Wieder einmal nötigt mich eine nagende Besorgnis um meine materielle Existenz dazu, mich mit „Stellenangeboten“ zu beschäftigen. Nach einer Stunde „scrollen“ fange ich an zu grollen. Letzteres schreibe ich nur wegen des Reimes.
Wesentlich zutreffender sind „Knurren in Rottweilerqualität“ und „Schimpfen wie der berüchtigte Schiffschaukelbremser“. Zum Spannungsabbau geeignete motorische Reaktionen runden das „Potpourri“ meiner Gefühle ab.
Dass Bewerber mit „will to please“, maximal 25 Jahre alt, mindestens 20 Jahre Berufserfahrung, die brav alles aus sogenannten Ratgebern abschreiben, weil „das zeigt, dass sie sich mit den Regeln vertraut gemacht haben“, die ihre Selbstachtung und 80 % ihres Verstandes beim Eintreten in die Firma am Empfang abgeben, immer gefragter sind, ist ein alter Hut der stinkt wie in Pumascheiße gewälzt.
Ein Arbeitgeber gibt mir also Arbeit, wenn ich Glück habe, mich gut verkaufen kann und fast alle paradoxen Anforderungen erfülle. Dafür gibt er mir Geld. Im Spiel „Geben und Nehmen“ steht es jetzt schon 2:0 für den Arbeitgeber.
Ich hingegen nehme die Arbeit und das Geld. Dann bin ich eine Arbeitnehmerin.
Für JEDEN Job und sei er noch so beschissen, habe ich dankbar zu sein, denn ich NEHME.
Da ist es doch nicht mehr als gerechtfertigt, dass von mir von Anfang an – sprich: bereits in der Bewerbungsphase – etwas Entgegenkommen verlangt wird.
Was mich wirklich auf die Palme bringt, ist die Forderung nach einem „lückenlosen Lebenslauf“.
Hallo? Da draußen jemand zu Hause? Was machen die Risse im Plätzchen? Gewohnheitsrecht? Drauf geschissen!
Mit Verlaub: was zum Teufel gibt Menschen, die Menschen suchen, die für sie arbeiten wollen das Recht, jede verkackte Kleinigkeit oder großartige Ausreißer aus dem Leben des Kandidaten zu erfahren? Es geht sie schlicht und ergreifend NICHTS AN.
LÜCKENLOS? Das kann ich akzeptieren, wenn es um eine Zahnreihen, Aufklärung, Berichterstattung o.ä. geht, das war es dann aber auch.
Menschen, die Menschen suchen, die für sie /mit ihnen arbeiten, haben ein Recht darauf, das in Erfahrung zu bringen, was für den Job/die Aufgabe entscheidend und wichtig ist. Und sonst nichts.
Liebe Leute, die ihr Arbeit zu geben beabsichtigt und ein berechtigtes Interesse habt, Mit-Arbeiter zu finden, die euch den Laden nicht gleich kaltstellen:
Überlegt erst Mal in Ruhe, wen ihr braucht und was ihr braucht. Bitte kommuniziert das verständlich und klar.
Liebe Personaler, gern entscheidet ihr über die Köpfe der Fachabteilungen hinweg. Bitte lasst mal DIE Leute über Einstellungen entscheiden, die jemanden brauchen und in der Regel auch genau wissen, WEN sie brauchen.
Das Gefühl, nicht mehr allmächtig zu sein kann durch die Anerkennung derer "überspült" werden, die einen fähigen Personalchef haben, deshalb wieder Spaß an der Arbeit haben und "IHN" oder "SIE" mit Loyalität und gutem Willen verwöhnen.
Und sonst: Einfach mal mit Bewerbern in Kontakt treten, sie nicht wochen- und monatelang zappeln lassen, klare Worte finden und freundlich bleiben.
Anständig und respektvoll mit Menschen umgehen. Ist nicht so schwer, wie es sich anhört.
Probiert es einfach mal aus.