaus: Böller und Feuerwerk sind nicht Auslöser für Gewalt, aber erstens machen sie eine solche Dynamik gefährlicher (die Kombination aus Minderjährig/ Heranwachsend, Überdosis Alkohol und Sprengstoff ist aus Sicht eines Gewaltforschers nie eine gute Idee!), und zweitens tragen sie zu einer „schlachtähnlichen Stimmung“ bei, die gemeinsam mit Martinshorn und lauten Grölen eine Kulisse erzeugt, die den oben genannten Rauschzustand perfekt bedient.  

Insofern kann das Szenario, dass aus der Silvesternacht beschrieben wird, als perfekte Kulisse für das entwicklungspsychologisch vollkommen normale Bedürfnis nach „Sensation Seeking“ – also die gezielte Grenzüberschreitung für den „Kick“ betrachtet werden, welches dann im Schutz der Gruppe eben genau diese Dynamik entfaltet.

Nur im Kontext eines solchen Verständnisses lassen sich effektive Strategien ableiten. Aber vorher noch einen Punkt (5): Warum geraten Rettungskräfte ins Fadenkreuz dieser brandgefährlichen Dynamik?

Dies hat vermutlich mit einer zunehmenden Anonymisierung & Dehumanisierung von Einsatzkräften zu tun. Sie werden nicht als Menschen angegriffen, sondern als Funktionsträger. Dazu tragen natürlich öffentliche Debatten bei, wie z.B. die Rolle des medizinischen Systems auch in der Corona-Pandemie, die immer wieder in Frage gestellt wurde.

So hat das Gesundheitssystem natürlich die Pandemieregeln in besonderer Weise umgesetzt und auch repräsentiert („besorgte Bürger“ „durften“ ja auch respektlos sein, und es wurde zur Deeskalation aufgerufen), und es wurde öffentlich von Politikern, Journalisten wie auch von in der Öffentlichkeit stehenden Wissenschaftlern offen in Frage gestellt, ob das alles Sinn mache.

Aber auch andere Debatten wie z.B. die Debatte um Polizeigewalt tragen dazu bei. Natürlich sollte öffentlich auf die Arbeit der Polizei geschaut werden, aber verbreiten (und zwar so, dass es bei jungen Menschen auf ihren Kanälen auch ankommt) tun sich nur die Vorwürfe & die Videos, nie die Ergebnisse von Untersuchungen. Auch die Debatte um „racial profiling“ – egal, ob das Phänomen existiert oder nicht – trägt zu der Wahrnehmung von anonymen Feindbildern und zur nachträglichen Rechtfertigung von Gewalt bei.

Insofern ist eines der Minenfelder schon der öffentliche Diskurs, seine Verrohung und die oft verkürzten Diskurse, von denen bei jungen Menschen nur einfachste Aussagenfetzen hängen bleiben, bei. Damit meine ich ausdrücklich nicht, wir sollten diese Diskurse nicht führen – aber wir müssen uns klar machen, dass sie gerade in den Social Media Konsequenzen haben.  

Darüber hinaus gibt es noch einen Wahrnehmungsbias: Nicht nur, dass Menschen in Arbeitskleidung „anonym“ sind, Einsatzkräfte werden von jungen Menschen teilweise als „unverwundbar“ wahrgenommen & damit die Folgen des eigenen Handelns massiv unterschätzt. Polizisten seien „ausgebildet“, die Feuerwehr trage Schutzkleidung und Ärzte – nun ja, die heilen sich einfach selbst. Solche „magisch“ anrührenden Zuschreibungen spielen tatsächlich eine Rolle – so schwer das von außen & mit nüchternem Kopf auch zu glauben erscheint.

Letzter Analysepunkt: Gibt es einen Migrationseffekt?

Einen winzig kleinen. Neben den genannten Aspekten der Marginalisierung gibt es einen einzigen spezifischen Effekt: Die Erfahrung mit Einsatzkräften (vor allem Polizei) in Herkunftsländern. Diese unterscheidet sich zum Teil erheblich.

