Sternenkinderfeld als Ort der Trauer und der Bestattungen
Herbolzheim /Kreis Emmendingen (Baden-Württemberg).
Es ist wahrscheinlich unvorstellbar, wenn ein Kind tot geboren wird, dann redet man von Sternenkindern. Und genau hier setzt Herbolzheim an, denn beim Umgestaltungsprozess des Friedhofes hat man jetzt ein Sternenkinderfeld angelegt.
„Wir wollten von einem reinen Ort für Tote hin zu einem Ort für Trauernde“, erklärt Bürgermeister Thomas Gedemer. Für Angehörige, deren Kind in der Schwangerschaft oder bei der Geburt verstorben ist, gab es bisher keine Möglichkeiten, einen Ort zum Trauern zu schaffen. Im Laufe des vergangenen Jahres nun traf sich eine Projektgruppe, die sich planerisch, inhaltlich und gestalterisch diesem Thema angenommen hat.
Mitglieder dieser Projektgruppe waren: Julia Schaub (bis Sommer 2020 Mitarbeiterin im Rathaus), Hans-Jörg Haas (Gartenbauingenieur und Mitglied im Ortschaftsrat Bleichheim) und Christina Gedemer (ehrenamtliche Trauerbegleiterin).
Ort für Liebe und Trauer
Das Sternenkinderfeld ist eine eigene Fläche auf dem Herbolzheimer Friedhof, das ganz besonders angelegt wurde – hier wurde die Arbeit des Betriebshofes durch den Bürgermeister hervorgehoben. Im April 2020 gab der Gemeinderat grünes Licht für dieses Projekt, geplant von Hans-Jörg Haas am oberen Friedhof. Um die Kindergräber herum wurde eine große Kreisfläche geschaffen. In einem Teil des Kreises ist ein Bestattungsort für Neugeborene, die bereits im Mutterleib verstorben sind, angelegt worden. Dieser Teil hat die Form eines Sternes und ist das neue Sternenkinderfeld. Möglich ist für die Trauerenden ebenso, hier Symbole wie Blumen oder Kerzen abzulegen. Durch die Gestaltung des ganzen Feldes in Kreisform und die entsprechende Bepflanzung, ist ein Ort der Ruhe und Besinnung entstanden. Dieser bietet Eltern, Geschwistern, Großeltern und weiteren Angehörigen von verstorbenen Kindern – ein wenig abseits vom Friedhofsgeschehen – einen geschützten Raum für ihre Trauer.
Die Stele als Zentrum
Das Besondere: Der Weisweiler Künstler Bernd Karcher hat für den Mittelpunkt eine Stele geschaffen. Sie ist aus Edelstahl gefertigt und weist die Form einer sich öffnenden Blume auf. Der Edelstahl als kaltes Material weist auf den Tod des Kindes hin, so wie dieser von den Angehörigen empfunden wird. Im Innern des Blumenstils hat der Künstler goldene Farbe verwendet, diese soll die Liebe der Eltern für ihr Kind symbolisieren. Diese Liebe hält über den Tod hinaus. Das Bild der Blume zeigt dabei auf, dass etwas Anderes, Neues gewachsen ist – eine Verbindung zwischen Erde und Himmel. Es ist etwas aufgeblüht, anders als erwartet und erhofft. Dafür steht die blaue Glaskugel aus der Glasbläserei Wolfach, die in der Blüte angebracht ist. Sie weist darauf hin, dass Eltern ihr verstorbenes Kind immer im Herzen tragen und sich immer an ihr Kind erinnern werden. Komplettiert wird dieses Sternenkinderfeld durch Bänke, um hier diese besondere Atmosphäre aufnehmen zu können, inne zu halten oder zu verweilen.
Christina Gedemer betont, dass man dieses Thema nicht totschweigen darf, „es sind viele Eltern, denen das passiert und da fehlt oft ein Ort zum Trauern“. Manche Frauen hätten solch eine traurige Erfahrung ihr Leben lang nicht überwinden können, weil sie einfach schnell wieder in den Alltag zurückgekehrt sind, ohne der Trauer entsprechend Platz einzuräumen.
Ärzte, Kliniken und Hebammen sollen Informationen zum neuen Teil des Herbolzheimer Friedhofs bekommen. Dazu wird es auch einen Flyer geben. Auch Trauerangebote für verwaiste Eltern und Angehörige sollen Teil des neuen Konzepts werden.
Offizielle Eröffnung am 13. Dezember
Am Sonntag, 13. Dezember ist der Weltgedenktag für verstorbene Kinder und auch die offizielle Eröffnung des Sternenkinderfeldes, zu dem auch die Gemeinderäte, die das Projekt tatkräftig unterstützt haben, teilnehmen. An diesem Tag sind die Menschen eingeladen, Kerzen in ihre Fenster zu stellen, um das Gedenken an diese Kinder zu symbolisieren. Auch auf dem Sternenkinderfeld können Kerzen aufgestellt.
Sternenkinder sind Kinder, die während der Schwangerschaft sterben oder still geboren werden. Ein Baby, das tot geboren wird und mehr als 500 Gramm wiegt, wird als Totgeburt bezeichnet; unterhalb dieser Grenze spricht man von einer Fehlgeburt. Mit einem Gewicht unter 500 Gramm sind Kinder nicht bestattungsfähig. Seit 15. Mai 2013 können Eltern von Sternenkindern die Geburt ihres Kindes beim Standesamt anzeigen und ihrem Kind damit offiziell eine Existenz geben. Auch Kenzingen und Offenburg hat ein Sternenkinderfeld.
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