Das wird eine nicht ganz faktenfreie subjektive Erzählung. Ich beginne mal im Jahre 1969, werde mich aber an keine Chronologie halten. Zu meiner Subjektivität gehört, dass ich in einem Unternehmerhaushalt aufgewachsen bin. So kenne ich das Rattern von mechanischen Rechenmaschinen zum Jahresabschluss, da es ohne Computer noch Handarbeit war. Die Arbeiter haben Weihnachtsferien der familiäre Unternehmerbetrieb kümmert sich persönlich um den Jahresabschluss. Jemanden für die Bürokratie einzustellen ist zu teuer. Im Betrieb des Jahres 1969 existiert noch kein Maurermeister, das war noch keine Pflicht. Die Pläne wurden selbst gezeichnet und dem Statiker vorgelegt, der überprüfte, dass der Bauplan auch den statischen Anforderungen genügte. Die damals gebauten Häuser stehen heute noch.

Der Deutsche ist sicherheitsbewusst. Die Verantwortung des Unternehmers anständige Arbeit abzuliefern, war nicht mehr genug. So kam über die Jahre immer mehr hinzu. Die Architektenpflicht, der Meisterzwang und die Bauvorschriften nahmen zu und zu und zu. Das Unternehmen existierte bis zum Jahre 2008. Zwar gab es im Jahre 2008 durchaus noch von Dorsch Consult voll fertig geplantes Bauprojekt auch der Baugrund wäre vorhanden gewesen, aber alleine schon die Finanzierung mit Basel XY wäre ein Problem gewesen. Hinzukam mein Vater verstarb und er hatte ein Händchen für Bankfilialleiter Finanzierungen durchgeboxt zu bekommen. Mir fehlt dieses Talent. Wobei dass davorgehende Bauprojekt schon extrem schwierig war und quasi nur mit einem Presseaufstand die 27 Millionen Euro letztlich durchgingen. Ich habe ein buntes Leben und stehe im Schatten einer Aufbaugeneration, die in den fünziger und sechsziger Jahren ein Land mit aufgebaut hat. Schon 1983 war im Wahlkampf Bürokratieabbau ein Thema. Selbstverständlich gehörten wir der FDP an, die das forderte. Als 2009 die FDP das Mehrwertsteuersystem verkomplizierte habe ich mit dieser Partei gebrochen. Mein Bruder hatte mal eine Gastwirtschaft und ist dort weniger wegen der Unternehmung als mehr an der Bürokratie gescheitert. In seiner mangelnde Bürokratiebewältigung wurde er vom Finanzamt viel zu hoch geschätzt. Auch ich kenne das mit dem Schätzen. Von 2008 bis 2015 fand kein Geschäftsbetrieb in meinen Gesellschaften mehr statt. Jahr für Jahr erhielt ich eine Steuerschätzung von 10.000€ bei einem Verlustvortrag von 280.000€ war mir das wurscht. Der Gewinn fand zwar nicht statt, aber meinetwegen hätten die das noch 28 Jahre so treiben können, bis es mich gejuckt hätte. Ihr ahnt es schon, ich hatte auf den Bürokratieirrsinn keine Lust mehr.

Zur Subjektivität gehört auch, dass das Unternehmerische nur ein kleiner Teil meines Lebens war. So habe ich daneben so ca. 64 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungszeiten bei anderen Unternehmen oder gemeldete Arbeitslosigkeit. Wie gesagt ein buntes Leben, welches ich niemals bei Konzernen im Lebenslauf angeben kann, weil die Personaler dort ebenso bürokratisch unterwegs sind wie der Staat. In einem Bwerbungskurs beim Arbeitsamt, zudem ich mal verdonnert wurde, meinte der Trainer ich sollte alles wahrheitsgemäß angeben. Das waren Anfang der 90er Jahre 28 verschiedene Beschäftigungen. Das tat ich dann schön brav, woraufhin der Trainer schlicht meinte "Das geht gar nicht." Die deutsche Mentalität ist so. Die Wahrheit ist in gewisser Hinsicht dehnbar. Es gibt deutsche Vorstellungen wie ein Leben auszusehen hat und nicht wie das Leben tatsächlich ist. Es sind Konventionen, die ich schon früh in meinem Leben gelernt habe. Wenn du Geld bekommen willst, dann fährst du mit dem S-Benz vor und wenn du Geld zahlen musst, dann nimmst du halt den Ford Fiesta. Wie die tatsächlichen Verhältnisse sind, spielt dabei weniger eine Rolle. Wir leben in einer Scheingesellschaft.