Wenn Gewalterfahrungen oder zumindest -Erwartungen vorliegen, kann die Begegnung mit deutschen Rettungskräften – die aus GUTEM GRUND anders handeln – sowohl alte Erwartungshaltungen reaktivieren, es kann aber auch aus Unverständnis heraus zu einer Irritation kommen, die in ein Machtgefühl („Die Polizei weicht vor mir zurück“; „Der Rettungssanitäter hat Angst vor mir…“) bis hin zum Trophäen sammeln (Andenken „erobern“) reichen können. Dieser Aspekt ist da, spielt aber nur eine untergeordnete Rolle.

Was können wir den tun?

Auch hierauf lässt sich aus Sicht der Gewaltforschung einiges sagen: Erstens, Stigmatisierung vorantreiben war noch nie eine gute Gewaltstrategie, sondern provoziert diese! Dies ist hinreichend belegt und gilt auch, wenn man das in Eurer Stammkneipe anders sieht! Wir müssen schon diese Dynamik als solche betrachten, einordnen und jetzt gezielt handeln. Dabei steht für mich im Vordergrund: Gewalt gegen Einsatzkräfte reduzieren!

Natürlich kann man diskutieren, ob in der aktuellen Situation scharfe Munition verkauft & ritualisiert abgefeuert werden sollte, aber ein auf einen Rettungswagen geschleuderter Feuerlöscher ist kein Böller und spontane Synchronisation und Gewalt gegen Einsatzkräfte sehen wir auch außerhalb von Silvester – vielleicht aber weniger Gefährlich!

Auch muss klar sein: Bei allen registrierten Vorfällen von Gewalt gegen Einsatzkräfte gilt auch für Deutschland: Die Mehrheit der Täter ist Deutsch, wie auch die Beispiel oben gezeigt haben!

Härtere Strafen sind ebenfalls ein zahnloser Tiger in der Gewaltprävention – dass der Staat „ein Zeichen setzen müsse“ ist ein hartnäckiger Mythos ohne wissenschaftlichen Beleg. Natürlich: da, wo sich feste Gruppen oder Manipulationen ausbilden, muss anders gehandelt werden.

Bezogen auf Gewalt gg Einsatzkräfte wären evidenzbasierte Strategien:

1. Entdeckungswahrscheinlichkeit erhöhen 2. Verstärkung der Sozialarbeit in Quartieren 3. Präsenz von Einsatzkräften in Stadtteilen, Schulen, Kindergärten 4. Schulungen im Umgang mit spontanen Synchronisationen

Zu 1: Es ist lange erwiesen, dass die Wahrscheinlichkeit, „erwischt“ zu werden, Gewalt reduziert – unabhängig von der zu erwartenden Strafe. Zu 2: Langeweile & das Gefühl, sozial abgehängt zu sein, sind nachwsl. problematisch. Soziale Arbeit ist die effektivste Strategie gegen Straßengewalt.

Sozialraumorientierung ist hier der entscheidende Schlüssel. Entscheidend ist aber 3., dass ein guter Kontakt zu Einsatzkräften die Gewaltwahrscheinlichkeit auch im Gruppenkontext radikal reduziert. Die Präsenz z.B. von freiwilliger Feuerwehr als Teil der Jugendarbeit, Erste-Hilfe-Kurse in Kitas, Grundschulen, regelmäßige Kontakte – jede positive Präsenz von MENSCHEN, die als Einsatzkräfte arbeiten, senkt die Anonymisierung & Dehumanisierung stark.

Darüber hinaus müssen auch Nicht-Polizisten darauf fortgebildet und trainiert werden, mit solchen Bedrohungsszenarien umzugehen & wie sie sich Handlungssicherheit erhalten können, denn die Bedrohungsszenarien sind real und wirken sehr stark auf die Psyche der Betroffenen, die als wesentliches Merkmal unserer Infrastruktur unseren vollen Schutz verdienen – und nicht die Instrumentalisierung ihrer Sicherheit für am Thema vorbei diskutierte Narrative.  

---ENDE--- Danke fürs Durchhalten!"

Gelesen und kopiert von Twitter (@prof_m_baumann)