Berlin - Dienstag, den 08. Februar 2022 ‌‌|#Lauterbach #Söder #Wendepunkt


In der heutigen Ausgabe #CoronaUpdate: Was Karl Lauterbach an den Aussagen von Söder kritisiert, warum Lothar Wieler von einem Wendepunkt spricht und was hält die Präsidentin des VdK von Söders Plänen?              Dies und mehr - heute.

Lauterbach übt deutliche Kritik an Markus Söder

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz des Robert-Koch-Institutes, in Form des Präsidenten Lothar Wieler, und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) übte der Letztgenannte deutliche Kritik an dem bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). Mit der Aussetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht habe Söder ein "gefährliches Signal" gesetzt und würde den Eindruck vermitteln, dass "der Protest gegen die einrichtungsbezogene Impfpflicht auf der Straße" wichtiger sei "als der Schutz der Menschen, die hilflos auf eine gute Versorgung warten", so Lauterbach.

Wenn ein Ministerpräsident einfach sage, sein Bundesland werde ein geltendes Gesetz nicht umsetzen, sei dies nur "schwer zu vermitteln". Lauterbach hoffe noch auf eine Lösung, zwischen Bund und Ländern, welche eine Umsetzung der Impfpflicht möglich mache.
Aus seiner Sicht sei es zudem nicht vertretbar, wenn, medizinisches Personal eine Corona-Impfung ablehne. "Es kann nicht angehen, dass die Mitarbeiter in diesen Einrichtungen sagen: Wir akzeptieren den westlichen Wissensstand nicht, ich glaube nicht an die Impfung." Lauterbach fügte hinzu, dass dies "für medizinisches Personal keine wirklich vertretbare Position" sei.

Während der Pressekonferenz stärkte er zudem sehr demonstrativ den Rücken von Lothar Wieler, in dem er sagte: "Herr Wieler hat mein volles Vertrauen".

Wieler wurde zuletzt für die Entscheidung den Genesenenstatus zu verkürzen stark kritisiert. Unter anderem zeigte die FDP-Fraktion offen, was diese davon hielt. Die Regierung wirkt in dieser Frage sehr gespalten.

Lothar Wieler: "stehen vor einem Wendepunkt"

Laut Lothar Wieler würden wir aktuell "vor einem Wendepunkt" stehen, auch wenn die Fallzahlen und Aufnahmen in Krankenhäusern weiter steigen. Er zeigte sich optimistisch, "dass wir die Omikron-Welle bald überstanden haben, auch wenn der Höhepunkt der Welle noch nicht erreicht ist". Im Vergleich zur Delta-Variante seien wir "vergleichsweise gut durch diesen Sturm" gekommen.

Bisher wurden vor allem Jüngere infiziert, doch nun steigen bei den Älteren die Inzidenzen langsam an. Aus diesem Grund sei es für eine Entwarnung noch zu früh. Laut Wieler müsse man die Ansteckungen weiter verlangsamen, damit vulnerable Gruppen und die kritische Infrastruktur geschützt werden könne.
"In wenigen Wochen haben wir die Omikron-Welle überstanden. Bleiben wir ruhig und achtsam und aufmerksam. Und dann können wir uns entspannt auf Ostern freuen", sagte er weiter.

VdK: Aussetzung der Impfpflicht würde Menschenleben gefährden

Der bayrische Alleingang wird vom Sozialverband VdK stark kritisiert. Die Aussetzung der Impfpflicht würde Menschenleben gefährden, so die VdK-Präsidentin Verena Bentele gegenüber der NOZ.
Die Aussetzung des Gesetzes sei in etwa so, als wenn man "Park- und Halteverbot bei Feuerwehrzufahrten" aufheben würde, nur "weil es zu viele Autos und zu wenig Parkplätze in Großstädten gibt".