Dazu gehört dann auch, dass die Allianz keine Leute für einen IT-Rollout findet, und Subunternehmer anstellt, die dann wieder Subunternehmer anstellt, die die Arbeit machen. Von einem Ingenieur gefragt, der bei Lufthansa Systems arbeitete, wohrer wir denn die Leute bekämen, schwurbelte ich ihm irgendwas vor. Das ich nicht studiert hatte und nicht einmal Abitur verschwieg ich natürlich. Das Zertifikat kommt natürlich dann von Lufthansa Systems und die deutsche Bürokratie ist glücklich. Wer tatsächlich die Arbeit gemacht hat, interessiert nicht. Das ist wie mit der Meisterpflicht. Es spielt keine Rolle wie gut das Haus gebaut ist, sondern, dass die Firma einen Meister hat. Im Übrigen haben die Niederländer zum Beispiel Stromzähler die rückwärts zählen bei Einspeisung von Strom. Das ist in Deutschland natürlich undenkbar. So einfach die Lösung auch sein mag, sowas kommt aus Angst der Deutschen überhaupt nicht in Frage. Ja noch nicht einmal, dass der Vermieter den Strom seinen Mietern aus einem Solardach schenken würde käme in Frage, da ist die deutsche Bürokratie vor, die mindestens zwei Zähler braucht und selbstverständlich hausintern geht gar nicht. Wehe es würden sich Mobilfunkmasten selbst mit Strom versorgen, dann bräuchte der Netzbetreiber eine Stromlizenz. Es muss ja alles seine Ordnung haben.

In den achtziger Jahren besuchte ich mal ein Selbstversorgerhaus in der Nähe von Moosburg an der Isar. Seine Windkraftanlage wäre wahrscheinlich heute genauso verboten wie seine damalige totale Selbstversorgung. Und das war Technik der achtziger Jahre mit Bleibatterien im Keller als Pufferung. Heutzutage wäre so ein 110Volt-Entergie-Haus vermutlich ein permanenter Stromeinspeiser mit heutiger Technik. Aber sowas umzusetzen dürfte mit den heutigen bürokratischen Regeln schlicht verboten sein.

In meiner Kindheit ging ich zum Bauern und kaufte die Milch direkt von ihm. Es mag schon sein, dass eine solche Bauernmilch gewisse gesundheitliche Risiken barg, aber sie waren auch damals schon minimal. Möglicherweise gibt es sogar einen Zusammenhang für mehr Allergien durch diese gesundheitliche Überregulierung. Ein Todesrisiko durch die vom Bauern direkt gekaufte Milch besteht nicht. Nur ein gewisses Gesundheitsrisiko. Heutzutage ist den Milchbauern das verboten. Es lebe die Bürokratie. Es leben die Anforderungen der EU und die Knechtschaft der Bauern zur Molkerei.

In meinem Dorf in dem ich Aufwuchs gab es noch einen Schlachter und Metzger. Ende der siebziger Jahre hörte er mit dem Schlachten auf. Die Anforderungen wurden zu hoch. Nun werden die Schweine und Rinder zum Schlachten kreuz und quer durch Europa gekarrt. Der Metzger kauft die Rinder-  und Schweinehälften vom Großschlächter. Woher das Vieh kommt, weiß er nicht einmal. Das lebende Vieh von nebenan könnte vielleicht sogar billiger sein, aber die Hygienevorschriften der EU und deutschem Gesetz wurden immer strenger und strenger. Ebenso die Dokumentationspflichten und Berichtspflichten verschärften sich über die Jahre immer mehr. Es lebe die Bürokratie. Das Fleisch ist dadurch nciht besser geworden und auch nicht gesünder. Im Gegenteil die internationalen Verflechtungen lassen dann BSE hereinspazieren zum lokalen Metzger, wenn das Rind plötzlich aus Großbrittanien kommt statt von nebenan.

Im Laufe meines Lebens habe ich auch das Bäckersterben miterlebt. Bei den ganzen kleinen Bäckern war zwar kein Mäusekot wie bei Müllerbrot die mit Dumpingpreisen massenware in der Fabrik produzierten, aber so manch einer konnte oder wollte nicht mehr mitmachen und gab auf. Man kann sich als Kleinunternehmer was besseres vorstellen, ihr erinnert Euch vielleicht noch an das Rattern der Rechenmaschinen oben, als staatliche Berichtspflichten und Hygienedokumentationen zu machen und dann noch für seine Arbeit nicht anständig entlohnt zu werden. In der Brotfabrik haben sie dann vielleicht einen Meister und dutzende unterbezahlte Hilfskräfte. Der selbstständige Bäckermeister selbst wenn er Übertarif zahlt, kann da nicht mithalten. Mag die Qualität besser sein, es wird nicht bezahlt.

Nun ist es ja nicht so, dass gerade die Armen es nicht bezahlen wollten. Alleine durch eine permanente Angst einer aufgehetzten Mehrheit, dass jemand zuviel bekommen könnte, haben sie gar kein Geld dafür. Die Sätze im SGBII sind so gering, dass ein Bäckerbrot gar nicht drin ist. Ja noch nicht einmal die Ernährung von Kindern nach den Empfehlungen der deutschen Gesellschaft für gesunde Ernährung. Die Bürokratie überprüft nicht nur genau deren Vermögen sondern verrechnet auch das Kindergeld als Einkommen. Was bei Reichen als Zusatzgeld wie selbstverständlich vom Staat ausgezahlt wird, wird bei den Armen als Einkommen abgezogen. Das mit aller sechsmonatiger Überprüfung wobei die Behörden bis zum entgültigen Bescheid teils zwei Jahre brauchen und einen Irrsinns Bearbeitungsstau haben. Es lebe die Bürokratie - nur kein Cent zu viel und wenn die Armen Hungern - das ist dem Deutschen doch egal.

