Am Samstag fand eine gar wundervolle Demo statt. Ein Redebeitrag hat mir ganz besonders gefallen. Und da es vielen so ging - habe ich die Autorin https://twitter.com/VevalingJ gefragt, ob ich ihn hier online stellen darf. Alle Credits und sollte jemand hier spenden gehen an Veva.
Here we go:

Poverty Slam



Man wirft uns vor wir wollen zu viel.


Was ist denn schon Armut?

... so vom Gefühl her.

Arm, hier, irgendwer?


Ihr bekommt doch alles vom Staat, heißt es oft

Neiddebatte, Ärger und Zoff.


Die Hilfen in den Arsch geschoben,

Faul, Asozial, Abgehoben

müsst ihr doch mal was leisten

so scheint es, denken die meisten

und vergessen dabei eines:

Armut ist nichts Feines.


Armut ist nichts, was man freiwillig wählt!


Dass es an allen Ecken und Enden fehlt...

Dass selbst der Alltag einen so quält

Dass immer im Hintergrund irgendwas schwelt...

... man nur beschäftigt ist Löcher zu flicken...

Sich immer tiefer in "Schuld" zu verstricken...

... zu schauen wo man noch sparen kann:

Heizung aus, keine Lichter an.


Von Familie und Freunden schon lange vergessen,

deren Leben halt weitergeht unterdessen.

Immer mit Stigma und Scham behaftet.

Verurteilt, wenn man es nicht verkraftet.


Das ewige Aushalten müssen.

Leben im Ungewissen.

Immer die Frage wie's weitergeht.


Armut bedeutet auch konkret:

Das Gefühl, nie genug, niemals "richtig" zu sein.


SO werden Menschen mit der Zeit klein.


Träume und Wünsche verschwinden dann einfach.

Ziele und Auswege fallen flach.


So sehr mit dem Überleben zu tun...

Niemals Zeit sich auszuruhen...

"Lehrjahre sind keine Herrenjahre!"


Es stellt sich immer wieder die Frage:

Streng' ich mich nur nicht genügend an?

Gibt's was, was ich  NOCH tun kann?

Habe ich irgendwas übersehen?

Ist da ein anderer Weg, für mich, zu gehen?

Liegt es an mir, kann ich es nicht sehen?


War ich einfach nicht genug?


NEIN.



Was gegen mich spricht, das hat System,

das gebaut wurde um unbequem,

strafend, abschreckend, feindlich zu sein

Man lässt ja nicht einfach Jeden rein

in die Soziale Hängematte

von der eine reiche, sichere, satte

Gesellschaft so gern fabuliert.


Weil, dir wär das ja nie so passiert.

fu hast  ja einen Job, hast Hilfen, Kontakte

du liefert ja Leistung!

Sieh her, meine Akte!

Du trägt ja einen Teil dazu bei...


Und warum ist dein Beitrag mehr wert als meiner?

Warum hast du Geld verdient

und ich nicht?

Die Würde des Menschen ist unantastbar

es sei denn, dass man mit Konventionen bricht


Wer Krank ist, pflegen muss, Kinder hat,

den eigenen Weg nicht zu finden vermag,

Verlust, Abhängigkeit, Schicksalsschläge.

Klima, Corona, So viele Wege

führen in die Armut!

Oft unverschuldet verliert man den Mut.


Man wirft Armen vor, sie wären zu teuer.

Du finanzierst mit deiner Steuer meine faule Haut,

hast dir deine Position aufgebaut,

hast so hart geschuftet,hast es geschafft,

dir deinen Wohlstand zusammengerafft...


Und willst den jetzt nicht teilen, weil:

"dich könnte das ja nie ereilen."


wir Armen sind alle selber Schuld!


Mit Fleiß, harter Arbeit und Geduld

ließe sich Armut überwinden

und immer für jeden ein Ausweg finden.

Man müsse es ja nur wollen.

und Luxus sei eben nicht für jeden.


Missverständnis.



Wir wollen nur leben!

Wir fordern die Menschenwürde zurück.

Akzeptanz

Teilhabe

Wege zum Glück.

zurück in die Normalität.


Aber nicht von Einsamkeit, Mangel geprägt,

sondern Brücken bauen, anstatt wegzustoßen.

Lösungen finden, bei kleinen wie großen

Hürden dies zu überwinden gilt.

Sind wir als Gesellschaft nicht gewillt

den Hass, das Leiden zu beenden?

Denen die's brauchen Hilfe zu spenden?


Ein Leben in Würde, Hand in Hand,

geeint als starkes, reiches Land

ohne Raum für Spaltung und Hetze

getreu unserem Grundgesetze?


Doch schaffen wir das nicht allein.

Drum simmt ihr hier und jetzt mit ein

In unseren Protest

Auf dass ihr nie vergesst:



Armut bedeutet Leiden.


Das Ausmaß an Scham, an Angst, an Verzicht,

könnt ihr euch nicht vorstellen, das kennt ihr so nicht.

Ausgegrenzt bis das Herz zerbricht

Das eigene Leben passt einem nicht

Kleider zu eng, zu kaputt, zu weit...

Nur eigene Gedanken zum Füllen der Zeit.

Kein Sport, kein Friseur, Kein Kaffee, kein Kuchen...

Dafür im Prospekt Angebote suchen

Kaputtes ersetzen? einfach nicht drin:

Das geht noch ein bisschen, so komm ich schon hin.


Bis man sich jede Freude versagt,

sich weiter zurückzieht, Tag für Tag

von vornherein weiß, man kommt nicht mit.

Sich einigelt, absondert, Schritt für Schritt

und anfängt die Urteile, Lügen zu glauben:

Dass Armutsbetroffene einfach nichts taugen.


Ein Märchen, das mancher ein Leben lang hört,

Das Träume, Mut, Existenzen zerstört.

Nicht fördern, nicht halten, nicht zuhören, nicht heilen?

Von einem Unglück ins nächste eilen!


Hilflos, ohnmächtig vom Mahlstrom erfasst

wiegt jeden Tag etwas schwerer die Last,

die alle Betroffenen schultern sollen,

ohne zu murren, ohne zu grollen.


"Du hast doch noch jenes, du brauchst dies doch nicht.

Ich schaffs doch auch ohne?

Üb' dich in Verzicht!"


Für Armutsbetroffene gibt's keine Rechte.

Ein jeder denkt und sieht nur das Schlechte.


Das Geld, das nicht da ist, trübt euren Blick

auf den Menschen, die Seele, des Einzelnen Glück,

wir alle wollen doch auch nur ein Stück

von dem was für so viele Alltag ist,

dem keiner noch große Bedeutung beimisst:


Kultur, Teilhabe, Mobilität,

vielleicht auch nur, dass man versteht

dass Arme auch nur Menschen sind.

und Wohlstand vergehn kann, ein Fähnchen im Wind.


Denn wenn man stets genügend hat,

die Wohnung warm, der Kühlschrank voll

Hobbys, Urlaub, Auto,

toll,

wenn alles eben immer reicht

dann sagt es sich natürlich leicht:

"Sowas kann mir nie passieren!"



Stattdessen:

Beiläufiges nach-unten-treten,

zu denen die um Hilfe beten!

"Deine Armut kotzt mich an", sie interessiert mich

nicht.


Wie solln wir so zusammen stehen?

Gerechte, neue Wege gehen?

Statt Spaltung Solidarität?

für euch ist es noch nicht zu spät!


ich steh hier heut nicht nur für mich.

denn morgen trifft es vielleicht Dich.

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