Unverständnis zeigte die VdK-Präsidentin auch im Hinblick auf den Umstand, dass das Gesetz durch den bayrischen Ministerpräsidenten mit verabschiedet wurde und "nun nonchalant durch die Hintertür" ausgehebelt werde. Laut Bentele zeuge dies von einem "erstaunlichen Demokratieverständnis".

Markus Söder (CSU) sprach am gestrigen Montag davon, dass es "großzügigste Übergangsregelungen" bei der Erfüllung der Impfpflicht geben solle. Im Grunde sprach Söder damit von einer Aussetzung der Pflicht. Den Zeitraum, in welchem diese "Übergangsregelungen" gelten werden, konnte Söder nicht sagen. Er meinte lapidar, dies werde man dann sehen. Zur Begründung verwies Söder auf die personelle Situation. Manche Lobbyverbände befürchten, dass es bei einer Umsetzung der Impfpflicht zu stärkeren Engpässen kommen könnte. Wirklich belastbare Quellen gibt es dafür jedoch nicht. Konkrete Zahlen darüber sind dem Bundesgesundheitsministerium unbekannt.

Eigentlich sollte die einrichtungsbezogene Impfpflicht ab dem 15. März bundesweit gelten. Mitarbeitende in Krankenhäusern, Alten- & Pflegeheimen und Behinderteneinrichtungen sollten dem Arbeitgeber bis zu diesem Termin einen Nachweis über den Impf- oder Genesenenstatus vorlegen. Menschen, welche nicht geimpft werden können, hätten darüber einen entsprechenden Nachweis vorzulegen.

Im Infektionsschutzgesetz ist dies vorgesehen, genau so sollten Arbeitgeber die Gesundheitsämter informieren, falls diese Nachweise nicht vorgelegt werden. Anschließend wäre es den Ämtern möglich, ein Beschäftigungsverbot für die entsprechenden Personen auszusprechen.

Bayrische Zahnärzte befürworten Entscheidung von Söder

Die Zahnärzte in Bayern begrüßen die Ankündigung des Ministerpräsidenten Markus Söder zur Aussetzung der Impfpflicht. Wie die Bayerische Landeszahnärztekammer (BLZK) und die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns (KZVB) mitteilten, wäre die Personalsituation schon jetzt angespannt.

"Jede zahnmedizinische Fachanstellte, die wegen der Impfpflicht den Beruf aufgibt, ist eine zu viel", so Christian Berger, Präsident der BLZK und Vorsitzender des Vorstands der KZVB. (Rechtschreibfehler war in der Äußerung enthalten. Aus rechtlichen Gründen müssen Zitate korrekt übernommen werden, auch wenn diese Fehler enthalten)

Beide Verbände seien sich darüber einig, dass eine einrichtungsbezogene Impfpflicht nur in Verbindung mit der allgemeinen Impfpflicht umgesetzt werden sollte. Man sehe sich zudem mit den Schutz- und Hygienemaßnahmen gewappnet.

Gesundheitspolitiker Dahmen warnt vor "falschen Hoffnungen"

In der Debatte um Lockerungen von Coronamaßnahmen warnte der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen davor, dass man falsche Hoffnungen schüre. Auf ein festes Datum für mögliche Öffnungen sollte man bei der Erarbeitung von Lockerungsperspektiven verzichten, eher müsse dies von Pandemiedaten geleitet sein, so Dahmen gegenüber der Zeitung Rheinische Post.

Als Beispiel für diese Daten nannte er die Auslastung von Betten auf Normal- und Intensivstationen, Personalverfügbarkeit im Gesundheitswesen und tagesaktuelle Hospitalisierungsinzidenz. "Wir brauchen eine realistische Perspektive anstatt falsche Hoffnungen zu machen", so Dahmen.

Gerade im Bezug auf die Hospitalisierungsrate gab und gibt es Probleme, da die Meldung dieser oft verzögert geschieht und damit nicht zuverlässig ist. Eine Auslastung der Normalstationen wird in Deutschland bis heute nicht zentral erfasst.