Arbeit wird als goldenes Kalb in aller Munde geführt, wer die Arbeit aber tatsächlich macht, spielt dabei keine Rolle. Es wird von Arbeitsfaulen schwadroniert bei einer Rekordbeschäftigung. Hierbei gibt es diverse merkwürdige Unterschiede zwischen denen, die beim Staat beschäftigt sind und jenen die das nicht sind. Der Stempel beim Staat beschäftigt zu sein als Beamter ist im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert. Fünf Jahre als Telefonist als Beamter bei der deutschen Post garantieren dir eine Altersversorung von mindestens 1200 Euro. Selbe Tätigkeit für die Telekom über den selben Zeitraum in der Privatwirtschaft eine Armutsrente von unter 600 Euro. Ich weiß dasss, weil ich meine Rentenprognose habe und für 8 Jahre bei einem Privatunternehmen die exakt gleich Tätigkeit gemacht habe. Neudeutsch nennt sich das Callcenteragent und es war zu einem Zeitpunkt als das Berufsbild noch gar nicht gab. Das einer meiner Vorgesetzten seinen Beamtenstatus nicht aufgab und sich nur beurlaben ließ, verstehe ich angesichts der Verhältnisse nur all zu gut. Der wäre ja schön blöd.

Die Bahn wäre auch so ein bürokratischer Fall, der nichts dazu beigetragen hat, dass sich irgendwas verbessert hätte, außer dass die Leute die die Arbeit machen, weniger Geld erhalten als die vormaligen Beamten. Im Gegenteil die Infrastruktur wurde abgebaut und die Bürokratie nahm zu. Ebenso könnten wir die Daseinsvorsorge durch die Post dazu nehmen. Sylvester, so war sein Vorname, war der Postbote in meinem Dorf und verbeamtet. Das kam im Grunde so, dass er neben seinen Ziegen eben auch die Poststelle  betrieb und irgendwann als Postbote verbeamtet wurde, das ist quasi eine Nachkriegsgeschichte. Ich mochte Sylvester, er kannte irgendwie alle persönlich und ich war halt das Schillerskind. Es war ländlich familiär das Ganze. Nun Ende der siebziger Jahre ging es los. Die Poststelle wurde offizieller und das regelte man damit, dass halt in seinem Haus die Poststelle abgetrennt wurde und ein offizielle Schild bekam. Irgendwann kamen dann Postangestellte. Die Vorschriften wurden immer mehr. Tja und irgendwann dann kam die Privatiesierung und die Poststelle verschwand gänzlich. Sylvester war schon in Pension und die Poststelle wanderte zum Bäcker. Die Postboten wurden anonym und kannten gar niemanden mehr. Die Pakete wurden unpünktlicher und selbst wenn drei verschiedene Firmen jetzt zustellten, kamen manche Pakete gar nicht an, weil der unterbezahlte Paketbote sich im Ort halt nicht auskannte. Es lebe die Bürokratiesierung und Privatisierung, selbst wenn sie keinen Vorteil hat.

Ich bin ein Verfechter der sozialen Marktwirtschaft. Alleine aus dem Grund, weil ich den Kommunismus und ähnliche Modelle nicht für umsetzbar halte. Aber was wir über die Jahre - vermutlich existierte die soziale Marktwirtschaft in den 1970er Jahren - geschaffen haben hat mit sozialer Marktwirtschaft nichts mehr am Hut. Tatsächlich erscheinen mir die Forderungen nach Bürokratieabbau in 1983 jetzt so als wie "Ach wäre es doch wenigstens so geblieben" in der Zwischenzeit mit den Metern von Aktenordnern für Windkraftanlagen, wünschte ich mich fast in das Jahre 1983 zurückgebeamt. Damals schien mir die Bürokratie zu viel aber heutzutage ist es fast schon das Paradies im Vergleich zu heute.

Ob Heil, ob Buschmann oder sonst ein dahergelaufener Wicht, die machen das schlimmer und schlimmer und schlinmmer. Ich könnte aus der Haut fahren und die ganzen Heulsusen von der AfD treiben diesen Irrsinn auch noch voran. Der Wähler wählt diesen Irrsinn auch noch Jahr für Jahr und beschwert sich im selben Atemzug über den Irrsinn. Ich persönlich habe beim Großteil der Wähler einfach nur noch Verachtung. Ihr wolt die Bürokratie von Bild bis Welt von Nius bis Reitschuster. Ihr wollt das so und wählt das so. Ach übrigens ich bin 2009 von der FDP zu den Piraten gewechselt, weil ich von den leeren Versprechungen von 40 Jahren die Schnauze voll hatte. Damit bin ich wohl sehr alleine die Mehrheit von gefühlt 70 Prozent gefällt der politische Irrsinn.

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