Zwangsgedanken gehören zu den schlimmsten psychischen Schmerzen die es gibt, da man sich diesen oft hilfslos ausgeliefert fühlt und einfach nicht weiß, wie man sich dagegen wehren soll. Sie können so schlimm werden, dass man das Gefühl hat, im Geiste immer eingesperrt zu sein und selbst wenn man gegen eine Wand läuft, werden diese nicht weniger. Aufgrund von panischen Reaktionen, sobald diese auftreten, werden diese häufig noch schlimmer und es kann sogar so weit gehen, dass der Betroffene nur mehr im Bett herumliegt weil die Gedanken sein Leben so maßgeblich beeinträchtigen.

Ich werde nun zuerst einmal allgemein auf Zwangsgedanken eingehen und wo diese herkommen können, werde dann meine eigenen Erfahrungen teilen und schlussendlich mit den besten Übungen abschließen, die mein Leben nachhaltig zum Besseren verändert haben.

Teil 1: Zwangsgedanken und Zwangsstörung Überblick

Zwangsgedanken an sich können eine Form der Zwangsstörung sein, wo man regelmäßig gewisse Gedanken wieder und wieder denkt, obwohl man diese eigentlich loswerden möchte. Die Ursachen für das Auftreten von solchen Gedanken ist oft ein vermindertes Selbstwertgefühl und die Angst, alleine gelassen zu werden. Man sucht innerlich dringend nach Halt und startet so häufig, gewisse Rituale durchzuführen (im Geiste oder aber auch als Handlung -> dabei handelt es sich dann um eine Zwangsstörung). Oftmals wird das Familienleben der Betroffenen von Streitereien und Stress geprägt, was dazu führt, dass man im Außen keinen Halt verspürt. Wenn man nun auch nicht weiß, wie man durch sein eigenes Selbstwertgefühl innere Stabilität und Harmonie findet, startet man häufig unbewusst nach einer Lösung zu suchen. In gewissen Fällen begibt man sich immer wieder in ein bestimmtes Umfeld, von dem man sich erhofft stärker zu werden (brutale Filme können beispielsweise den Eindruck vermitteln, dass man durch deren Konsum abgehärtet wird und sich nicht mehr so leicht unterkriegen lässt. Dies ist jedoch der schlimmste Weg überhaupt, da diese die Situation nur noch mehr verschlimmern). In manchen Fällen eignet man sich aber auch Rituale an wie z.B. 10 Mal Hände zu waschen, da man sich nur dann "sicher" fühlt, wenn man diese Ritual durchgeführt hat.

Der GdB (Grad der Behinderung) kann bei extremen Fällen bis zu 100 betragen, was der höchste Wert der gesamten Skala ist. Dies bedeutet also folglich, dass durch Zwangsgedanken oder eine Zwangsstörung das Leben des Betroffenen in derart extremen Ausmaßen beeinträchtigt wird, dass die Betroffenen oft nicht mehr wissen, wie sie ihr Leben gestalten sollen. Folglich ist es also extrem ratsam, sich in psychologische Behandlung zu begeben, da man ohne die passenden Methoden oft nur schwer eine Lösung für dieses Problem findet.

Teil 2: Meine persönliche Erfahrung

Ich habe selbst die schlimmste Form der Zwangsstörung und der Zwangsgedanken erfahren und bis heute noch kenne ich keinen Schmerz, der auch nur annähernd an den der Zwangsgedanken herankommt. Mein Leben wurde damals für ein Jahr durchgehend von den schlimmsten Gedanken aller Art geprägt, bis ich es nicht mehr aushielt und Gott sei Dank durch den Rat und Beistand meiner Mutter psychologische Hilfe aufsuchte. Um es verständlich zu machen, von welchen Schmerzen man hier spricht, versuche ich es durch meine subjektive Wahrnehmung zu erklären:

Nehmen wir eine Skala von 1–10. 1 bedeutet dass es sich um sehr geringe Schmerzen handelt und 10 bedeutet, dass es sich mitunter um die schlimmsten Schmerzen handelt, die ein Mensch erleben kann. In meinem Leben haben sich viele Ereignisse zugetragen, wie auch bei allen von uns aber kommen wir nun zu meiner Erfahrung (Achtung - es handelt sich hierbei wie gesagt um meine subjektive Empfindung der Schmerzen!):

Ein Bandscheibenvorfall inklusive 2 Gürtelrosen und einem Sportunfall bei meiner Wirbelsäule in Kombination, die mich körperlich so sehr mitgenommen haben, dass ich als 23 Jähriger noch heute merke, wie ich hin und wieder Kreuzschmerzen habe, sind bei mir eine 4. Die Zwangsgedanken hingegen eine klare 10. Jeder der einmal an einer psychischen Erkrankung gelitten hat (Wie z.B. Schizophrenie, bipolare Störung oder Zwangsgedanken in der schlimmsten Form) der weiß ganz genau, dass körperliche Schmerzen im Vergleich dazu oft sehr gering sind. Wenn es unserer Psyche nicht gut geht, leidet jeder einzelne Lebensbereich in unserem Leben.

