Ich fange Mal von vorne an. Nein, nicht bei Adam und Eva. Sondern bei mir. Januar 1982 durfte ich das Licht der Welt erblicken. Durfte? Ja, mein Körper war angehäuft mit diversen Medikamenten, Alkohol und Drogen. Meiner Mutter wurde ich ohne mit der Wimper zu zucken direkt nach der Geburt weggenommen und zur Adoption freigegeben. Liebe kannte und kenne ich nicht. Das Wärmebett war mein zu Hause. Wenn ich geweint habe, kam niemand. Ab und an eine Schwester mit Flasche, die ich (auf Grund das ich zu früh raus wollte) eher dürftig in Anspruch nahm.

Dann kamen meine Adoptiveltern. Sie sahen mich und wollten mich am liebsten sofort einpacken. Die Mühlen in diesem Land mahlen langsam.

Bis zu einem Tag kurz nach dem 6. Lebensjahr war alles in Ordnung. Dann fand ich den Mutterpass meiner leiblichen Mutter. Wie sehr es jemanden zerreißen kann innerlich? Sehr.  Ich verkroch mich tagelang einsam und wollte es mit mir ausmachen. Meine Nachbarin weihte ich heimlich ein. Es kam,  wie es kommen musste. Sie erzählte es ihren Eltern.

Ab da, begann mein Leben zur Hölle zu werden. Liebesentzug incoming. Für jemanden, der nie Bindung hatte und hat das Schwerste und Schlimmste was passieren kann. Das Ego beginnt zu schrumpfen. Mit 8 kam ich mit einer 2! in Deutsch aus der Schule nach Hause. Aussage: Du bist zu blöd! Eine eins hätte drin sein müssen. In der 6. Klasse sollten wir einen Aufsatz zu Hause schreiben, wie man einen Schlangenbiss (hab ja oft genug Cowboy Filme gesehen) behandelt. Aussage des Lehrers: abgeschrieben vom Buch 6. Meine Eltern kamen und kaum zu Hause hörten sie sich weder meine Sichtweise an noch dass sie sich für die Schläge entschuldigten.

Von da an hab ich alles an mir gehasst. Mein Aussehen, meine Noten, alles.

Mit 18 wurde ich von meinem damaligen Freund schwanger. Statt irgendwie zu reagieren, reagierten meine Eltern mit: wer die Beine breit machen kann, kann es auch weg machen lassen. Wenn Du das nicht tust, gehörst Du nicht mehr zur Familie. Ebenfalls durfte ich meine angeblich leibliche Schwester kennen lernen, die, wie ich vor ein paar Wochen heraus fand, wohl doch nicht meine Schwester ist. Aber das ist ein anderes Thema.

Eines Tages dachte ich: du musst die Geschichte aufarbeiten und konsultierte einem Psychologen. Nach mehreren Sitzungen, kam seine Erkenntnis. Seine Aussage: Sie sind schuld an allem. Ich weiß nur dass ich wie paralysiert gegangen bin. Die Psychologin meiner Mutter ist ebenfalls dieser Meinung.

Das ich ruhiger und verschlossener wurde, sollte sich von selbst verstehen. Vertrauen ist für mich etwas, was ich nicht mehr kann. Ich kann mich auf jemanden einlassen. Das ist so, wie "ich liebe Dich". Es sagen ist für mich Ultra schwer, sich fallen lassen oder Entspannen kann ich nicht. Weil ich jeden Tag Versuche, das Maximum rauszuholen. Jeden Tag alles zu geben. Menschen zu beschützen und sei es nur gegen Hass und Hetze.

Ich selbst werde mir auf Grund dieser Geschehnisse nie selbst genug sein.

Solltet ihr Kinder haben, nehmt diese in den Arm, sagt ihnen wie sehr ihr sie liebt und dass das kein Fehler auf der Welt ändern könnte.

Ihr habt es in der Hand ihnen Selbstvertrauen, Mut und Entscheidungskraft zu geben.