Das magische Fest steht bald vor der Tür und Nein, nicht jeder freut sich. Weihnachtszeit ist diese tolle, besinnliche Zeit mit der Familie. Aber sind wir mal ehrlich, ist sie das wirklich?

Ich mag die Weihnachtszeit, wirklich! Alles glitzert, überall gibt es Süßes und heiße Getränke. Es schneit, zwar nicht in Norddeutschland, aber über den Fakt schauen wir kurz hinweg.

Das, was mich jedoch am meisten stört, sind die übertrieben glücklichen Familien in den Werbungen. Niemals steht die gesamte Familie vor der Fleischtheke und sucht sich gemeinsam (und einvernehmlich!) den Weihnachtsbraten aus. In meiner Familie wird sich jedes Jahr gestritten, ob es nun zu viel oder zu wenig Essen ist und das noch an der Theke.

Keiner feiert so Weihnachten wie im Fernsehen. Als Kind einer Patchwork- und Großfamilie, ist die Frage jedes Jahr: Wann, wo und mit wem feiert man diese „o so besinnliche Weihnachtszeit“? An das letzte Weihnachten, das ich mit meinem leiblichen Vater gefeiert habe, erinnere ich mich schon nicht mehr.

Aber habt ihr schon einmal Weihnachten in einer Familie gefeiert, in der sich alle irgendwie nicht wirklich ausstehen können? Es gibt ja immer dieses besagte schwarze Schaf der Familie. Der tätowierte Cousin, die kinderlose, vielreisende Tante, die geschiedene Oma zweiten Grades – irgendjemand wird es schon sein. Besonders interessant wird es aber, wenn man sich nicht einig ist, wer eigentlich diese Person ist und man alle Probleme miteinander an dem einzigen Abend klären muss, an dem man als gesamte Familie zusammenkommt. Ist herrlich unterhaltsam, ich sag's euch.

Meine Familie mütterlicherseits bezeichnet sich selbst als „Weinkenner“ und sagen stets so etwas wie „wir trinken nur zu besonderen Anlässen“. (Sie sind allesamt Alkoholiker. So, ich hab’s gesagt.) Kommt der engere Familienkreis zusammen, sind wir bereits um die 30 Personen. Und wenn sich rund 30 Weinkenner treffen, dann haben wir keine Verkostung mehr, sondern ein kultiviertes Saufgelage. Ich trinke gerne an Weihnachten, anders erträgt man diese Zusammenkunft auch nicht.

Als ich meiner besten Freundin vor ein paar Tagen am Telefon erzählte, dass mein Freund und ich für unsere Wohnung am ersten Advent einen Weihnachtsbaum kaufen gehen, war sie schockiert. Sie erklärte mir erst einmal, dass man das doch erst frühestens eine Woche vor Heiligabend macht und den dann gemeinsam mit der gesamten Familie schmückt. Ich wusste gar nicht, dass es allgemeine gültige Regeln zum Weihnachtsbaumkauf gibt – ich bin wohl sehr uninformiert. Als ich dann sagte, dass ich mit meiner Familie noch nie gemeinsam einen Weihnachtsbaum geschmückt habe, dachte ich kurz, ich müsse jemanden zum Reanimieren ans andere Ende der Leitung schicken. Familientraditionen kann meine Familie wohl auch nicht. Na toll, noch etwas, was ich von meiner Wunschliste streichen kann.

Schon einmal einen brennenden Adventskranz aus dem Fenster geworfen? Auch eine Erfahrung, die jeder mal gemacht haben sollte. Natürlich war meine Mutter schuld oder sonst jeder, der nicht Papa heißt und gerade in der Nähe war. Im Endeffekt haben wir es auf den Hund geschoben.

Ach ja, Weihnachten ist schon etwas Besonderes. Und dass es kein Handbuch für friedliche Weihnachten gibt, ist vielleicht auch besser so. Eins steht zumindest dieses Jahr schon fest: Familiendramen wird es nur als Serienmarathon geben.

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