WORT ZUM FREITAG |
Alternativlos?
Heute haben wir uns noch einmal überlegt, ob irgendein Weg am nächsten Lockdown vorbei führt. Und ob es irgendeinen Sinn hat, weiter damit zu warten.
Spoiler:
Wir kommen zweimal auf ein glasklares Nein.
Andere Meinungen?
GERNE! Denn unsere Lust am Hausarrest hält sich in SEHR engen Grenzen. Also BITTE: Findet den Fehler!!!
Immer nur CoViD?
Nein - denn ein bisschen was anderes passiert auf der Welt ja auch noch. Daher stellen wir Euch heute u.a. auch noch eine sehr interessante Analyse zur Zukunft von Facebook vor. Denn die ist trotz der Rekordjagd des Aktienkurses alles andere als sicher.
Zum Wetter:
Wir machen da weiter, wo wir gestern aufgehört haben. Diesmal allerdings um ca. 10°C wärmer (7 bis 19°C). Damit sind Schnee und Graupel aus dem Rennen. Es blieben: Sonne, Wolken & Regen.
Habt Ihr Fragen, Wünsche, Anregungen?
GERNE! Einfach an: [email protected]
CORONA |
Wie gehts es denn nun weiter?
Es wird immer komplizierter.
Inzwischen gibt es mehrere - einander widersprechende - Initiativen für einen Lockdown:
1. Der neuste Vorstoß kommt von einer Gruppe von Unionsabgeordneten um Norbert Röttgen: Sie wollen den Lockdown über eine Gesetzesinitiative erreichen.
Aussichten:
Mittelprächtig. 52 von 100 gefragten Unions-Abgeordneten unterstützen die Sache wohl. Und wenn sie formal dabei bleiben, wäre das genug, um eine Abstimmung herbeizuführen. Allerdings hat es schon seine Gründe, warum solche Initiativen normalerweise von der Regierung ausgehen: Sie hat die Manpower, um juristisch belastbare Texte zu erarbeiten. Und sie kann die Sache auch etwas koordinierter angehen. Denn wenn im Durchschnitt nur 52 von 100 Regierungsabgeordneten dafür stimmen, wird die Sache wohl scheitern. Außerdem können die Abgeordneten derzeit wohl kaum einschätzen, ob sie mit dieser Aktion eher für Klarheit oder für noch mehr Chaos sorgen.
Und noch viel wichtiger:
Keiner weiß so genau, was es für seine Karriere bedeutet, wenn er sich ein paar Hinterbänklern anschließt: Das ist nach klaren Ansagen des Fraktionsvorsitzenden anders.
2. Armin Laschets will einen einheitlichen ("Brücken-")-Lockdown per Bund-Länder-Konferenz
Aussichten:
Mies! Nach diesem Format müssten nämlich sämtliche Ministerpräsidenten zustimmen. Und so einige haben bereits angekündigt, dass nicht zu tun. Außerdem wollte er das eigentlich noch diese Woche per Präsenzmeeting über die Bühne bringen. Aber das wird langsam knapp. Und inzwischen ist noch nicht einmal der Video-Gipfel am Montag mehr sicher.THEMA DES TAGES:
THEMA DES TAGES |
Ist der Lockdown wirklich alternativlos?
Unsere MEINUNG:
Wie gesagt: Uns wäre ein anderes Ergebnis sehr viel lieber. Aber nach unseren Berechnungen ist uns der nächste Lockdown nun einmal so sicher wie das Ahmen in der Kirche.
Wir spielen dieses Spielchen ja nicht zum ersten Mal.
Und rechnet man die Feiertagseffekte heraus, steigen die Infektionszahlen doch sicher ungebrochen weiter an. Alldieweil füllen sich die Intensivstationen so langsam. Und wir wissen alle, was dann als nächstes passiert: Irgendwann sind die ersten Krankenhäuser überfüllt. Dann fangen sie an, überschüssige Patienten über Land ins nächste freie Spital zu karren. Und spätestens dann ist der Ofen doch wieder aus. Denn der übernächste Schritt wäre dann die Triage ...
