Meine Antwort an Frau Eckenfels


Liebe Frau Eckenfels, vielen Dank für diesen Text. Ich teile vieles. Insbesondere ihre Prämissen zu 100%. Ich finde ebenso, dass entsprechend Kritik an der Aktion der Schauspieler nachvollziehbar und gerechtfertigt ist. Ich verstehe allerdings nicht, warum sie die Welt in Gut und Böse teilen. Da bin ich ich vollkommen anderer Auffassung. Insbesondere unser beider gemeinsamen Ausgangslage: "Ohne Panik, aber mit Weitsicht, Umsicht, Empathie, Mitgefühl und Verstand" sollte doch zunächst einmal ganz andere und viel einflussreichere, von Ihnen allerdings uneingeschränkt gelobte Protagonisten ins Visier ihrer Kritik nehmen. Wissenschaftler, Medien und viele Politiker haben in den vergangenen 12 Monaten genau diese Attribute vermissen lassen. Vielmehr wurden wir alle teilweise bewusst mit immer wieder neuen Bedrohungsszenarien konfrontiert, die nichts von Weitsicht , Umsicht oder Verstand vermittelt haben. Die AFD ist mir so fern wie Ihnen auch! Und auch ich bin ein Anhänger eines gut durchdachten und organiserten Social Distancing. Nur das zur Klarstellung. Gerade aber in diesen schwierigen und unsicheren Zeiten gilt es immer wieder auch den Kontext der Gefahrenlage ehrlich und realistisch zu kommunizieren und nicht das Brennglas einzig und allein auf Intensivstationen, Insidenzwerten und drastische Krankheitsverläufe auszurichten. Noch vor sechs Wochen hat Frau Merkel gesagt: "Wir befinden uns am Anfang einer neuen Pandemie"! Britische Mutanten waren die Vorlage für ihre hochgelobten Wissenschaftler und deren Modellrechnungen 100000 Infektionen täglich für nach Ostern vorauszusagen. Das hatte mit Umsicht nichts zu tun.
Und noch was: Warum wurde seit einem Jahr nichts dafür getan, dass unser Gesundheitssystem stärker ausgebaut wird. Mehr Personal, höhere Gehälter, bessere Ausstattung? Warum haben wir nicht von Anfang an den Impfstoff ausreichend bekommen, der in Wahrheit der einzige echte Schutz ist vor Ansteckung und Verbreitung? Warum haben wir keine Daten darüber, wieviel z.B. Lehrer, Flugbegleiter/innen, Strassenbahn- und U-Bahnfahrer, Supermarktkassierer/innen, sich angesteckt haben? Warum sind so wenige Vergleichsstudien über das Verhalten des Virus in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, sozialen Brennpunkten, auf Fussballplätzen oder vieles mehr unternommen worden. Warum gibt der Staat der Lufthansa viele Millionen, ohne z.B die weiter bezahlten Flugbegleiter in die Krankenhäuser und Pfelegheime zur Unterstützung zu schicken. Panik, Angst und Lockdowns sind nicht die einzigen Mittel, die wir nutzen können um das Virus in den Griff zu bekommen. Warum werden so wenige Ideen und Aktionen präsentiert, die unser aller Immunsysten stärken. Es ist doch offensichtlich, dass hier die Schwachstelle ist, an der das Virus andocken kann. Ernährungkonzepte , Sportaktivitäten, Bewegung, Tanzen, Lachen und so Vieles mehr sollte gerade jetzt gefördert werden. Stattedessen werden wir zur Trägheit und Depression erzogen. ^Warum geht ihre Kritik nicht an all diejenigen, die dafür verantwortlich sind? Warum haben sie sich mit ihren wirklich guten Thesen nicht schon viel früher an die Regierenden gewandt? Warum argumentieren Sie ausschliesslich gegen diejenigen, die nach einem so schwierigen Jahr mal ihrem Frust auf künstlerisch ironische Weise Luft machen. Warum gehen Sie mit ihren sinnvollen Argumenten nicht gegen die seit einem Jahr teilweise hysterische Jojo-Presse vor? Warum kämpfen Sie nicht für Vernunft und Klarheit in der Kommunikation der Entscheider, sondern meldet sich erst jetzt zu Wort? Der Krankenhausbetreiber Helios hat stolz verkündet, im letzten Jahr 10% Personal abgebaut zu haben. Warum hat unser Gesundheitsminister das zu gelassen. Ich verstehe nicht, warum so intelligente und feinfühlige Menschen wie Sie, Realitäten einfach ausblenden und ihre Kritik gutmenschlich verpackt, nur auf eine Gruppe ausrichten, die sicherlich übertrieben überspitzt und vielleicht auch nicht fair ihr subjektives Leid unterhaltsam und zweifellos mit Humor, ausgedrückt hat. Corona macht wohl auf einem Auge blind.

Herzliche Grüße (bitte entschuldigen Sie, ich habe diesen Text einfach runtergeschrieben und nicht mehr korrigiert) Gil Bachrach