WELT, SZ, FAZ, NOZ, ZDF, ARD, Spiegel, NZZ -  Jeder kann einige Medienhäuser aufzählen ohne groß nachzudenken.

Trotz dieser offensichtlichen Vielseitigkeit der Medienhäuser wird oft kritisiert, dass die Medienlandschaft in Deutschland zu einseitig sei.

Es gibt in Deutschland zwei große Sektoren der Medien. Das sind zum einen die "Öffentlich-rechtlichen" Medien (ÖRR = Öffentlich-rechtlicher Rundfunk). Diese werden von den Rundfunkgebühren, die so gut wie jeder deutsche Haushalt bezahlen muss, finanziert. Aufgabe dieses ÖRR ist es, die Bürger neutral zu informieren.

Dann gibt es den privaten Sektor. Zu dem zähle ich im Grunde alle anderen Medien. Diese Medien werden durch ihre Abonnenten finanziert. Diese Abonnenten haben dieses Medium abonniert; bezahlen dafür und die Medien geben Berichterstattung.

Soweit so gut. Doch wie kommt es jetzt, dass es doch so viele Menschen gibt, die finden, dass die Medien zu einseitig sind.

Insgesamt stimmten 35%, in einer Umfrage aus dem Jahre 2019/2020, der Aussage zu, dass die Regierung Vorgaben für die Berichterstattung der Medien gibt. Auf die Frage, welche Medien davon besonders betroffen seien, antworteten 41% der Befragten (ein plus von 4%), dass besonders der ÖRR solchen Vorgaben unterliege.

https://www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundesweit/umfragen/aktuell/glaubwuerdigkeit-der-medien-2020/

Doch dabei ist Artikel 5 (1) GG dort ganz klar:

"[...] Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt"

Weitere Studien zeigen, dass der ÖRR zu einseitig sei. Gerade in Talkshows wird bemängelt, dass die Gesichter oft dieselben seien.

Nehmen wir exemplarisch folgende Statistik aus dem Jahre 2019:

https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/anne-will-und-hart-aber-fair-diese-politiker-haben-2019-in-talkshows-ihre-parteien-vertreten/25351462.html

Die Union hatte in etwa gleich viele Talkshowauftritte, wie sie auch Sitzanteile im Bundestag hat. Bei der SPD vermutet man eine leichte Überrepräsentation, doch angesichts des Faktums, dass sie Regierungspartei ist, ist dies nicht verwunderlich. Doch schaut man sich nun die Grünen an, fällt doch auf, dass etwas nicht stimmt. Die Grünen sind im gegenwärtigen Bundestag eine kleine Fraktion mit gerade einmal 9,5% doch machten sie 17,2% der Talkshowauftritte aus. Der große Fehler hieran ist, dass die AfD als größte Oppositionspartei lediglich 5,2% der Talkshowauftritte ausmachte.

Das Problem ist also, dass eine Partei deutlich überrepräsentiert ist, während andere Parteien deutlich unterrepräsentiert sind.

Nehmen wir die Statistik #meinfersehen2021. Dort war ein weiterer Kritikpunkt, dass viele Zuschauer sich durch die Nachrichtensendung bevormundet fühlen.

Nehmen wir hier doch einfach das Beispiel des gesprochenen Gendersternchens. In vielen Nachrichtensendungen und anderen Formaten des ÖRR wird gegendert. Doch eine Umfrage - ironischerweise kommt die Umfrage vom ZDF Politbarometer - zeigt, dass 70% gegen das Gendern, gerade in Medien, sind. Eine andere Studie zeigt, dass 73% das Gendern in den Medien als nicht wichtig erachten - trotzdem gendern die ÖRR-Medien weiterhin.

Dass viele sich bevormundet fühlen und den ÖRR zu einseitig finden, kann ich dahingehend verstehen.

Es gibt aber noch den privaten Sektor. Tatsächlich gibt es hier "Big Player", sodass sich verschiedene Medienhäuser zusammenfassen lassen. Trotzdem ist das Angebot an sich natürlich größer und vielfältiger. Hier ist wahrscheinlich auch der Unterschied. Ich kann mich im privaten Sektor für und gegen ein bestimmtes Medium entscheiden. Das kann ich beim ÖRR nicht. Ich bin - in aller Regel - dazu verpflichtet, den Rundfunkbeitrag zu zahlen und so zur Finanzierung des ÖRR beizutragen. Im privaten Sektor kann ich beliebig Medien an- und abbestellen. Ich muss diese nicht konsumieren und mich mit ihnen auseinandersetzen. Angesichts des aber dennoch hohen Stellenwert des ÖRR in der Gesellschaft ist es alternativlos, sich damit auseinanderzusetzen.

Klar ist aber auch, dass es - neben RTL als Ausnahme - kein Live-Nachrichtenformat gibt, welches im Fernsehen läuft. Schaut man sich dann noch an, wie viele Menschen doch noch fernsehen, ist es kein Wunder, dass sie sich bevormundet fühlen. Die Menschen unterschätzen, wie viele verschiedene Medien es in Deutschland gibt, nicht zuletzt, weil der ÖRR natürlich einen großen Teil der Reichweiten abdeckt.