Das Institut für Demoskopie (IfD) in Allensbach publizierte im März 2023 eine "Umfrage zur "Homöopathie". Nun, überall ist die Rede vom Fachkräftemangel - da wundert es nicht, dass man bei der Bearbeitung dieser Fragestellung lediglich auf die Mitarbeit von 25 Wissenschaftlern und 1600 nebenberuflichen Interviewern zählen kann. So verwundert es auch nicht, dass in der 9-Seiten umfassenden Ausarbeitung Begriffe schon mal durcheinandergeraten können:

"Vor gut 20Jahren waren 54 Prozent der Bevölkerung überzeugt, dass
es auf dem Gebiet der Naturheilkunde viele Pfuscher und Scharlatane gibt, jetzt
glauben dies 66 Prozent."

Wie - bitteschön - kommt man auf eine derartige steile These?

Hierfür drängen sich mir zwei Erklärungsmuster auf:

  1. Man bezeichnet esoterischen Unfug, wie sie die "Homöopathie" darstellt, als "Naturheilkunde", weil man es nicht besser hinbekommt, weil man zu dumm ist, das Thema mit einer minimal angemessenen Recherche zu bearbeiten. Denkbar auch, dass das Budget zu knapp bemessen war, das Zeitkorsett zu eng geschnallt wurde oder sich im Pool der 25 angestellten Wissenschaftler Saboteure befinden, die das Ansehen des Institutes beschädigen wollen. Liegt dagegen kein Sabotagemotiv vor, ist die Bezeichnung von "Homöopathie" als "Naturheilkunde" der Beweis für ein maximales Maß fachlicher Inkompetenz, die die Umfrage in toto unbrauchbar macht.
  2. Man bezeichnet esoterischen Unfug, wie sie die "Homöopathie" darstellt, bewusst als "Naturheilkunde", weil man aus bestimmten Gründen eine falsche Fährte, eine Art Pippi-Langstrumpf-Narrativ bedienen möchte. Die Gründe hierfür sind aus wirtschaftlicher Sicht simpel und durchaus plausibel. Die Aufgabe von Werbung ist es Introjekte zu setzen, bewusst einen "Feel-good-Factor" zu installieren - ein "Heile-Welt-Bild" zu zitieren, um Umsätze zu festigen.

Toxische Abhängigkeiten

Das für ein wissenschaftsorientiertes Land wie Deutschland unfassbar hohe Ausmaß an Unkenntnis und Aberglauben im Medizinbereich zu reduzieren, hieße, Umsätze im Bereich der Firmen wie DHU, Weleda und HEEL zu gefährden. Führt man sich vor Augen, welche Folgen die Streichung der "Homöopathie" aus dem Weiterbildungskatalog der Landesärztekammern in Bayern und Baden-Württemberg hat, welche nervösen Aktivitäten von gesundheitspolitischen Geisterfahrern wie Lucha und Holetschek seither initiiert worden sind, kann man sich denken, dass Landespolitiker an den Standorten der Herstellerfirmen DHU, Weleda und HEEL nicht nur um Arbeitsplätze, sondern auch um das Einbrechen von Steuereinnahmen fürchten, die eine weitere Aufklärung im Bereich der Gesundheit nach sich zöge. Das Institut Allensbach ist bekannt für sein Nähe zur Industrie. Dass man im Bereich der Gesundheit nicht mehr auf Fakten, sondern mittlerweile auf emotionale Wasserstandmeldungen und Meinungen von Pseudo-Ärzten wie Hirschhausen zurückgreifen muss, verdeutlicht das Maß der Verzweiflung, die in den Etagen der Hersteller herrschen muss.

Wo bleibt der Gesundheitsminister?

Der ärztliche Nachrichtendienst änd berichtete am 9.2.23 über die Fortsetzung von "Homöopathie"-Kursen an der bayerischen Landesärztekammer. Die Kurse sind momentan von der Homepage der BLÄK gestrichen - nicht aber der Link mit Nennung der dubiosen Anbieterfirmen. Solange "Homöopathie" an einer einzigen Landesärztekammer angeboten wird, solange der Bundesgesundheitsminister nicht endlich diese gefährlichen €soterik per überfälliger Gesetzesänderung unterbindet, weil er sich lieber von Firmen und Landespolitikern erpressen lässt, solange bleibt die Aufklärung und die Gesundheit von vielen Menschen in diesem Land gefährdet.