"Die Regierung prüft deutlichen Nachlass bei Spritpreisen" lautet eine Schlagzeile heute. Es ist und bleibt das falsche Signal. Nicht nur das ich ein Kind des kalten Krieges bin, sondern ich bin auch ein Kind, dass den Ölpreisschock von 1971 erlebt hat.  Tatsächlich hatte dieser Ölpreisschock auch dazu geführt, dass die Geschäfte im Familienunternehmen schlechter liefen. Ein geplanter Anbau wurde nicht vorgenommen, weil die Einnahmen sanken. Es tat tatsächlich weh. Danach waren die neunzehnhundertsiebziger Jahre davon geprägt, dass die Wirtschaft sich umstellen müsse. 1974 prachte Mercedes-Benz mit Bundesforschungsmittel einen Wasserstoffprototypen-Mercedes hervor.  Ich sah rund um Karlsfeld Prototypen von MAN mit alternativen Antrieben herumfahren. Auch diese wurden aus Bundesforschungsmitteln gefördert.

In der Zwischenzeit dürften ein Teil der Ingenieure, die diese alternativen Antriebe entwickelten wohl schon im Grab sein. Wir haben es in fünfzig Jahren nicht geschafft vom Öl wegzukommen. Anfang der 1980er Jahre forderten die Grünen einen Literpreis von 5 DM. Im Nachhinein betrachtet muss ich einfach sagen, es war die richtige Forderung. Denn betrachte ich mir die Entwicklung der letzten 50 Jahre, dann kann wohl von der Parole "Weg vom Öl!" keine Rede sein. Selbst der Wasserstoffprototyp wäre mit Baujahr 1974 heute ein Oldtimer. Es dürfte kaum noch Fahrzeuge geben, die heute noch aus der Zeit im Betrieb sind und man hätte den gesamten Fuhrpark in den letzten fünfzig Jahren locker austauschen können. Das ist aber nicht geschehen. Heutzutage sieht die technische Gesamtsituation noch wesentlich besser aus als vor 50 Jahren. Wir müssen nicht über Bleibatterien oder Wasserstoff nachdenken. Mit Natrium-Ionen-Akkumalatoren stehen sogar relativ umweltfreundliche Technologien zur Verfügung. Die Reichweite von E-Trucks stellt auch kein technischen Probleme mehr da. Der Weltrekord liegt derzeit bei 1099km mit einer Akkumulatorenladung bei 15,5 Tonnen Gewicht und einer Fahrzeit von 23 Stunden was einer Durchschnittsgeweschwindigkeit mit Fahrerwechsel von ca. 48 km/h entspricht. Selbst 42-Tonner mit einer Reichweite von 500 km und einem Verbrauch von 160kW/100km stehen zur Verfügung. Es ist kein technisches Problem mehr auf fossile Treibstoffe zu verzichten.

Selbst wenn ich einen Schnellladepreis von 52 Cent/kWh annehme und einen Literpreis von 2€ pro Liter Diesel dann sind diese E-Trucks auf 100km sogar im Verbrauch günstiger als jeder Diesel-LKW. Was aber fehlt, dass sich die Logistikbranche in den 50 Jahren auf alternative Antriebe umgestellt hat. Sie wird es nie tun, wenn der Preis pro Liter fossilen Treibstoff nicht so teuer wird, dass es ein Nobrainer ist, auf Diesel zu verzichten.

Eine Spritpreissenkung wie von der Regierung angedacht, wird nur dazu führen, dass die Industrie weiter macht wie bis her. Eine Freiwilligkeit der Industrie gibt es hier weder bei der Produktion von Diesel-LKW, die dann ja noch so ca. 20 Jahre im Einsatz wären, noch scheint die Logistikbranche ein Interesse zu haben auf alternative Antriebe umzustellen. Sie macht das selbst dann nicht, wenn ein E-Truck günstiger ist als ein Diesel-Lkw. Offensichtlich ist die Struktur der Branche so festgefahren, dass sie nur dann umstellt, wenn es richtig richtig weht tut.

Deswegen sollte statt einer Spritbreissenkung eine Sondersteuer auf Diesel erwogen werden. Diese Sondersteuer wird dann vollständig dafür verwendet Subventionen auf alternative Antriebe auszuschütten. Diese Subventionen werden verwandt um Photovoltaikstromproduktion mit Ladeinfrastruktur und Antrieben dermassen zu fördern, dass der letzte Idiot lieber etwas Alternatives kauft und bevorzugt, weil es um soviel günstiger ist, dass MAN und MercedesTruck gar keine Diesel-LKW mehr verkauft bekommen, weil nur absolute Dummköpfe es noch kaufen würden.

Fünf Euro den Liter Fossiltreibstoff ist ein Preis, der so hoch ist, dass nur in absoluten Ausnahmefällen noch Gründe geben mag einen fossilen Verbrenner zu betreiben.

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