Ich weiß, ...
... Christian Lindner (FDP) & Co. wollen kreativere Lösungen, als einen Lockdown.
Tja - wer nicht?
Die halbe Menschheit zerbricht sich seit über einen Jahr den Kopf, wie man Triage & Co. eleganter umschiffen könnte. Und wenn Herr Lindner nun die Zauberformel gefunden hat: Nur raus damit! Nobelpreis & Kanzlerschaft wären ihm damit absolut sicher.
Testen & Hygienekonzepte?
Australien, Neuseeland & Co. sichern damit ihren NoCovid-Zustand recht erfolgreich ab, das stimmt. Steigenden Fallzahlen konnte man mit Tests etc. aber noch nirgendwo bremsen. Und wie soll man denn Impfungen beschleunigen, wenn man zu wenig Impfstoff hat?
Warum also warten?
Wir können darin beim besten Willen keinen Vorteil erkennen. Denn es ist ja nicht so, als könnten wir uns derzeit noch frei bewegen. Im Prinzip haben wir gerade das schlechteste aus allen Welten: Minimale Freiheiten, minimale Planungssicherheit. Bei höchstwahrscheinlich steigenden Fallzahlen.
De Facto ...
... wissen am heutigen Freitag also 16 Ministerpräsidenten noch nicht, ob sie noch diese Woche oder am kommenden Montag nach Berlin aufbrechen sollen. Oder ob und wann sie stattdessen eine Video-Konferenz abhalten. Und gegebenenfalls wissen sie dann immer noch nicht, wozu. Und der Rest des Landes weiß nicht, was nun nächste Woche gelten wird.
Und ich will ja nicht auf die Tränendrüse drücken.
Aber je länger wir warten, desto mehr Leute sterben. Oder etwa nicht?
Und wofür?
Am Ende kommen wir um den Lockdown doch eh nicht herum. Denn selbst wenn wir bereit wären, Leichenberge wie in Bergamo in Kauf zu nehmen, bleibt uns irgendwann trotzdem nichts anderes übrig. Denn der Versuch "egal wieviel Tote" läuft gerade (u.a.) in Brasilien. Ergebnis: Multiresistente Mutanten. Und spätestens vor dieser Alternative gehen wir dann ja doch lieber Lockdown.
Oder bin auch dem Holzweg?
Wie gesagt: Ich würde mit all dem ja nur allzu gerne Unrecht haben. Und wenn Ihr den Denkfehler findet: Gerne an [email protected]
Aber mal angenommen, wir liegen richtig.
Ist es dann nicht einfach Pech, dass wir nun einmal Föderalismus etc. haben. Und es deswegen bei uns einfach nicht schneller gehen kann?
Eigentlich nicht.
Denn eigentlich haben wir genau für solche Fälle das Amt der Bundeskanzlerin: Da sind alle Rechte und Mittel gebündelt, um in dieser Situation eine Entscheidung zu treffen um umzusetzen (Initiativrecht der Bundesregierung für Gesetzesvorlagen, Richtlinienkompetenz der Kanzlerin innerhalb der Bundesregierung, direkter Zugriff auf die Verwaltung zur Ausarbeitung und Umsetzung von Gesetzen ...)
Hinzu kommt:
Frau Merkel ist sich darüber im Klaren - und hat ihre Entscheidung auch längst getroffen. Bei Anne Will hat sie gesagt, dass sie für einen Lockdown ist. Und dass sie ihn auch jederzeit per Bundesgesetz umsetzen kann.
Warum tut sie es dann nicht?
Das ist der Teil, den ich einfach nicht verstehe. Gut - vielleicht geht das nicht von heute auf morgen. Aber seit dem Gespräch mit Frau Will sind 10 chaotische Tage vergangen. Und es würde sicher schon helfen, wenn sie zumindest ankündigt, dass sie das nun angehen wird.
Vielleicht will sie warten ...
... bis die ersten Alarmmeldungen publik werden. Um das Lockdown-Gesetz leichter zu rechtfertigen.
Aber ganz ehrlich:
Wenn ich damit nun auch noch richtig liege, dann fände ich das schon ziemlich erbärmlich.
GEWINNER DES TAGES |
Vladimir Putin. Denn Angela Merkel fordert von ihm den Truppenabzug an der Grenze zur Ukraine. Angesichts ihres sonst so entschlossenen Handelns wird er sich aber fragen, was er da groß zu zu befürchten hat. Dass Norbert Röttgen und Armin Laschet chaotische Initiativen für Sanktionen gegen ihn starten?
VERLIERER DES TAGES |
Die SZ. Denn sie hält Führungsschwäche nun auch noch für ein Eignungsmerkmal von Kanzlerkandidaten.
Und wenn wir gerade dabei sind: Diese seltsamen Kängeru-Comics in der SZ. Was soll denn daran witzig sein?
Amazon. Denn bei der historischen Gewerkschaftsabstimmung soll der Konzern nach allen zwielichtigen nun auch noch eindeutig illegale Register ziehen.
Die Facebook Inc. Denn ihre drei wichtigsten Anwendungen (Facebook, Insta, WhatsApp) waren zwischendurch allesamt down.
READ THIS TODAY |
Hamsterdam in Echt
Erinnert Ihr Euch an The Wire?
Wenn nicht: gucken! In der hyperrealistischen Serie geht es um die Drogenkriminalität in Baltimore. Die Stadt hat eine der höchsten Mordrate in den USA.
Aber zur Sache:
Als ihm - uniformiert und im Polizeiauto unterwegs - an einer Ampel Heroin angeboten wird, beschließt ein amtierender Polizeichef in der Serie, zu kapitulieren: Da er den Drogenhandel sowieso niemals in den Griff bekommen wird, will er ihn wenigstens räumlich begrenzen. Also versammelt er die üblichen Verdächtigen seines Zuständigkeitsgebiets und weißt ihnen ein Gebiet zu, in dem sie in Zukunft unbehelligt dealen dürfen. Und er beschließt seine Ansprache mit den Worten: "This is your Amsterdam".
Allerdings ist "Amersterdam"...
... in den sozialen Brennpunkten Baltimores Niemandem ein Begriff. Alle verstehen nur "Hamster"dam. Und so etabliert sich "Hamsterdam" als Name für die neue "Freihandelszone". Und "Projekt Hamsterdam" wird ein voller Erfolg: Die Kriminalitätsrat sinkt dramatisch.
Und nun wurde "Hamsterdam" Wirklichkeit.
Um die Gefängnisse während der Corona-Pandemie nicht zu überfüllen, hat die leitende Staatsanwältin von Baltimore beschlossen, kleinere Drogendelikte u.ä. im Stadtgebiet einfach nicht mehr zu verfolgen.
Ergebnis:
Die "Methode Hamsterdam" funktioniert auch in Echt!
Apple vs. Facebook: Zuckerberg chancenlos?
Facebook macht was es will.
Bezüglich Fake News auf der Plattform verdreht man die Tatsachen bis an die Schmerzgrenze. User Daten sind dort alles andere als sicher. Und vieles mehr (aktuell u.a. das hier).
Macht aber nichts:
Im Zweifel wirft man sich eben mit Macht in die juristischen Prozesse - und zahlt dann am Ende sowieso immer nur ein paar Peanuts an Strafe.
Und der Aktienkurs?
Der kennt nur eine Richtung: Nach oben.
Kein Wunder!
Denn Facebook hat nun einmal eine Monopolstellung. Und sowas mag Gift für eine Volkswirtschaft sein - für das jeweilige Unternehmen selbst ist es aber pures Gold.