Teil 3: Die Lösung

Kommen wir aber nun zu dem erfreulichen Teil des Ganzen: Ich habe durch die folgenden Übungen (die ersten 4 - die 5te nehme ich hinzu weil ich sie später in meiner Hypnoseausbildung gelernt habe und sie weltklasse finde) mein komplettes Leben verändert und durch diese Erfahrung mit den Zwangsgedanken eine enorme innere Kraft in mir erweckt. Diese lässt mich heute Dinge machen, von denen ich früher nicht im Ansatz gedacht habe, dass es überhaupt möglich ist, so etwas zu bewirken. Ich bin beispielsweise im Sales tätig, und egal ob ich einen der größten Unternehmer in meiner Umgebung kalt anrufe oder fremde Menschen auf der Straße anspreche, es fällt mir allesamt so etwas von leicht. Ich habe mir durch diese innere Kraft ein Netzwerk aufbauen können, von dem ich bis an mein Lebensende profitieren werde, habe in einem Jahr 7 Ausbildungen absolviert (und das neben der Uni und meinem Job), habe die Beziehung aufgebaut, die mich mir immer schon erträumt habe und das Allerwichtigste: Ich habe Menschen in meinem Leben, die mich respektieren und lieben so wie ich bin und kann gleichzeitig anderen helfen. Deshalb lass Dir gesagt sein: Die Zwangsstörung mitsamt den Zwangsgedanken war für mich mit Abstand das Schwerste was ich jemals erlebt habe und zum einen bin ich froh, dass diese Zeit hinter mir liegt, andererseits jedoch bin ich sehr dankbar für diese Erfahrung. Sie hat meinen Horizont nämlich extrem erweitert und mich gelehrt, worauf es im Leben wirklich ankommt.

Die 5 Übungen:

1 Übung:

Wenn einer der Zwangsgedanken aufkommt, dann spüre Dich in ihn hinein. Merke wie er Dich belastet und kurz bevor Du es nicht mehr anhältst, öffnest Du Deine Augen und schaust Dir ein lustiges Bild an. Ein Beispiel hierzu könnte folgendes sein:

Als ich diese Übung zum ersten Mal gemacht habe, habe ich einen derart starken Lachkrampf bekommen, dass mein Zwangsgedanke schlagartig an Intensität abgenommen hat. Durch regelmäßiges Durchführen dieser Übung habe ich den Gedanken so stark abschwächen können, dass er mich alleine durch diese Übung schon nicht mehr wirklich belastet hat.

Übung 2:

Bei dieser Übung nimmst Du Dir am besten ein kleines und ein großes Stück Papier zur Hand (Din A6 und Din A4). Nun projizierst Du den Gedanken auf das kleine Blatt und schaust ihn Dir für eine gewisse Zeit an. Dann überlappst Du das kleine Papier mit dem großen und stellst Dir nun ein schönes Bild vor. Ein Beispiel könnte dieses sein:

Nach der ersten Wiederholung machst Du das Ganze noch einmal. Dieses Mal jedoch schaust Du viel kürzer auf das kleine Stück Papier, worauf Du den Zwangsgedanken projizierst und überlappst ihn schnell mit dem großen Papier, wo Du Dir das schöne Bild vorstellst. Das wiederholst Du nun so lange, bis das kleine Blatt Papier mit dem Zwangsgedanken mehr oder weniger untergeht, und schlussendlich nur mehr das große Blatt Papier mit dem schönen Bild das kleine mit dem Zwangsgedanken überdeckt. Dadurch wird dieser nämlich überschrieben.

Übung 3:

Stelle Dir vor, wie sich der Gedanke, der fest in Deinem hinteren Kopf verwurzelt ist, lockert, und Du ihn nun langsam nach vorne ziehst. Du ziehst ihn vom Hinterkopf vor zur Mitte Deines Kopfes, bis Hin zur Stirn. Dort angekommen schleuderst Du den Gedanken nun nach draußen ins Universum, wo er durch die Hitze der Sonne verbrennt oder gar explodiert. Sofort nach der Explosion öffnest Du Deine Augen und schaust wieder ein lustiges Bild wie dieses hier z.B. an:

Dadurch wird Deinem Unterbewusstsein übermittelt, dass sich der Gedanke nun nicht mehr in Deinem Kopf befindet und mit dem Bild überschreibst Du ihn auch noch.

