Nachdem ich viele ekelhafte Tweets unter dem Hashtag "Bundes Not Lüge" gelesen habe, in denen viele Kollegen auf Twitter als bezahlte Pharma-/Bundesregierungs-Bots betitelt wurden, möchte ich eine Geschichte eines Patienten erzählen.
Es geht um Sergej. Ich kenne Sergej seit einigen Jahren persönlich. Seine Angehörigen teilten mir eines Tages mit, dass Sergej trotz Einhaltung der AHAL Regeln eine grippale Symptomatik zeigte. Ein durchgeführter SARS-Cov-2 Antigen-Schnelltest war positiv. Die PCR zeigte ein positives Ergebnis mit einem ct-Wert von 28.
Sergej hatte 3 Tage nach Beginn der Symptome solch eine Progredienz hingelegt, dass er nicht mal seine Notdurft zu hause verrichten konnte ohne mit der peripheren SpO2 auf 71% zu fallen. Die besorgten Angehörigen kontaktierten mich. Sie wollten mich um Rat zum Procedere fragen. Ich hörte Sergej bei dem Telefonat im Hintergrund husten und japsen.
Meine Empfehlung war eindeutig: "Unverzügliche stationäre Einweisung!" Die Kollegen des Rettungsdienstes, die alarmiert wurden, kontaktierten mich telefonisch. Es waren an diesem Tag im Umkreis von 50km ALLE Intensivstationen (ITS) und Isolationsstationen voll. Eine Zwangsbelegung kam nicht in Frage, wer sollte Sergej auch versorgen.
Mit seinen 56 Jahren stand er voll im Leben. Passionierter Motorradfahrer, Genießer guten Essens und guter Gesellschaft, vorbildlich integriert in der Gesellschaft ohne seine Wurzeln verstecken zu müssen. Seit 30 Jahren in ein und demselben Betrieb tätig.
Wohin also mit ihm? Das Krankenhaus, das noch Isolationsplätze und ITS-Plätze hatte war 61km entfernt. Die Sanis entschieden sich zur Sauerstofftherapie, in Rücksprache mit mir. Mein Hinweis bei ausbleibender Besserung unter 15L/min Sauerstoffgabe den diensthabenden Notarzt hinzuzuziehen wurde dankend angenommen.
Da sich Sergej stabilisierte, forcierten die Kollegen den Transport in das entfernte Krankenhaus. Dort angekommen wurde nach ausgiebiger Diagnostik die Indikation zur Nichtinvasiven Beatmung (NIV) gestellt und Sergej auf die ITS verbracht. Dort kämpfte er 7 Tage mit einem Horowitz knapp über 110 unter NIV gegen die Panik, die Ungewissheit und die quälende Atemnot. Die Sedierung konnte das etwas kupieren. Er war die ganze Zeit extrem Compliant und folgte allen Anordnung und Anweisungen mit Unterstützung der Pflegefachkraft (PFK).
Am 8. Tag riss sich Sergej in einer Panikattacke während der Bauchlage unter NIV die Maske vom Gesicht. Dann ging alles ganz schnell: SpO2 fiel, noch mehr Panik, alle Alarme schrillten los, Tachykardie, Hypertonie und diese unbändige motorische Unruhe...
Die Blutgasanalyse (BGA) verhieß nichts Gutes. Horowitz 65. Nach der COVID-RSI (Rapid Sequence Intubation) dauerte es 5min, bis Sergejs Körper ein akzeptables Oxygenierungslevel erreichte. Die respiratorische Azidose auf Grund der Hyperkapnie (erhöhten Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut) erleichterte die Situation nicht. Kurzzeitig entgleisten die Elektrolyte, die Nieren stiegen aus und es sah katastrophal aus...
Das ITS-Team kämpfte weiter. Sergej ist jetzt ein 18h Bauch- und 6h Rückenlieger.
Seine Werte lasse eine verhalten positive Tendenz erahnen.
Mich laschen diese unsäglichen Kommentare "Die sind von der Pharma bezahlt", "Das sind Regierungsbots", "Zeugen Coronas" einfach nur an.
Als Arzt darf ich mir bei der Versorgung von Covidioten keine Unterschiede erlauben. Jeder wird gleich behandelt.
Das ganze nicht an sich heranzulassen nach >12 Monaten Vollgas, ist für mich unmöglich. Wer das kann, den beneide ich.
Abschließend möchte ich an jeden einzelnen Leugner und Schwurbler ein herzliches "pierdol sie" loswerden.
Habe fertig.