Die Landwirte in Deutschland bekommen jährlich ca. 2,6 Milliarden Euro Subventionen, von denen die für den Agrardiesel ca. 440 Millionen Euro ausmachen (Quelle: Statista).

Die Parteien CSU und CDU, die von den Landwirten mehrheitlich gewählt werden, stellten von 2008 - 2021 die Bundesminister für Landwirtschaft. Der Posten wurde dann in der neuen „Ampel”-Regierung Ende 2021 durch einen Politiker der Grünen übernommen.

Die Bauern erzielen seit 2022 Rekorderlöse mit über 33% Zuwachs ggü. den Vorjahren (Quelle: Agrarheute). Also beschließt man Anfang 2024 einstimmig(!) im Bundestag, d.h. inklusive der Zustimmung von CDU, CSU und AfD, eine Subvention, nämlich die für den Agrardiesel, schrittweise zu kürzen.

Die Reaktion der Landwirte ist daraufhin, zunächst den Vizekanzler, (also nicht den Kanzler, Agrar- oder Finanzminister,) und ein paar unschuldige Zivilisten zu
bedrohen und zu nötigen. Anschließend legen sie halb Deutschland großflächig und teils mit fraglichen bis unrechten Mitteln lahm, beschimpfen und bedrohen die Regierung, insbesondere die zweitstärkste Fraktion, und konfrontieren die Bevölkerung mit ihren Gewalt und Umsturzfantasien.

Dabei lassen sie sich zum einen von der CDU/CSU feiern, die durch Beschlüsse seit dem „Katastrophenjahr” der Landwirtschaft 2018 die Agrarwende zugunsten von Großbetrieben blockiert hat sowie von der sehr rechten AfD, deren Parteiprogramm deutlich gegen jedwede Subvention ist. Von der Unterwanderung und teilweisen Mitgestaltung der Proteste durch diese Partei und deren teilweise rechtsradikalen Anhängern, schaffen sie es nicht, sich zu schützen oder gar klar abzugrenzen. Kleinbauern bleiben teils kopfschüttelnd Zuhause. Stattdessen hängen sich Spediteure und Handwerker, ohne verständliche Begründungen und mit komplett eigenen Anliegen an den Protest an. Bestenfalls verwässern sie den Inhalt, aber eigentlich reduzieren sie die Proteste auf einen antidemokratischen gemeinsamen Nenner, der sich in der Bedrohungen und einer entsprechenden Symbolik gegen die Regierung niederschlägt.

Die großen Verlierer dieser Proteste sind letztendlich nicht nur die Kleinbauern, die sich von den großen Agrarkonzernen mitschleifen lassen oder mit vernünftigen Ansichten hinter der Masse des Mobs untergehen, sondern vor allem alle anderen Versorger der Nation, die durch die großflächigen und fraglos völlig unverhältnismäßigen und fehlgeleitete Proteste in ihrer Arbeit behindert werden.

Weitere Verlierer sind ironischerweise Speditionen und deren Endabnehmer, wie Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte. Nicht etwa, weil die Herren und Damen Bauern heute mal nichts produzieren, sondern weil sie die Versorgung aktiv und weiträumig blockiert haben. Im Anflug des Größenwahns, trotz massiver Exporte, sehen sie sich als „wichtigsten Versorger des Landes” und die Aktion damit als gerechtfertigt an. Das geht so weit, dass sie teils bei ihren Blockaden selbst entscheiden wollen, welche anderen Personen und Versorger wichtig genug sind, um an ihr Ziel zu kommen. Als Krone des Größenwahns regt man sich noch darüber auf, den Bundeshaushalt nicht mitbestimmen zu dürfen.

Dabei können sie offensichtlich weder rückblickend in die Vergangenheit auf die Verfehlungen der letzten Jahre, noch vorausblickend in die Zukunft zur sie bedrohenden Klimakatastrophe sehen, noch in der Gegenwart die Vielfalt des Themas „Versorgung” begreifen.

Natürlich gäbe es etwas zu diskutieren - mit allen Parteien. Wo sind die positiven Anreize, umweltbewusst zu agieren, und wie wurde die derzeitige Alternativlosigkeit zum Diesel mitbedacht? Wie soll der größere Nachteil für Ökobauern beachtet werden uvm.?

Aber eine Diskussionsbereitschaft war seitens der Bauern nicht zu erkennen und Einladungen wurden teils sogar aktiv abgelehnt. Allein die Zeitspanne zwischen Beschluss und Aufstand zeigt dies deutlich - sowie das geringe Interesse daran, mit wem man sich so gemein macht.

Nein, die Kürzung bei den jahrelang aufrechterhaltenen Subventionen sind nicht wenig, auch wenn Subventionen ohnehin keine Selbstverständlichkeit sind, aber Land und Bevölkerung deswegen, direkt in Geiselhaft nehmen zu wollen, dabei mit radikalen Umsturzfantasien und Gewaltsymbolik zu wedeln und mit Rechten gemeinsame Sache zu machen, ist auch keine Kleinigkeit. Das Wort „verhältnimäßig” sollte einem da nicht einmal in den Sinn kommen, geschweige denn ausgesprochen werden.

Die Bauernproteste 2024 sind ein Paradebeispiel einer egozentrischen Mimimimikultur ohne Sinn und Verstand und der Instrumentalisierung einer sich gegenseitig aufstachelnden Masse durch korrupte und/oder rechte Politiker und Gruppen.

Aber wenigstens über eines können wir uns freuen: Im Herbst gibt es in Deutschland wieder richtig dicke Kartoffeln.
🥔🥔🥔

-DailyKaffee

Dir gefällt, was DailyKaffee schreibt?

Dann unterstütze DailyKaffee jetzt direkt: