Der argentinische Aufschwung – eine „Luftnummer“?
Buenos Aires. Nachdem er als Hoffnungsträger gefeiert wurde, gerät das "Kartenhaus" der Milei-Regierung in Argentinien nun zunehmend ins Wanken. Die anfängliche Euphorie über die rasche Stabilisierung der Wirtschaft weicht der harten Realität: Trotz positiver Schlagzeilen deuten zahlreiche Wirtschaftsindikatoren auf eine weiterhin fragile Lage hin. Statt eines nachhaltigen Aufschwungs sehen Experten in der scheinbaren Erholung eine bloße "Luftnummer", die auf kurzfristigen Krediten und politischem Manövrieren beruht.
Finanzielle Schieflage und Kapitalflucht
Die FAZ-Sonntagszeitung vom 10. August 2025 lobte noch die angebliche Überwindung der Krise durch Milei, doch nur wenige Wochen später zeigt sich ein anderes Bild. Internationale Analysen bestätigen, dass die argentinische Wirtschaft trotz gegenteiliger Medienberichte weiterhin unter massivem Druck steht. Eine der größten Sorgen ist die anhaltende Kapitalflucht. Im ersten Quartal 2025 verzeichnete Argentinien laut Trading Economics ein Kapital- und Finanzkontodefizit von über 7,1 Milliarden US-Dollar. Dieser massive Abfluss von Geldern spiegelt das sinkende Vertrauen der Investoren wider, die die Nachhaltigkeit der Reformen zunehmend in Frage stellen.
Die Zentralbank musste in den letzten Monaten wiederholt intervenieren, um den freien Fall des argentinischen Peso zu stoppen. Mit Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und anderer internationaler Partner wurden massive Stützungskäufe getätigt, die insgesamt über 12 Milliarden US-Dollar betrugen. Solche Interventionen sind jedoch keine Anzeichen für eine stabile Währung, sondern vielmehr ein Beleg für deren Instabilität und die Abhängigkeit Argentiniens von externer Hilfe.
Politische Unsicherheiten und Korruptionsvorwürfe
Nicht nur die Wirtschaft, auch die politische Stabilität gerät unter Druck. Milei regiert mit einer instabilen Mehrheit im Kongress. Wichtige Reformpakete, die für die Umsetzung seiner Schocktherapie unerlässlich sind, hängen von wechselnden Koalitionen ab, was die Regierungsarbeit unberechenbar macht und das Vertrauen der Märkte weiter untergräbt.
Hinzu kommen Berichte über Korruptionsvorwürfe, die das Vertrauen in die Regierung nachhaltig schädigen. Besonders im Fokus steht dabei Mileis engstes Umfeld, insbesondere seine Schwester, was die Glaubwürdigkeit der Regierung in Frage stellt. Diese Vorwürfe, die auch in internationalen Medien diskutiert werden, rücken das Versprechen einer sauberen und transparenten Regierung in ein kritisches Licht.
Wachsende Skepsis und soziale Unruhen
Während die Medien anfangs eine euphorische Erfolgsgeschichte zeichneten, zeigen aktuelle Daten eine massive Abkühlung der Stimmung an den Märkten. Das Länderrisiko-Rating Argentiniens stieg zwischen Januar und April von 560 auf 925 Punkte, was eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls signalisiert.
Die anfangs gefeierte "Wende" der argentinischen Wirtschaft wird nun als "temporäre Marktberuhigung" und nicht als nachhaltige Trendwende gesehen. Die radikalen Sparmaßnahmen und Reformen führen zu wachsendem sozialen Widerstand. Demonstrationen und Proteste gegen die massiven Kürzungen nehmen zu. Die Frage, ob Mileis radikale Maßnahmen die tief verwurzelten Probleme des Landes wirklich lösen können, wird international mit großer Skepsis betrachtet.
Die Diskrepanz zwischen der anfänglichen medialen Darstellung und der tatsächlichen Situation zeigt, dass die anfängliche „Milei-Euphorie“ möglicherweise mehr von Wunschdenken als von Fakten getrieben war. Die Zukunft Argentiniens bleibt weiterhin hochgradig unsicher.
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