Ihr Bild ging um die Welt. Berührt von etwas nicht Bestimmbaren, eingefangen von Tyler Hicks, wendeten sich die Augen der Welt im Herbst 2018 plötzlich dem Jemen zu, und damit den wahren Opfern einer langjährigen saudisch geführten Militär-Intervention, gestützt durch einflussreiche westliche Staaten, wie den USA und Großbritannien. Es ging und geht um regionale Machtansprüche, Allianzen, Ressourcen und - um Geld. "Religiöse Konflikte" ist das vorgeschoben-beschämte Deckmäntelchen für plumpe Gier.
Amals Geschichte ist die vieler Kinder im Jemen. Ihr Tod ebenso.
Im Zuge meiner Recherchen stieß ich auf Vorwürfe, Unterstellungen, warum sie aus dem HealthCare-Center entlassen wurde. Die Erklärung ist einfach: weder die Kapazität, noch die Ausstattung reichen für kompliziertere Fälle.
Wenn Kinder mit dem Hinweis entlassen werden, weitere Untersuchungen wären in einem Spital erforderlich, ist das ehrlich, aber vielfach ein Todesurteil. Es ist für die Eltern schlicht nicht leistbar. Und wir sprechen hier nicht über High-Tech medizinische Gerätschaften, sondern manchmal schlicht über ein Röntgengerät.
Das hätte auch Amal benötigt. Meinem Freund Ghaleb Alsudmy verdanke ich nicht nur dieses Video über seinen Besuch, bei ihrer Familie, indem er von ihrem Tod erfährt, sondern auch die Übersetzung des Interviews mit ihrer Mutter.
"Ich bin Amal Hussein's Mutter. Unsere Situation ist schwierig und verschlechtert sich immer weiter.
Wir haben keine Nahrung, meine Tochter starb an Unterernährung.
Ich war mit ihr bei Dr. Makkiah, im HealthCenter (Aslam), wir waren 20 Tage dort.
Meine Tochter erbrach nur mehr alles, sie litt unter schwerem Durchfall. Ich nahm sie mit nach Hause. Ich sah sie, ich sah aber auch ihre hungrigen Brüder. Ich kochte Blätter für sie, mit ein wenig Salz und Pfeffer. Aber sie aß nichts mehr.
Bis fünf Uhr abends sah ich zu, wie sie starb. Und dann raffte ich mich auf, ließ ihren kranken Bruder zu Hause, nahm sie in meine Arme, und versuchte mit ihr im Regen, zu Fuß, das HealthCareCenter zu erreichen.
Sie starb auf halbem Weg.
Ich kehrte um, brachte sie wieder nach Hause, und borgte mir Geld, um sie begraben zu können."
Die Mutter zeigt Amals Kleidung.
Der Vater: Ich arbeite in den Bergen, in den khat-Feldern. Ich versorge meine Familie mit Tomaten, Kartoffeln, s0 gut ich kann. Manchmal muss sich meine Familie von Blättern ernähren.
Ich habe Amal mehr geliebt, als ihre Brüder, ich habe alles für sie getan.
Aber ich hatte nicht das Geld, sie nach Hajja, Sanaa zur Behandlung zu bringen.
Der Vater sitzt an ihrem Grab und betet für sie.
Es ist Amals Geschichte. Aber es ist keine Einzelgeschichte.
Amal heisst übrigens "Hoffnung" auf arabisch - Hoffnung auf Frieden.