Zusammenfassung zur Arbeitsmarktprognose vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB

Es gibt eine sehr interessante neue Arbeitsmarktprognose vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung für 2020/21.

Insgesamt ergibt sich danach für die Beschäftigung *fast* ein "V" (Abbildung 1), aber mit erstaunlichen Verschiebungen (Abbildung 2).

Abb. 1: Erwerbstätige und Arbeitslose in 1.000 (saisonbereinigte Monatswerte), Quelle: IAB

Wer baut Jobs ab, wer baut auf?

Erwartungsgemäß gibt es 2020 starke Verluste im Gastgewerbe und es wird keine Erholung in 2021 geben. Viele Jobs in der Gastronomie sind also erstmal verloren.

Abb. 2: Zahl der Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen, 2016 bis 2021

Ebenso starke Verluste gibt es 2020 im Verarbeitenden Gewerbe, die sich 2021 sogar noch fortsetzen werden.

Das Sorgenkind ist die Autoindustrie laut Studienautor Enzo Weber.

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Welche Branchen bauen dagegen Jobs auf, so dass es insgesamt zu einem "V" kommt?

Laut IAB hängt der Wiederaufstieg an vier Branchen:

1. Bau (+26T Jobs in 2021)
2. Unternehmens-DL (+41T)
3. IKT (+48T)

und allen voran

4. Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit (+192T)

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Alle vier Branchen gewinnen schon seit Jahren Jobs hinzu. Das ist ganz normaler Strukturwandel.

Aber es ist bemerkenswert, dass nun 62% des Wiederaufstiegs des deutschen Arbeitsmarktes nach Corona an einer Branche hängen könnte, die stark vom öffentlichen Dienst geprägt ist.

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Was folgt aus diesen Zahlen, wenn sie sich in der Tendenz bewahrheiten, für die Wirtschaftspolitik?

Ich glaube zwei große Herausforderungen ergeben sich:

A) Ein Mismatch auf dem Arbeitsmarkt
B) Implikationen für die Haushaltspolitik

A) Mismatch auf dem Arbeitsmarkt
Frühere "Autoschrauber" werden kaum zu Erziehern oder Altenpflegern umschulen. Diese Jobs müssen also anders gefüllt werden, z.B. mit Berufseinsteigern.

Das wirft die Frage auf: Was wird dann aus den "Autoschraubern" (und den Regionen, wo es viele "Schrauber" gibt)?

B) Implikationen für die Haushaltspolitik
Wenn der Aufschwung zu 62% an Jobs im oder nahe zum öffentlichen Dienst hängt, dann ist klar was passiert, wenn wir zu früh mit der Haushaltskonsolidierung beginnen, ehe Jobs auch in der Breite in anderen Bereichen entstehen:

Dann fällt das schöne "V" am Arbeitsmarkt nämlich aus.

Fazit

Viele Wirtschaftsindikatoren entwickeln sich momentan recht positiv und es gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus (immer unter der Annahme, dass es keine große zweite Welle mit neuem Lockdown usw. gibt).

Aber vorbei ist die Corona-Krise noch lange nicht.