Bis zu 18000 Inseln soll es nach Schätzungen auf der Welt geben. Zwar machen sie nur sieben Prozent der weltweiten Landfläche aus, beherbergen aber zwanzig Prozent aller Tier- und Pflanzenarten. Diese Vielfalt ist extrem bedroht, wie Forschende nun berichten.

Inseln tragen erheblich zur globalen Biodiversität bei. Hier leben nicht nur überproportional viele unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten. Fünfzig Prozent aller vom Aussterben bedrohter Arten sind hier und drei Viertel aller dokumentierten, ausgestorbenen Arten waren hier beheimatet. Das berichtet der Biogeograph Severin Irl, Professor an der Goethe-Universität. Zusammen mit den Mitgliedern eines Leitungsgremiums der 2020 gegründeten „Society of Island Biology“ stellt er fest: „Die Ökosysteme auf Inseln stehen durch menschliche Aktivitäten stark unter Druck.“

Einzigartige Pflanzen- und Tierspezies haben sich entwickelt

Durch die Isolation vom Festland haben sich hier einzigartige Pflanzen- und Tierspezies entwickelt. Fachleute sprechen von endemischen Arten, die weltweit nur auf den jeweiligen Inseln oder Archipelen vorkommen. Diese sind oft besonders durch menschliche Einflüsse wie Übernutzung von Ökosystemen, Habitatzerstörung wie etwa durch die Umwandlung in landwirtschaftliche Nutzflächen, die Einführung von nicht-heimischen, invasiven Arten und den Klimawandel bedroht.

Die auf Inseln lebenden Arten können sich aber auch wegen fehlender Anpassungsstrategien an Fressfeinde häufig schlechter an Veränderungen der natürlichen Ökosysteme anpassen als Arten auf dem Festland. Diese erhöhte Verwundbarkeit hat dazu geführt, dass hier mindestens 800 Arten in den vergangenen 500 Jahren unwiderruflich verloren gegangen sind.

Wahrscheinlichkeit des Artensterbens auf einer Insel ist höher

„Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Art auf einer Insel in der Zukunft aussterben wird, ist zwölf mal höher als bei einer Art auf dem Festland“, sagt Biogeograph Severin Irl: „Wenn es so weitergeht, ist klar, dass Inseln den Großteil der in Zukunft ausgestorbenen Arten tragen werden.“

Die neugegründete Society of Island Biology sieht sich als internationales Sprachrohr für die Belange von Arten auf Inseln. Sie schlägt mit ihrem Präsidenten José María Fernández-Palacios, Professor, an der Universidad de La Laguna auf Teneriffa, konkrete Maßnahmen vor, wie weiteres Aussterben verhindert werden kann und wie Naturschutzbelange mit den Belangen der dort lebenden Menschen in Einklang gebracht werden können.

Einbeziehung der Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung

So werde als Grundlage ein vollständiges Inventar der Arten auf Inseln benötigt. Dass ein solches oft fehlt, erschwere die Entwicklung geeigneter Naturschutzkonzepte. Zugleich seien konkrete Naturschutzmaßnahmen für akut vom Aussterben bedrohte Arten und deren natürliches Habitat unabdingbar. Alle Maßnahmen müssten in einem sozio-ökologischen Kontext unter Einbeziehung der Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung geschehen, die als Bewahrer der Biodiversität fungieren und mit der Wissenschaft entsprechende Kapazitäten aufbauen sollten, heißt es.

Foto: Comfreak auf Pixabay

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