Berlin - Freitag, den 24. September 2021 |
@Berlin #Inzidenzwerte #FreedomDay
#Inzidenz #Corona #CoronaUpdate #Intensivstationen

  • Hohe Inzidenzwerte bei Kindern und Jugendlichen
  • "Freedom Day"-Debatte ist verfrüht
  • RKI meldet 9.727 Neuinfektionen - Sieben-Tage-Inzidenzwert sinkt erneut leicht
  • Update aus der Hauptstadt
  • Situation auf den Intensivstationen

Hohe Inzidenzwerte bei Kindern und Jugendlichen

In der Auswertung der Inzidenzen nach dem Alter, welche durch das Robert-Koch-Institut einmal in der Woche veröffentlicht werden, sah man schon in der vergangenen Auswertung einen kleinen Knick nach unten. Die aktuelle Welle flacht etwas ab, jedoch in den verschiedenen Altersgruppen recht unterschiedlich. In der gesamten ersten Grafik (0-39) sanken die Inzidenzwerte.

Aktuell sind die Sieben-Tage-Inzidenzwerte bei den Kindern und Jugendlichen besonders hoch. In den Altersgruppen 0-4; 5-9; 10-14 und 15-19 finden sich jeweils die höchsten Inzidenzwerte, diese reichen von 142 bis 196. Zum Vergleich der Inzidenzwert für alle Gruppen zusammen liegt bei gerade einmal 74 Infizierte pro 100.000 Einwohner (Durchschnittswert).

In der zweiten Grafik (40-90+) sanken die Inzidenzwerte, ausgenommen bei der Gruppe 90+. In dieser Bezugsgruppe stiegen (als einzige Vergleichsgruppe) die Inzidenzwerte, was bisher jedoch eher moderat geschah. Von 43 in der Kalenderwoche 36 stieg der Wert auf 49 in der Woche 37. Bei den über 90 Jahre alten Patient*innen stieg die Inzidenzkurve immer wieder an, diese Entwicklung könnte auf Ausbruchsgeschehen in Einrichtungen der Altenpflege zurückzuführen sein.

Was ebenso auffällig ist: Während in der ersten Grafik die meisten Altersgruppen weit über dem Gesamt-Inzidenzwert liegen, so ist dies in der zweiten Grafik umgekehrt. Die hohe Infektionslast findet sich scheinbar hauptsächlich bei den jungen Menschen. Das könnte zum einem an den fehlenden Impfschutz für Kinder bis einschließlich dem elften Lebensjahr liegen und zum anderen an fehlenden Schutzmaßnahmen in den Kindertagesstätten und Schulen. Bei den jungen Erwachsenen ist ein vermehrter Kontakt anzunehmen, als bei den Personen über 45 bis 50 Jahren.

Was jedoch aktuell immer noch wichtig ist: Die Hospitalisierungsrate bei den Personen von 60-70 Jahren liegt bei 1,97. Besonders hoch ist dieser bei Menschen über 80, hier liegt dieser Wert bei 4,23. Aber: Die Kinder bis 4 Jahren sind deutlich häufiger in den Kliniken zu finden, als Kinder über 5 Jahre. Die Rate bei der jüngsten Altersgruppe liegt aktuell bei 1,21 (Kinder pro 100.00).

Lehrerverband fordert: Keine Aufhebung aller Maßnahmen vor dem Frühjahr! | Corona Update 23.09.2021
Lehrerverband fordert: Keine Aufhebung aller Maßnahmen vor dem Frühjahr! +Impfquoten: Ein Überblick - Antwort des BMG +RKI meldet 10.696 Neuinfektionen - Sieben-Tage-Inzidenzwert sinkt leicht +Update aus der Hauptstadt +Situation auf den Intensivstationen
Impfquoten: Ein Überblick - Antwort des BMG

"Freedom Day"-Debatte ist verfrüht

Die Inzidenzwerte und die Hospitalisierungsrate zeigen, dass die Debatte um den sogenannten "Freedom Day" völlig verfrüht geführt wird. Das Infektionsgeschehen bei den Kindern und Jugendlichen ist aktuell sehr hoch und die Folgen sind dabei noch nicht einmal völlig abschätzbar. Auch wenn die meisten Kinder und Jugendlichen die Infektionen unbeschadet überstehen, muss man auch die möglichen Komplikationen in den Mittelpunkt der Debatte rücken.
Folgen der Erkrankung wie Long-Covid können auch Kinder treffen. Zusätzlich gibt es ein Phänomen mit dem Namen PIMS. Bei PIMS kommt es zu einer überschießenden Antwort des Immunsystems, die Folge können zum Beispiel Ausschlag und hohes Fieber sein. Zum Glück kommt diese Folge jedoch nur sehr selten vor. Der Körper reagiert zeitverzögert auf die Infektion, oft Wochen nach dem eigentlichen Infektionsgeschehen. PIMS steht für "PediatricInflammatory Multisystem Syndrome" und ist ein post-virales Entzündungssyndrom. Bei 297 Kindern und Jugendlichen wurde dies von Mai 2020 bis Mai 2021 festgestellt, dies gab die Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) bekannt.

Schwere Verläufe der Covid-19-Erkrankung treten bei gesunden Kindern nur zu einem Prozentsatz von etwa 0,2 auf, dies ergab eine Meta-Studie (Februar).
Bei Kindern und Jugendlichen mit einer Vorerkrankung kann das Risiko jedoch 25-mal höher sein. Das Risiko ist etwa bei Kindern und Jugendlichen besonders hoch die an chronischen Nierenerkrankungen leiden oder an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Immunstörungen, jedoch kann es aber auch schwer Übergewichtige treffen.

Zur Einschätzung von Auswirkungen und Risiken einer Long-Covid-Erkrankung fehlen noch Daten und weitere Untersuchungen seien nötig. "In den aktuellen Studien fehlen eine klare Falldefinition und altersbezogene Daten", sagte der an der Meta-Untersuchung beteiligte Infektiologe Nigel Curtis, dem Spiegel gegenüber.

6 Prozent der Kinder entwickeln Long Covid

Der Berufsverband der Kinder und Jugendärzte (bVKJ.) veröffentlichte auf dem Portal kinderaerzte-im-netz.de eine kurze Auswertung über den Anteil der Kinder, welche Long Covid entwickeln, es läuft dabei auf etwa 6 Prozent der Kinder hinaus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, welche auf dem 31. European Congress of Clinical Microbiology & Infectious Diseases vorgestellt wurde.
Dr. Anna Funk, eine Epidemiologin an der Unverstiy of Calgary, stellte die Ergebnisse vor. Untersucht wurden die Daten von mehr als 10.500 Kindern.

Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sei "die Datenlage zu Long COVID bei Kindern ist sehr limitiert, denn bisher wurden größtenteils Studien zu Long COVID bei Erwachsenen publiziert." Zudem könne man die Daten zur "Häufigkeit von Long COVID" bei Kindern noch nicht verlässlich erfassen.

Zu PIMS teilt die BZgA folgendes mit, "Die Ursache der Entstehung der Erkrankung ist unklar und auch zur Häufigkeit gibt es derzeit keine verlässlichen Daten."

Kinderschutzbund lehnt die Debatte ab

Nachdem Kassenärzte-Chef Andreas Gassen die Forderung eines "Freedom Day" stellte, wurde schnell Kritik laut. Gegenüber dem RND sagte der Bundesgeschäftsführer des Kinderschutzbundes Daniel Grein, "Die Debatte um das Fallenlassen aller Maßnahmen ignoriert völlig die Belange der Bevölkerungsgruppen, die sich nicht impfen lassen können, und das sind insbesondere alle Kinder unter zwölf Jahren".

Zudem sei es zynisch und zu risikoreich, die Kinder diesem Risiko aussetzen zu wollen.