Lauterbach rechnet mit neuen Mutationen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geht davon aus, dass es in Zukunft neue Corona-Mutationen geben werde. Dem Stern sagte er: "Im Moment hat das Virus die besten Bedingungen, sich weiterzuentwickeln. Dass bei diesen hohen Infektionszahlen keine Mutationen entstehen, ist epidemiologisch undenkbar". Lauterbach, welcher selbst Epidemiologe ist, will jedoch nicht zu pessimistisch in die Zukunft blicken und glaubt auch dieses Jahr an einen "Super-Sommer".

RKI meldet 169.571 Neuinfektionen

Innerhalb von 24 Stunden wurden 169.571 Neuinfektionen registriert. Weiterhin gibt es eine Steigerung bei den Infektionszahlen, so gab es vor einer Woche 162.613 Fälle. Der durch das Robert-Koch-Institut (RKI) bekanntgegebene Sieben-Tage-Inzidenzwert steigt heute auf einen Rekordwert von 1.441 (Vortag: 1.426). Vor genau einer Woche lag der Inzidenzwert bei 1.206,2. ‌‌Bereits seit dem 30. Dezember steigt der Sieben-Tage-Inzidenzwert kontinuierlich an.                        

Nach den Angaben des Robert-Koch-Institutes gab es in den letzten 24 Stunden 177 Todesfälle, welche in Verbindung mit der Coronainfektion stehen. In Deutschland gab es im Zuge der Pandemie bereits 118.943 Tote.

Wegen der aktuellen schlechten Meldelage, sowie der regionalen Überforderungen von Laboren, gehen Experten von einer deutlichen Unterfassung der Zahlen aus.

Übersichtskarten

Weitere Daten für alle Länder, Kreise und kreisfreien Städte finden sich in den nachfolgenden Karten:‌‌
Zwischen den einzelnen Karten lässt sich per Klick wechseln, dafür einfach auf die gewünschte Karrte klicken (zum Beispiel Kreis). Die Karten laden dann automatisch (in Einzelfällen kann dies einige Sekunden dauern).‌                              

Hospitalisierungsinzidenz steigt deutlich an

Die Hospitalisierungsinzidenz bei allen Altersgruppen steigt heute deutlich an: Besonders bei den Personen ab 60 Jahren, diese liegt heute bei 10,25. Der Gesamtwert (Durchschnitt) bei 5,60.

Die Montagswerte lagen bei 5,41 (Freitag: 5,45) und für die Personengruppe ab 60 Jahren bei 9,56 (Freitag: 8,27).

Hospitalisierungsinzidenz bezieht sich darauf, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Situation auf den Intensivstationen:

‌‌(ONS) - In der Bundesrepublik Deutschland werden 2.339 (Montag: 2.302) erwachsene Covid-Patienten auf einer ITS behandelt, davon 50,11 Prozent invasiv beatmet (1.172 Personen). ‌‌‌‌Für Covid-19-Fälle liegt die freie Kapazität bei 1.328 (Mo.: 1.412). ‌‌‌‌Die deutschlandweite Notfallreserve beträgt 8.237 Betten, welche innerhalb von sieben Tagen aufstellbar wären (Mo.: 8.260). Insgesamt sind 18.848 von aktuell 21.985 Intensivbetten belegt.³ Die Auslastung der Betten (Belegung) lag um 8:05 Uhr bei 82,81 Prozent (letzte Woche Dienstag: 81,75 Prozent).

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² Nachmeldungen (der Todeszahlen) sind möglich und es können Nachmeldungen enthalten sein

³ Stand der ITS-Daten 08.02.2022 08:05 Uhr

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Das Beitragsbild ist ein Symbolbild: Orginal von Stephan Röhl - Heinrich-Böll-Stiftung | Rechte: CC BY-SA 2.0

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