Übung 4:

Diese Übung stellt die Grundbasis der Selbsttherapie dar. Ich habe mir damals in meinem Inneren immer vorgestellt, wie "mein innerer Philosoph" mir diese Zwangsgedanken schickt, da er mir etwas sagen möchte. Also habe ich mich jeden Tag für ca 20 Minuten mit ihm in einem inneren Raum getroffen (meine Vorstellung), wo ich ihn zur Begrüßung umarmt habe (Akzeptanz) und dann einfach Fragen gestellt habe. Diese Fragen waren folgende:

  1. Was ist der Hintergrund meiner Angst? -> Diese Frage hat mir folgende Antwort geliefert: Die negativ wahrgenommenen Emotionen sagen mir nur, dass ich eigentlich nicht zwanghaft denken möchte, da ich das Leben genießen will. Ich will, dass es meinen Mitmenschen gut geht und einfach innerlich zufrieden sein. Diese Antwort hat mir demonstriert, dass der Zwangsgedanke ja eigentlich einen positiven Hintergrund hat! Das heißt, eigentlich wollte mir dieser "negative" Gedanke in Wahrheit nur etwas Positives mitteilen!
  2. Was wäre, wenn ich genau das Gegenteil denken würde? -> Die mächtigste aller Fragen, die mir in meinem bisherigen Leben untergekommen ist. Diese Frage hat mir gezeigt, dass es gut ist, wenn ich mich bei meinen Zwangsgedanken schlecht fühle! Würde ich mich freuen, wäre ich nämlich in Wahrheit wirklich gestört, da kein normaler Mensch gerne schlimme Dinge denkt! Das hat mir gezeigt, dass ich mich lediglich gegen die Gedanken wehre, da ich nur Gutes für mich und meine Mitmenschen will und durch diese Analyse habe ich die Zwangsgedanken viel besser verstehen können!
  3. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Gedanken Wirklichkeit werden bzw. wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich den Rest meines Lebens mit genau diesem Gedanken beschäftigen muss?Die Antwort: 0%. Wir denken jeden Tag in etwa 70 000 Gedanken und meistens sind unsere Ängste lediglich in unserer Vorstellungskraft real. Die meisten Ängste treffen sowieso nie ein!

Diese Fragen haben mich meinem inneren Philosophen zuhören lassen und diesem somit Aufmerksamkeit geschenkt. Wenn wir im Leben die Dinge akzeptieren (also auch Gedanken) werden sie schwächer und wir finden immer mehr inneren Frieden. Der Himmel ist ja schlussendlich auch immer blau, selbst wenn er einmal von Wolken bedeckt ist! Diese gehen nämlich wieder, man soll sie also einfach vorüberziehen lassen.

Übung 5:

Nun hört man sich noch die Stimmen des Kopfes und des eigenen Herzens an.

Zuerst beobachtet man lediglich wie der Kopf denkt (meistens Zwangsgedanken und Ängste wie z.B. "Du bist scheisse", "Du verletzt Dich heute" oder Sonstige Gedankenmuster, die bei einer Zwangsstörung Gang und Gebe sind). Der Hintergrund dieser Gedanken ist jedoch ein guter, wie wir bereits schon zuvor festgestellt haben! Wir wollen uns ja schlussendlich nur anerkannt und wohl in unserer Haut fühlen, und er Kopf teilt uns dies halt häufig äußerst destruktiv mit!

Das Herz hingegen spricht in einer anderen Sprache. Dieses lässt uns oft in uns gehen und Hoffnung finden. Es will uns innere Kraft schenken und regt uns zum Weitermachen an. Dazu ein Sprichwort:

Du bist eh schon verletzt, also hol Dir gefälligst Deine Belohnung!

Wenn wir uns nun vorstellen, dass wir in der linken Hand die Stimme des Kopfes halten und in der rechten die des Herzens (oder umgekehrt), merken wir häufig, dass der Hintergrund beider Stimmen eigentlich derselbe ist! Die eine spricht halt nur in Angst während die andere in der Sprache der Hoffnung spricht. Nun zum Abschluss stellt man sich noch vor wie beide Stimmen eins werden und man führt beide Hände langsam zu einer Faust zusammen.

Nun hat man beide Stimmen vereint und von nun an hat man die ultimative Stimme in sich erweckt.

Bei regelmäßiger Anwendung dieser Übungen wird man mit Sicherheit Fortschritte machen, denn ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen, dass es mich ohne diese Übungen vermutlich nicht mehr auf dieser Welt geben würde und ich bin Gott dankbar dafür, dass er damals in Form meines Therapeuten an mich geglaubt hat und mir diese Übungen mitgegeben hat!

Ich bitte Dich: Glaube an Dich und mache weiter - es gibt einen Ausweg! Ich weiß wie dreckig es einem Menschen mit dem Zustand der Zwangsgedanken geht und ich will nichts mehr, als dass Menschen ein glückliches und erfülltes Leben führen können. Ich liebe mein Leben und ich will auch Dich wissen lassen - Es ist alles möglich, was Du Dir im Leben nur wünschst! Mach weiter denn Du bist stark! Du hast es bereits bis zum jetzigen Zeitpunkt geschafft und egal wie schlecht es Dir auch gehen mag: Ich glaube an Dich!

#ibelieveinyou


Dieser Beitrag ist zuerst auf Quora als Antwort auf die Frage "Was kann man gegen Zwangsgedanken tun?" erschienen.