Lehrerverband fordert: Keine Aufhebung aller Maßnahmen vor dem Frühjahr! | Corona Update 23.09.2021
Lehrerverband fordert: Keine Aufhebung aller Maßnahmen vor dem Frühjahr! +Impfquoten: Ein Überblick - Antwort des BMG +RKI meldet 10.696 Neuinfektionen - Sieben-Tage-Inzidenzwert sinkt leicht +Update aus der Hauptstadt +Situation auf den Intensivstationen
Gestern forderte der Lehrerverband bereits: Keine Aufhebung aller Maßnahmen vor dem Frühjahr!

RKI meldet 9.727 Neuinfektionen - Sieben-Tage-Inzidenzwert sinkt erneut leicht

Am heutigen Freitag meldete das Robert-Koch-Institut 9.727 neue Corona-Infektionen.
Der Sieben-Tage-Inzidenzwert sinkt auf einen Stand von 62,5 Fälle pro 100.000 Einwohner. Am Vortag lag der Wert bei 63 und vor einer Woche befand sich dieser bei 74,7. Die Todesfallzahlen sind aktuell gesunken und liegen bei 65 Todesfällen in den letzten 24 Stunden.

Die Hospitalisierungsrate (H.-inzidenz) liegt heute bei 1,58 und für Hospitalisierte ab 60 Jahren liegt der Wert bei 2,63.

Update aus der Hauptstadt

@Berlin - In dem Land Berlin blieb der Durchschnittsinzidenzwert stabil und verharrt auf dem gleichen Wert.  Steglitz-Zehlendorf und Treptow-Köpenick befinden sich weiterhin deutlich unter dem Inzidenzwert von 50.
In Spandau stieg der Wert geringfügig an. 107 freie Intensivbetten stehen in Berlin für die Betreuung von erwachsenen Intensivpatienten zur Verfügung.
In der Brandenburger Provinz sieht die Situation aktuell etwas anders aus.
Einige Kreise können noch eine gute Versorgung gewährleisten, doch Landkreise wie Havelland haben nur ein einziges freies ITS-Bett.
Auch in der Prignitz und dem Kreis Ostprignitz-Ruppin sieht die Lage nicht viel besser aus. Zusammen haben beide gerade einmal fünf freie ITS-Betten. Laut der Landesauswertung des Intensivregisters verfügt Berlin über eine freie Kapazität für  39 Covid-19-Fälle und Brandenburg ebenso für 39. Das ist allerdings kein Grund zur Panik! Aktuell ist die Reservekapazität ausreichend. Fraglich ist, ob die Entwicklung sich aktuell besser gestaltet. Es fallen zwar die Inzidenzwerte, jedoch ist die Kapazität auf den bundesweiten Intensivstationen heute um einen dreistelligen Wert gesunken (mehr Infos weiter unten).

451 Neuinfektionen wurden aus der Hauptstadt an das Robert-Koch-Institut gemeldet. Gestern waren es 607 Fälle.
Die stadtweite Sieben-Tage-Inzidenz bleibt aktuell auf dem gestrigen Wert von 69,1.

Am höchsten ist die Inzidenz in Mitte, dort liegt diese bei einem Wert von 102,2 (-2,2/24h).  Weitere Zahlen und Daten finden sich in den jeweiligen Karten.

Situation auf den Intensivstationen:


In der Bundesrepublik Deutschland werden 1.424 Erwachsene auf einer ITS behandelt, davon 57,72 Prozent beatmet (822 Personen | -7/24h).
10 Kinder und Jugendliche werden aktuell ebenfalls intensivmedizinisch behandelt (+3/24h), hiervon wird eines beatmet (+/- 0/24h).
Für Covid-19-Fälle liegt die freie Kapazität bei 1.420 (-300/24h) (Stand 24.09 10:19 Uhr  - nur Erwachsene). Die deutschlandweite Notfallreserve beträgt 10.307  (-400/24h) Betten, welche innerhalb von sieben Tagen aufstellbar wären.

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