Was heute aktuell von der evangelischen Kirche im Rahmen der Sendung "Morgenandacht" des Deutschlandfunks geboten wurde, überschritt jegliches Maß einer Grenzüberschreitung. Hier hat ein Pfarrer eine kirchliche Sendung missbraucht, indem er seine Aufgabe als Seelsorger offensichtlich mit der eines politischen Agitators verwechselt hat. Nun bleibt es diesem Pfarrer frei, innerhalb seiner eigenen Kirche politische Propaganda zu betreiben und den Versuch zu unternehmen, ihm offensichtlich missliebige Politiker so zu beschimpfen, dass man sich nur noch wundern kann, wie sich ein Pfarrer auf ein solches Niveau herablassen kann. Aber in seiner eigenen Kirche ist es seine eigene Angelegenheit, wenn er durch seine Einstellung dafür sorgt, dass die Kirchenbesucher immer mehr den Besuch der Kirche meiden. Wenn er aber einen öffentlich-rechtlichen Sender missbraucht, um im Rahmen einer angeblich kirchlichen Sendung politische Propaganda zu betreiben, ist dies nicht mehr entschuldbar und eine Frechheit den Hörern gegenüber, die morgens eine Morgenandacht einer christlichen Kirche und keine politische Agitation hören wollen.
Aber selbst der politische Kommentar dieses Pfarrers war in seiner Dummheit und Einseitigkeit nicht zu übertreffen. Woher nahm sich dieser Pfarrer das Recht beurteilen zu können, ob die seinerzeit verhängte Strafarbeit, mit der der damals sechzehnjährige Schüler Aiwanger bestraft wurde, weil in seiner Schultasche ein Flugblatt gefunden wurde, das in seinem Inhalt durchaus unangemessen gewesen ist, falsch gewesen sei? Wie kann er behaupten, dass der damalige Schüler eigentlich die Schule hätte verlassen müssen? Dabei kann dieser selbstgefällige Pfarrer gar nicht wissen, unter welchen Umständen dieses Flugblatt in die Schultasche gekommen war. Auch was der Jugendliche Aiwanger und seine Kumpane, die vielleicht mit an dem Flugblatt beteiligt gewesen sind, seinerzeit wirklich gedacht haben, kann dieser Pfarrer gar nicht wissen, weil er keine der beteiligten Personen persönlich kennt und insofern auch den Charakter des damaligen Jugendlichen Aiwanger in keiner Weise beurteilen kann. Wahrscheinlich waren die Pädagogen, die damals das Verhalten des jungen Aiwanger sanktionierten, sehr viel überlegter als es jetzt dieser Pfarrer in einer erschreckenden Weise zum Ausdruck bringt. Die Formulierung dieses Pfarrers "er bestreitet inzwischen die Urheberschaft" des Flugblattes impliziert, dass dieser Pfarrer Aiwanger unterstellt, dass er diese Feststellung erst nachträglich getroffen haben könnte und wahrscheinlich doch der Urheber des Flugblattes gewesen sei. Was in den Köpfen der damals Beteiligten vorgegangen ist, können weder wir noch dieser Herr Pfarrer wissen. Was aber in dem Kopf des Pfarrers heute vorzugehen scheint, kann man sehr wohl erahnen. Es spricht aus seinem Kopf eine Verachtung gegen alle diejenigen, die nicht seiner politischen Richtung entsprechen und bei denen man dann glaubt, das Recht zu haben, diese gesellschaftspolitisch nachträglich zu vernichten, auch wenn deren vermeintliche Tat sogar nach weltlichen Kriterien, die offensichtlich christlicher sind, als dies der Herr Pfarrer zu sein scheint, nach 35 Jahren verjährt sein sollten. Gibt es bei diesem Pfarrer nicht das christliche Prinzip des Vergebens, der Nachsicht und das Einräumen einer weiteren Chance? Der Begriff der Sünde, wie sie dieser Pfarrer in seiner morgendlichen Agitation von sich gab, lässt außer Acht, dass wir in Deutschland sogar bei Kriminellen zwischen Taten von Kindern und Jugendlichen und Erwachsenen unterscheiden. Worum es diesem Pfarrer tatsächlich zu gehen schien, ist die Beseitigung eines Mannes und einer Partei, die nicht seinen Vorstellungen entspricht. Er benutzte in einer billigen Art und Weise das Verbrechen an den Juden, um hier einen seriösen Politiker, der vielleicht als Jugendlicher aus welchen Gründen auch immer Fehler begangen haben könnte, politisch zu vernichten. Damit hat er genau das getan, was er in seiner Agitationsrede beklagte. Er hat der Gedächtniskultur einen großen Schaden zugefügt, weil viele Bürger sagen werden, dass wieder einmal der schlimme Holocaust missbraucht wird, um gegen einen Menschen, den man politisch ausschalten will, vorzugehen.
Um es noch einmal deutlich zu sagen, der Herr Pfarrer kann seine Meinung äußern. Dann sollte er aber auch klar und deutlich zu erkennen geben, dass er Partei-Politik betreiben will, die in einer morgendlichen Andacht eines Senders nichts zu suchen hat.
Dir gefällt, was Dipl.- Soz.Arb. Jörg-Michael Bornemann schreibt?
Dann unterstütze Dipl.- Soz.Arb. Jörg-Michael Bornemann jetzt direkt: