Die USA haben an raschem Kriegsende wenig Interesse: 10 Gründe

Von Jack Rasmus / 1.06.2022

Dieser Artikel vom Schweizer "Infosperber" spiegelt meine Ansichten genau wieder, deshalb werde ich ihn hier veröffentlichen.      

Herzinger Wolfgang.

Urs P. Gasche. Wahrscheinlich kann weder Russland die Ukraine in die Knie zwingen noch kann die Ukraine alle Gebiete zurückerobern, die Russland seit 2014 besetzt hat. Zu befürchten ist vielmehr ein längerer Abnützungskrieg mit noch vielen tausend Toten und noch mehr zerstörten Städten und zerbombter Infrastruktur.

Über die Ziele der westlichen Militär- und Logistikhilfe herrscht keine Einigkeit. Etliche EU-Staaten wären bereit, den Krieg zu beenden, falls sich Russland mit einer militärisch neutralen, jedoch mit der EU verbandelten Ukraine sowie mit einer weitgehenden Autonomie des Donbass und – auf der Krim – mit einer international überwachten Volksabstimmung zufriedengeben würde, bei der mehrere Varianten des künftigen Status der Halbinsel zur Wahl stünden. Italien legte der Uno einen Plan in dieser Richtung vor.

Anders die USA, von deren Waffen und Cyber-Unterstützung der ukrainische Abwehrkampf abhängig ist. Sie verfolgen ein anderes Kriegsziel: US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erklärte vor einem Monat unmissverständlich, der Krieg in der Ukraine müsse fortgesetzt werden, bis Russland so weit geschwächt ist, dass es in Zukunft keine Gefahr mehr für seine Nachbarn darstelle.

Bereits zwei Wochen, bevor die Russen in die Ukraine einmarschierten, wies Jack Rasmus, Professor an der Santa Clara University und am Saint Mary’s College in Kalifornien, auf zehn Gründe hin, weshalb die USA an einem längeren Krieg in der Ukraine interessiert seien. Er veröffentlichte diese Liste von Vorteilen am 7. Februar 2022 in der «The World Financial Review» und in seinem Blog unter dem Titel «10 Reasons Why US May Want Russia to Invade Ukraine».

Über die Sichtweise von Rasmus informieren grosse Medien kaum, denn er vertritt eine extrem linke Position und hält den kapitalistischen Imperialismus der USA für gefährlicher als den russischen. Auch eine solche Position hilft zur Bildung einer eigenen Meinung, weshalb wir seinen Artikel mit dem Einverständnis von Rasmus hier auf Deutsch publizieren.
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Jack Rasmus: 10 Gründe, weshalb die Eliten in den USA wahrscheinlich wünschen, dass Russland in die Ukraine einmarschiert

Ein Grossteil der Mainstream-Medien konzentriert auf die Motive, weshalb Russland in die Ukraine einmarschieren wolle. Sie informieren jedoch nicht darüber, dass es für die USA erhebliche Vorteile bringt, Russland zu einem Einmarsch in die Ukraine zu provozieren. Die US-Medien, die Regierung Biden und die US-Kriegsfalken im Kongress behaupten zwar, sie wollten Putin und Russland von einer Invasion abhalten. Aber was sie sagen und was sie tun, ist nicht dasselbe. Vieles deutet darauf hin, dass die USA und die NATO aus einem Stellvertreterkrieg zwischen Russland und der Ukraine Vorteile ziehen. Sie können ihn mit Waffen anheizen und dabei andere US-NATO-Ziele erreichen. Was genau könnten diese anderen Ziele der USA/NATO sein?

Hier sind mindestens 10 Gründe, warum die politischen Eliten der USA beider Parteien, die Kriegsfalken und die Kapitalisten des militärisch-industriellen Komplexes daran interessiert sind, dass Russland einen Krieg gegen die Ukraine führt.

1. Die NATO wieder vereinen und die Hegemonie der USA über die NATO wieder stärken.

In den letzten Jahren – und insbesondere seit Trump – stellten einige NATO-Mitglieder in Frage, ob die USA ein so zuverlässiger Bündnispartner sind, wie sie es in den vergangenen Jahrzehnten waren.  In Ländern wie Frankreich und auch in Deutschland sind Zweifel gewachsen. Innerhalb der EU wurden Stimmen laut, dass die EU mit ihrer eigenen Verteidigung und Strategie eigene Wege gehen sollte.

China fasste in den EU-NATO-Staaten wirtschaftlich stark Fuss. Europa und China sind jetzt entweder der erste oder der zweitgrösste Exporteur/Importeur des jeweils anderen. Führende Politiker der europäischen Staaten sind sehr nervös, wenn die USA sie in einen Konflikt in der Ukraine hineinziehen, der schwerwiegende Auswirkungen auf ihre Wirtschaft haben könnte, und das zu einer Zeit, in der die europäische Wirtschaft weiterhin damit kämpft, sich von der Rezession der letzten zwei Jahre zu erholen, die Covid auslöste.

Die «Erfolgsbilanz» der USA im Nahen Osten lässt die EU-Staaten zögern: Die USA erreichten wenig, legten die Region in Schutt und Asche, und sie zogen sich gerade zurück, um ihren Schwerpunkt auf China zu verlagern.

Die europäischen NATO-Verbündeten sind zudem untereinander ziemlich gespalten. Die Osteuropäer, die erst kürzlich der NATO beitraten, folgen dem Beispiel der USA in der Hoffnung auf mehr Waffen und Truppen. Grosse Akteure wie Frankreich und Deutschland weniger. Sollte eine US-Provokation des Konflikts in der Ukraine schief gehen, sind die politischen und wirtschaftlichen Risiken für die westeuropäischen NATO-Staaten hoch.

2. Deutschland dazu bringen, die russische Gaspipeline Nordstream 2 zu stornieren; Europa dazu bringen, stattdessen Gas aus den USA zu kaufen; die US-Erdgasexporte nach Europa erhöhen und dadurch eine Angebotsverknappung in den USA herbeiführen, um Preiserhöhungen für US-Inlandgas mit entsprechenden Gewinnen.

Deutschland ist unsicher, ob es dem Beispiel der USA in einen weiteren Sumpf in der Ukraine folgen soll. Der neue Bundeskanzler Olaf Scholz ist besonders nervös wegen dieser Aussicht. In der Öffentlichkeit regt sich erheblicher Widerstand gegen eine – auch nur indirekte – Verwicklung in die Ukraine. Und die deutschen Kapitalisten sind auch über das Schicksal der russischen Erdgaspipeline Nord Stream 2 gespalten. Das russische Gas ist deutlich günstiger als der Bezug von Erdgas aus den USA. Seit Jahren setzen die USA Deutschland unter Druck, Nord Stream 2 zu stoppen und verflüssigtes Erdgas aus den USA zu kaufen – zu höheren Preisen und mit der Auflage, auch in Deutschland sehr teure neue Hafenanlagen zu bauen, um das US-Gas einzuführen.  Die US-amerikanischen Ölkonzerne wollen das Gas verkaufen, um den Überschuss an Erdgas in den USA abzubauen. Das würde nicht nur Gewinne aus mehr Verkäufen nach Deutschland bringen, sondern auch zu Versorgungsengpässen in den USA führen, die es den US-Konzernen ermöglichen würden, die Preise auch auf dem US-Inlandmarkt zu erhöhen. Die US-Gaskonzerne, die sich zumeist im Besitz der grossen Ölkonzerne befinden, würden einen Gewinn für beide Seiten erzielen.  Hinter den Kulissen des Konflikts in der Ukraine zeichnet sich die graue Präsenz der US-Ölkonzerne ab, die seit den 1960er Jahren bei so gut wie jedem amerikanischen Militärabenteuer ihre Finger im Spiel hatten.

3. Einen Vorwand schaffen, um noch mehr Truppen und moderne Waffen ins Baltikum (Estland, Lettland, Litauen) und nach Osteuropa (Polen, Rumänien) zu schicken.

Es gibt politische Kräfte in den USA, die Polen, Rumänien und die baltischen Länder bis zum Äussersten aufrüsten wollen, einschliesslich der Stationierung von Atomwaffen in ihren Ländern.  Die Regierungen in der Region sind mehr als bereit, sich mit diesen US-Kriegsfanatikern zu verbünden. Denn das bringt neue massive Finanzmittel aus den USA, mehr US-Waffen und Truppen und einen Aufschwung für ihre Wirtschaft (und zweifellos auch für die Taschen der Politiker).

4. Mehr wirtschaftliche Zugeständnisse der Ukraine für US-Geschäfte im Gegenzug für mehr und bessere US/NATO-Waffen.

Das US-Imperium leistet keine Hilfe ohne Kosten. US-Investoren und -Konzerne sind bereits nach 2014 tief in die ukrainische Wirtschaft eingedrungen. Sie finanzierten und erwarben eine beträchtliche Anzahl ehemals ukrainischer Unternehmen in Schlüsselsektoren der Wirtschaft oder brachten sie anderweitig unter Kontrolle.

Bidens Sohn ist nicht der einzige Vertreter der nächsten Generation der US-amerikanischen politischen Elite (aus beiden Parteien), der in den Aufsichtsräten ukrainischer Unternehmen sitzt.  Wenn die USA der Ukraine noch mehr Geld und Waffen zur Verfügung stellen, werden sie im Gegenzug einen Preis verlangen. Sie werden ihren Einfluss auf die ukrainische Wirtschaft und das Bankensystem weiter ausbauen.  Die ukrainischen Eliten werden sie mehr als willkommen heissen, da die US-Form des Wirtschaftsimperiums die kolonialen Eliten integriert, indem sie ein grosses Stück des wirtschaftlichen Kuchens mit ihnen teilen.

5. Die USA können Einfluss nehmen, um die russischen Unterstützer in Moldawien zu vertreiben und ein US-Marionettenregime über das gesamte Land zu installieren.