Die Sache hat nur einen Haken.
Und der heißt im Fall von Facebook: Tim Apple (gebürtig: Tim Cook). Denn der Apple-Chef hat in letzter Zeit herausgefunden, dass es sich doppelt und dreifach lohnt, Mark Zuckerberg ans Bein zu pinkeln: Zum einen entspricht das wohl tatsächlich seinen Überzeugungen. Zum anderen macht es ihn unglaublich populär. Und darüber hinaus ist es auch noch gut fürs Geschäft. Also wird er Apple weiterhin auf Datenschutz trimmen und die Privatsphäre-Einstellungen in seinem AppStore noch weiter verfeinern. Mit dem Effekt, dass sich immer weniger iOS-Nutzer aktiv dafür entscheiden, dass Facebook sie über all ihre Aktivitäten hinweg tracken darf.
Herrgott, dieser Tim Cook!
Damit schneidet er Mark Zuckerberg quasi von seiner "Ölquelle" ab: Der kaufkräftigere Teil der Menschheit benutzt nämlich iPhones. Und wenn Facebook immer weniger Daten von ihnen erhält, kann es sie auch immer schlechter für seine Werbeanzeigen ins Visier nehmen. Und verdient mit ihnen dann auch immer weniger Geld.
Nebenbei ...
... setzt Mr. Apple damit auch noch Google unter Zugzwang, mit Android zumindest teilweise nachzuziehen.
Und vor allem:
Es gibt absolut nichts, was Facebook dagegen tun kann. Außer fadenscheinige Kampagnen zu schalten, dass Apple so angeblich kleine Unternehmen ruiniert.
Facebook als Anwalt der kleinen Leute?
Das ist der Nachteil, wenn man ein toxisches Geschäftsmodell pflegt: Öffentlichen Druck aufzubauen, um Apple zu WENIGER Datenschutz zu bewegen, ist nicht gerade einfach. Sonst gibt es aber einfach keinen Hebel, den man ansetzen könnte: iOS gehört nun einmal Apple. Daher kann Herr Cook dort schalten und walten, wie er will. Vor allem, wenn er das im Interesse seiner Nutzer tut. Und sowohl Facebook als auch Insta sind am Ende eben doch nur eine App im AppStore. Ohne jegliches Druckmittel.
Und Zucki weiß das.
Deswegen arbeiten bei Facebook 10.000 (!) Mitarbeiter fieberhaft an einem Hardware-Gerät. Gedanke: Wenn erstmal genügend User ein Facebook-Gerät nutzen, dann kann er über ihr Betriebssystem entscheiden.
Problem:
In Sachen Social Network gilt die Facebook Inc. inzwischen "gottgegebene" Plage: Alle hassen sie - aber man kommt eben einfach nicht um sie herum. Weder als User noch als Marketer. Aber bei Hardware ist Facebook von einer derartigen Monopolstellung noch so weit entfernt, wie die Arktis vom Südpol: Es gab schon so einige Versuche (Portal etc.). Und die Geräte an sich gelten sogar als ziemlich passabel. Aber anscheinend hat niemand ernsthaft Lust, sich nun auch noch von einem physischen Facebook-Gerät überwachen zu lassen. Die Verkaufszahlen - und damit die Anzahl der User, auf die man einen direkten Zugriff hat - sind dementsprechend lachhaft.
Deswegen ...
... hat Facebook wohl ein "Saudi-Arabien-Problem": Derzeit schwimmt es im Geld. Doch die Geldquelle könnte bald versiegen. Daher versucht man nun hektisch, neue Füllhörner zu finden. Dabei steht einem aber das eigene Image im Weg.
Zu dieser Einschätzung ...
... kommen zumindest die Experten des Pivot-Podcasts bei einer sehr interessanten Analyse zur Zukunft des Social Media Giganten.
BEVOR DU GEHST: |
Nur zur Erinnerung:
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