Berlin/Brandenburg 17.06.2021

Wie gefährlich ist Schwarzkümmelöl?
Gestern veröffentlichte der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) eine Bildergalerie auf Facebook. Die Bilder sollten über die Gefahr von Zecken aufklären und enthielten einen gefährlichen "Lifehack" (englisch, Lebenskniffe).

Lifehacks sollen das Leben einfacher gestalten oder zumindest bereichern. Den Kollegen vom rbb entging hier jedoch ein sehr wichtiges Detail: Die ersten beiden Punkte helfen den Hunden nicht und Schwarzkümmelöl kann die Tiere sogar im schlimmsten Fall töten.

Was ist Schwarzkümmelöl?

Das Öl wird aus dem Echten Schwarzkümmel (Nigella sativa) gewonnen und ist insbesondere in der Pseudomedizin beliebt. Gerade aus dem esoterischen Bereich kommen eine Vielzahl von Empfehlungen zur Verwendung dieses Mittels.

INFO Schwarzkümmel:
Die Pflanze ist nicht mit Kümmel oder Kreuzkümmel verwandt.
Schwarzkümmel ist eine Pflanzenart aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).
Die Samen enthalten ein fettes Öl mit mehreren Phytosterolen und einem ätherischen Öl.

In Indien und dem Mittleren Osten nutzt man es als Pfefferersatz und allgemein als Gewürzmittel, so auch in Brot-Fladen.

Für Hunde kann das Mittel jedoch tödlich sein!

Innerlich angewendet: Schwarzkümmelöl wirkt als Mittel schwer lebertoxisch.
Eine gewisse Dosierung kann ein Hund zwar überleben, jedoch bestehen keine gesicherten Erkenntnisse über ein positive Wirkung.
Bei einer äußerlichen Anwendung: Das Riechsystem des Hundes kann geschädigt werden. Zudem reagieren Zecken nicht wie gewünscht, das Mittel stört diese Tierchen nämlich fast nicht, außer es wäre auf dem gesamten Hund aufgebracht (gefährlich).
Achtung vor allem bei Katzen, diese sollten das Mittel auf keinen Fall bekommen, wegen der Glucoronidierungsschwäche - Der Abbau des Stoffes ist hier stark verzögert.

Das Problem mit der Pseudomedizin

Neben dem rbb berichteten auch andere Medien schon öfter von einer angeblichen positiven Wirkung auf Hunde. Bei einer gewissenhaften Recherche oder einer Nachfrage bei Tiermedizinern wäre dies sicherlich aufgefallen.

Immer wieder fallen Medien wie rbb oder auch der BR auf die Versprechen herein. Der rbb entfernte das Bild wenigstens. Beim Bayrischen Rundfunk, wie auch beim rbb berief man sich auf einen Beitrag von "Jugend forscht". 2014 gab es dort ein Projekt: Ein Schüler soll seinen Hund (nach eigenen Angaben) Schwarzkümmelöl gegeben haben.  Seriöser Wissenschafts-Journalismus ist dies jedenfalls nicht. Es existiert bis zum heutigen Tage keine wissenschaftliche Evidenz zu der Angabe. Gesichert ist: Ein Teil des Öffentlich Rechtlichen Rundfunks hat eine interessante Faktenferne und gewichtet ein "Jugend forscht" Experiment mehr, als die fehlende Studienlage.

Fakt ist: Es existieren zwar einige Studien zum Thema Schwarzkümmelöl, welche jedoch hauptsächlich in vitro oder tierexperimentell stattfanden. Hauptsächlich wurden Ratten als Versuchstiere verwendet, eine Übertrage auf Hunde ist hier fraglich.

Fragwürdig bleibt zu dem die oft praktizierte Verteufelung von Chemieprodukten. Die Welt besteht nun einmal aus Chemie, auch das Schwarzkümmelöl ist eine chemische Verbindung, selbst die nutzlosen Bernsteinketten bestehen aus chemischen Bestandteilen. Sogenannte "Spot On" Produkte helfen, auch nachweißlich, gegen Zecken und teilweise auch gegen andere Schädlinge/Insekten.  

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