Ohne den Hauch einer Übertreibung wagt der Autor die Prognose, dass der folgende Text das Leben der Leser nachhaltig verändern wird.

Gruppendynamik

Üblicherweise nehme ich bereits vor dem Frühstück eine halbe Gallone Kräutertee zu mir, sitze lümmelnd, minimal wippend im Schaukelstuhl und vergnüge mich mit meiner Morgenlektüre. In diesem konkreten Fall stolpere ich – lediglich im geistigen Sinne – über die Beschreibung der Essensgewohnheiten im Hause der Unternehmerfamile Grupp. Kurz zur einleitenden Aufklärung. Grupp gehört Trigema. Der Senior ist auch dafür bekannt, dass er seine Abende unter anderem damit verbringt diverse Fragen von Fernsehmoderatoren zu wirtschaftlichen Themen zu beantworten. In einem Artikel der ZEIT wird dargestellt, dass die Familie Grupp (Mann, Frau und zwei Ü30- „Kinder“) morgens und mittags gemeinsam Müsli verzehrt. Zur Steigerung der Leistungsfähigkeit. Inspiriert beschließe ich die spontane Umdisposition meines geplanten Ernährungsplans.

Ikone

Noch während des Verzehrs einer Portion von Cerealien kommt mir der Schauspieler Matthew McConaughey in den Sinn. Und bevor sich der Leser nun an einer Haferflocke verschluckt. Nein, nicht die Szene aus Wolf of Wall Street über die glorreiche Wirkung von Kokain. Sondern die Aussage einer Schauspielerkollegin, die sich bezüglich seines Körpergeruchs dahingehend geäußert hatte, dass er nach Müsli und gutem Leben riecht. Strotzend vor gesteigerter Leistungsfähigkeit und ungewaschen, aber duftend nach einem im Sommerwind wogenden Getreidefeld starte ich nun in den Tag.

Wundermittel

Es braucht nur noch ein paar Geistesblitze hinsichtlich der Rettung unseres Lieblingsplanenten Erde (Stichworte: Klima, Nachhaltigkeit, Weltfrieden u.v.m.) und mir wird klar, dass Müsli das Wundermittel für eine unbeschwerte Zukunft sein würde. Die Anti-Atombombe. Beseelt von dieser Erkenntnis und meinen flockigen, körnigen Mittagsbrei verdauend, mache ich es mir Schaukelstuhl bequem, um zu überprüfen, ob sich die erhöhte Leistung auch auf meine träumerischen Fähigkeiten auswirken würden.

Kuhstall

Ich träume von einem Kuhstall. Statt der Futtertröge sehe ich rechts und links lange Tischreihen und an der Stelle von muhenden Rinderviechern sitzen Menschen auf Stühlen. Ausgestattet mit Löffeln. Auf den Tischen steht jeweils eine leere Schüssel. Dann erscheint eine Horde von Bedienrobotern. Aus Schlaucharmen werden zuerst die vorbereiteten Schalen mit Müsli befüllt und dann mit Milch. Die Geräuschkulisse des folgenden kollektiven Verzehrvorgangs besteht aus dem notorischen Geklimper der Löffel in Porzellangefäßen, aus einem genüsslichen Schlürfen und dem zähneknirschenden Zermalmen des Getreidebreis. Nach dem Erwachen bin ich mit mir selbst uneinig, ob es sich um einen Alp- oder Wunschtraum handelt.

Überraschung

Charles Canary wünscht seinen Lesern ein schönes, langes Osterwochenende. Um etwaige ungewollte Überraschungen beim Verzehr von Schokoeiern zu vermeiden, empfehle ich die erforderliche Vorsicht. Wer würde denn schon gerne die unlängst angeeigneten Isolationsfähigkeiten über die Ostertage auf dem stillen Örtchen anwenden. So käme es dann doch noch – mit einem Jahr Verspätung – zur Osterruhe.

PS: Bereits auf die Vorabveröffentlichung des Beitrags gab es einige sorgenvolle Kommentare meiner Leser. Ob ich denn da nicht ein zu tristes Bild über unsere Ernährungssituation dargestellt hätte. Und daher biete ich eine gedankliche Ergänzung der Kuhstallszene. Die Bedienroboter verfügen über mehrere Schlaucharme. Das Müsliangebot wird um mehrere Getreidesorten erweitert: Hafer, Dinkel, Roggen, Gerste und Weizen. Wahlweise wird Milch, Joghurt oder auch Quark kredenzt. Zur Geschmacksverfeinerung sind auch noch Samen und Kerne verfügbar: Hanf, Sesam, Kürbis, Sonnenblume und sogar Chihuaha – äh Quinoa.

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Beitragsbild:

Danke an Lisa Fotios