Er saß auf dem Bettrand vornüber gebeugt. Frisch gewaschene Jeans und ein weißes T-Shirt. Das Haar noch feuchtglänzend, ein Wassertropfen lief an seiner Schläfe hinunter zum Ohr.

„Musst du hier drin rauchen?“, fragte sie und schob sich mit dem Rücken nach oben zum Sitzen, lehnte sich an die Wand und zog das Leintuch über ihre nackten Brüste.

„Mh“. Er stützte den Kopf in die Hand, Ellbogen auf dem Knie und nahm noch einen Zug.

„Na, was soll´s.“ Sie beugte sich zum Nachttisch. Neben einem leeren Blister, einer kleinen trüben Plastikflasche mit einem Rest Wasser, den man sicher nicht mehr trinken sollte, lag eine zerknautschte Packung Chesterfields.

Draußen blinkte die schrille Leuchtreklame nicht mehr ganz so aufdringlich; das tiefe Nachtschwarz des Himmels war einem Anthrazitgrau gewichen. Bald würde der Tag beginnen.

Sie zündete sich eine Zigarette an und schloss die Augen. Kopfschmerzen machten sich hinter ihrer Stirn breit. Sie hörte ihn aufstehen und das Fenster öffnen. Weit unten waren die ersten Autos zu hören. Drüben im Park glaubte sie den Morgengesang der Vögel zu hören. Der Wind rauschte durch die Häuserschluchten

Gänsehaut überzog ihre Arme im kühlen, frischen Lufthauch, der belebend sein könnte.  Schnell steckte sie den Arm ohne Zigarette unter das Leintuch.

„Ich muss los“, sagte er und drehte sich zu ihr. Nahm sein Jackett vom Sessel, zog es über das T-Shirt und sah sie weiter an.

Sie ließ die Kippe in das halbvolle Glas Wein sinken. Rümpfte die Nase und sah ihm zu, wie er im Sessel sitzend seine Vans zuband.

„Lass das Fenster offen und zieh die Vorhänge davor bitte“, sagte sie und legte sich wieder hin, lauschte dem Geräusch der Vorhänge, die er zuzog.

Einen Augenblick später  fühlte sie seine Hand, die die Decke über ihre Schulter zog und einen Moment dort liegenblieb. „Bis später.“

„Bis dann irgendwann“, gab sie mit rauer Stimme zurück. Sie hatte Tränen in den Augen und wusste nicht warum. War es diese zärtliche Geste, die sie so gerührt hatte?

Sie spürte ihn noch eine kurze Weile neben sich stehen und hielt die Augen geschlossen. Dann hörte sie die Tür und kurze Zeit später das flappende Geräusch des Vorhangs, der sich im Luftzug blähte.

stefanie_d._seiler