Astrologie ist trotzdem Bullshit, aber aus einem anderen Grund

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf medium.com.

Ein oft gehörtes Argument gegen die Astrologie lautet sinngemäß:

Die Sternbilder haben sich seit der Antike verschoben. Wenn Astrologen z.B. sagen, die Sonne stünde im Widder, dann steht sie in Wirklichkeit in den Fischen.

Ein damit verwandtes Argument lautet:

Manchmal steht die Sonne im Sternbild Schlangenträger, das es in Horoskopen gar nicht gibt.

Diese Argumente sind logisch fehlerhaft, wie wir gleich sehen werden. Dabei werden wir auch entdecken, dass ein noch viel schwerwiegender Grund gegen die Astrologie spricht.

Aber zuerst klären wir ein paar Begriffe. Ein Sternbild ist ein bestimmtes Muster von Sternen am Himmel. In der Astronomie gibt es 88 offizielle Sternbilder mit festgelegten Grenzen und unzählige inoffizielle, die man Asterismen nennt. Die Ekliptik ist die scheinbare jährliche Bahn der Sonne über den Himmel. Die Ekliptik durchquert dabei 13 der 88 Sternbilder, darunter auch den Schlangenträger. In der Astrologie wird die Ekliptik nun in 12 Tierkreiszeichen eingeteilt, die in der Antike nach 12 der 13 Ekliptiksternbilder benannt wurden. Startpunkt dieser Einteilung ist der Frühlingspunkt,  der Punkt an dem die Sonne zum Frühlingsanfang auf der Nordhalbkugel  steht. Und dieser Frühlingspunkt verschiebt sich langsam aufgrund der Präzession,  einer Taumelbewegung der Erdachse. Die Sternbilder sind nicht davon  betroffen, da sich ihre Grenzen auf den Frühlingspunkt von 1875  beziehen, die Tierkreiszeichen aber schon.

Zu den Sternbildern muss man wissen, dass es sie nicht wirklich gibt. Ihre Sterne sehen nur von der Erde so aus, als seien sie nahe beieinander, aber es gibt keine physikalische Verbindung zwischen ihnen. Sie sind  willkürlich festgelegt worden, man hätte auch andere Festlegungen  treffen können. Die einzige Berechtigung, die die Sternbilder in der Astronomie haben, ist, dass sie gewissermaßen eine nützliche Fiktion sind: Sie erleichten die Orientierung am Himmel.

Ähnliches gilt auch für die Tierkreiszeichen. Sie sind willkürlich festgelegt worden. Man hätte sich auch auf 13 Tierkreiszeichen einigen und den Schlangenträger berücksichtigen können. Oder auf 42 Tierkreiszeichen oder auf irgendeine andere Zahl.

Der  Unterschied ist aber, dass die Tierkreiszeichen keine bloße Orientierungshilfe sind. Astrologen glauben, dass es tatsächlich einen Effekt hat, wenn die Sonne, der Mond oder ein Planet von einem Tierkreiszeichen ins nächste wandert. Und das ist einfach nur absurd. Man kann nicht einfach willkürlich etwas festlegen und erwarten, dass sich die Natur daran hält. So einfach lässt sich das Universum nicht austricksen.

Das Präzessionsargument begeht aber den gleichen Fehler. Anstelle der willkürlichen Tierkreiszeichen soll die Astrologie die willkürlich festgelegten Grenzen der Sternbilder verwenden. Das Ergebnis wäre nur eine andere, aber ebenso willkürliche Form der Astrologie. Und selbst wenn die Sternbilder keine bloße Konvention wären, dann wäre das nur ein  Argument für eine Reform der Astrologie, kein Argument gegen sie.

Ich verstehe, warum dieses Argument so beliebt ist. Laien können es leicht nachvollziehen. Es klingt als würden sich die Astrologen verrechnen. Aber innerhalb ihres willkürlichen Systems sind ihre Berechnungen richtig, nur hat das System keine Begründung. Das Argument mag fehlerhaft sein, aber derselbe Fehler trifft auch auf die Astrologie selbst zu. Konventionen können nützlich sein und damit ihre Berechtigung haben, aber sie sind am Ende nur Menschenwerk und ändern an der Realität nichts. So sehr wir uns auch wünschen, dass uns das Universum etwas über unser Schicksal verrät, wir können es nicht einfach herbeidefinieren.