"Woodstein!" halt es nach, wenn im Film "Die Unbestechlichen" der Watergate-Skandal von Bob Woodward und Carl Bernstein nacherzählt wird. Im Nachklang zur Befreiung Europas wird auch die USA demokratischer. John F. Kennedy von den Soviets unterschätzt hält nicht nur dagegen in der Kubakrise, sondern seine Leute ziehen in den rassistischen Süden und das Kino erzählt diese Geschichten dann nach. Freiheit für jedermann ist quasi der Schlachtruf.

Es ist die Basis der freiheitlich demokratischen westlichen Gesellschaft, die sich gegen die Unfreiheit des Kommunismus aufstellt. Die Deklaration der Menschenrechte wurde zwar von dem meisten Staaten ratifiziert, aber geht im kalten Krieg unter. In der Propaganda des kalten Krieges will aber genau jene Freiheit gelebt werden. Umweltschutz und Schutz des Planeten wird zum Thema. Ja es könnte in der Entwicklung kontrastreicher fast gar nicht sein. Der Dreck und Smog im Osten zu den immer sauber werdenden Städten im Westen.

Mag die DDR jedem einem Arbeitsplatz garantieren, trumpft die BRD mit einem Sozialstaat auf. Je unfreier der Osten wird, desto mehr betont der Westen die Freiheit.

Als Robert Redford im August 1936 in Kalifornien geboren wurde, richtete Deutschland unter den Nationalsozialisten die Olympischen Spiele von Berlin aus. Wenige Jahre später begann das mörderische „Euthanasieprogramm“ des Regimes und 1939 der Zweite Weltkrieg. Redford erlebte diese Epoche nur als Kind aus der Ferne, doch in Europa wuchs eine ganze Generation auf, die zwar noch nicht alt genug war, selbst zu kämpfen, aber das Grauen der Barbarei in ihrer Jugend unmittelbar mitbekam. Genau diese Erfahrung prägte viele, die in den 1970er und 1980er Jahren zu den kulturellen und politischen Stimmen ihrer Zeit wurden.

Nach 1945 standen sich in Deutschland zwei Systeme gegenüber. Die DDR versprach jedem einen Arbeitsplatz und definierte sich als sozialistischer Staat, der Gleichheit garantieren wollte. Doch was auf dem Papier wie Sicherheit klang, bedeutete in der Praxis ein Leben ohne politische Freiheit. Kritik am Staat konnte als „staatsfeindliche Hetze“ verfolgt werden, Oppositionelle landeten im Gefängnis, Umweltverschmutzung durch Braunkohleabbau und Chemieproduktion wurde verschwiegen oder kleingeredet. In der Bundesrepublik hingegen entwickelte sich eine pluralistische Demokratie mit einem Sozialstaat, der die sozialen Härten abfederte, und einem Konsummodell, das Wohlstand und individuelle Freiheiten versprach. Je stärker der Osten die Unfreiheit organisierte, desto lauter betonte der Westen die Demokratie und die Freiheit als sein Fundament.

Auch in den Vereinigten Staaten formierte sich nach dem Krieg ein Bild von Freiheit als politischem Projekt. Präsident John F. Kennedy stellte sich 1962 in der Kubakrise der sowjetischen Herausforderung und manövrierte sein Land aus einer der gefährlichsten Situationen des Kalten Krieges. Gleichzeitig erklärte er 1963 die Bürgerrechte zu einer moralischen Verpflichtung und bereitete den Boden für den Civil Rights Act. Martin Luther King rief im selben Jahr in Washington seinen Traum von Gleichheit aus – vor 250.000 Menschen, die seine Rede zu einem globalen Symbol für Freiheit machten. Die 1960er Jahre in Amerika waren geprägt von der Konfrontation mit eigenen Widersprüchen: einerseits Führungsmacht der „freien Welt“, andererseits ein Land, in dem Rassentrennung, Diskriminierung und Vietnamkrieg den demokratischen Anspruch infrage stellten.

In den 1970er Jahren bewies das amerikanische System jedoch auch seine Fähigkeit zur Selbstkorrektur. Der Watergate-Skandal, der 1972 mit dem Einbruch ins Hauptquartier der Demokraten begann und 1974 im Rücktritt Richard Nixons gipfelte, zeigte, dass investigative Presse, öffentliche Kontrolle und die Institutionen einer Demokratie tatsächlich in der Lage waren, Machtmissbrauch aufzudecken. Hollywood griff dieses Thema unmittelbar auf: In „Die Unbestechlichen“ von 1976 verkörperte Redford selbst den Reporter Bob Woodward, der gemeinsam mit Carl Bernstein die Machenschaften des Präsidenten offenlegte. Das Kino wurde damit zum Mahner und zugleich zum Ausdruck einer politischen Kultur, die Demokratie als lebendiges Korrektiv verstand.

Auch in der Bundesrepublik spiegelte sich dieser Aufbruch wider. Die Studentenbewegung der späten 1960er, die neue Frauenbewegung, die Anti-Atomkraft-Demonstrationen und die Umweltbewegung prägten eine Gesellschaft, die ihre Freiheit zunehmend als aktives Ringen verstand. Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus, die Teilung des Landes und die Bedrohung durch die atomare Konfrontation machten das Ringen um Demokratie und Menschenrechte umso eindringlicher. Während die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 weltweit ratifiziert war, ging ihr Anspruch im Kalten Krieg zwar oft in ideologischen Gegensätzen unter, doch im Westen war sie zumindest ein lebendiges Bezugssystem für Opposition, Kultur und Politik.

Diese Generation, die noch im Schatten des Krieges aufwuchs, sah in den 1970er und 1980er Jahren, wie ihre Ideale Eingang in Politik und Kultur fanden. Freiheit, Umweltschutz, Gleichheit und das Recht, Autoritäten zu hinterfragen, waren keine Selbstverständlichkeiten, sondern Antworten auf die Erfahrungen von Diktatur und Krieg. Redford selbst stand mit seinen Filmen für diese Haltung: Kino nicht als bloße Unterhaltung, sondern als Medium, das Demokratie und Freiheit sichtbar verteidigt.

Heute, Jahrzehnte später, erleben wir einen paradoxen Moment. Während Freiheit nach 1945 das Gegenmodell zu Faschismus und Kommunismus war, stehen Demokratien nun zunehmend durch Bewegungen von innen unter Druck. In Deutschland hat sich die AfD von einer eurokritischen Protestpartei zu einer rechtspopulistischen, teils offen rechtsextremen Kraft entwickelt, die bei den Landtagswahlen 2024 in Thüringen, Sachsen und Brandenburg zwischen 27 und 32 Prozent erzielte. In den Vereinigten Staaten prägt Donald Trump mit seiner Bewegung weiterhin das politische Klima. Der Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 und die fortgesetzte Delegitimierung von Wahlen durch seine Anhänger zeigen, dass selbst die älteste Demokratie der Welt nicht immun gegen autoritäre Versuchungen ist.

Der Backslash der Faschisten markiert damit einen tiefen historischen Bruch. Die Freiheit, die einst als Antwort auf die Barbarei des Nationalsozialismus und die Unfreiheit des Kommunismus erkämpft wurde, steht heute erneut infrage – nicht mehr durch äußere Feinde, sondern durch Kräfte im Inneren der demokratischen Gesellschaften selbst. Der Kampf um Demokratie ist damit wieder so aktuell wie zu Zeiten, als Redford jung war und seine Generation sich schwor, dass sich die Barbarei nicht wiederholen dürfe.

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