Es ist sicher, dass die USA und ihre Geheimdienste (CIA, State usw.) im Falle eines militärischen Konflikts in der Ukraine auch die Republik Moldau in irgendeiner Weise ins Visier nehmen werden. Moldawien ist ein kleiner Staat, der zwischen der südwestlichen Ukraine und Rumänien liegt. Seit Jahren herrscht dort ein unruhiger Waffenstillstand zwischen den von Russland unterstützten Kräften, welche die eine Hälfte des Landes regieren, und den pro-westlichen Kräften in der anderen Hälfte. Die USA werden versuchen, dies zu ändern und das Land vollständig zu einer pro-westlichen Hegemonie zu machen.

6. Rechtfertigung weiterer US-Anstrengungen und Finanzmittel für den Versuch, Belarus und Kasachstan zu destabilisieren.

Es ist naiv zu glauben, dass die US-Geheimdienste und die ihnen nahestehenden Kräfte nicht tief in die jüngsten öffentlichen Demonstrationen und Proteste sowohl in Belarus als auch in Kasachstan verwickelt sind, letzteres erst vor wenigen Wochen, als die Spannungen in der Ukraine zunahmen.  Zumindest testen die USA das Ausmass der antirussischen Opposition in diesen Ländern, die wirtschaftlich und politisch eng mit Russland verbündet sind. Russland hat diesen Regierungen geholfen, die Demonstrationen niederzuschlagen, von denen einige, wie in Kasachstan, besonders gewalttätig waren.  Sollten die USA die Ukraine voll und ganz der NATO zuwenden, werden sie ihre Bemühungen um eine Destabilisierung Weissrusslands und Kasachstans an Russlands Grenzen mit Sicherheit verstärken. Sie werden die nächsten «ukrainischen» Ziele sein, nach der Vorlage für die Ukraine, die 2014 begann und nun 2022 ihren Höhepunkt erreicht.

7. Eine wichtige aussenpolitische Ablenkung für die Demokraten vor den Zwischenwahlen im November 2022.

Die potenziellen Vorteile eines aussenpolitischen Themas wie der Ukraine für den amtierenden Präsidenten und seine Demokratische Partei sind nicht von der Hand zu weisen. Es ermöglicht Biden und der Partei, in einem Wahljahr «hart aufzutreten», was der Partei, die «hart mit Russland ins Gericht geht», anscheinend immer mehr Unterstützung bringt, solange es nicht zu einem direkten Konflikt mit den USA kommt. Die Ukraine ist eine klassische Möglichkeit für einen «Stellvertreterkrieg» der USA, den sie lieber aus der Ferne auf dem Boden eines anderen Landes (der Ukraine) mit dessen Truppen und/oder unter dem Schutz der NATO-Streitkräfte führen, so auch in diesem Fall.

8. Den Kongress dazu bringen, eine weitere Erhöhung des US-Verteidigungsbudgets zusätzlich zu den 778 Milliarden Dollar zu genehmigen.

Die US-Kriege im Nahen Osten sind vorbei.  Es wird Zeit brauchen, um neue technologische Waffen und Streitkräfte aufzubauen, um China in Asien zu konfrontieren.  Der US-Deal, Australien mit den neuesten US-Atom-U-Booten auszustatten, ist nur ein Beispiel dafür.  Ein Stellvertreterkrieg in der Ukraine dient als bequeme Zwischenausrede, um die Verteidigungsausgaben, die dem militärisch-industriellen Komplex der USA zugute kommen, nicht zu kürzen, sondern sie sogar noch zu erhöhen.  Die US-Verteidigungsausgaben sind eindeutig ausser Kontrolle geraten. Allein die Ausgaben des Pentagons belaufen sich derzeit auf 778 Milliarden Dollar und steigen auch nach dem Rückzug der USA aus dem Nahen Osten weiter an. (Die gesamten US-Verteidigungsausgaben belaufen sich auf weit über 1 Billion Dollar pro Jahr, wenn man auch die anderen Ministerien mit einbezieht: Energie, Staat, Atomenergiebehörde AEC, Heimatschutz, CIA, NSA, die Militärforschungsbehörde DARPA usw.)

Der militärisch-industrielle Komplex verschwendet keine Zeit damit, die USA zu ermutigen, in einen weiteren Konflikt zu geraten, sobald sie einen beendet haben, um Kürzungen der Verteidigungsausgaben in der Nachkriegszeit zu verhindern. Als die UdSSR Ende der achtziger/Anfang der neunziger Jahre implodierte, wurde Saddam Hussein zum militärischen Bête Noir.  Dies war der Auslöser für den ersten Golfkrieg 1991 und für weitere Kriegsausgaben in der Folgezeit und lenkte die Aufmerksamkeit der USA auf den Nahen Osten.  Die US-Intervention in Somalia in den 1990er Jahren und auf dem Balkan setzte diese Entwicklung fort. Der nächste bequeme Feind war die «terroristische Bedrohung» im Gefolge der Anschläge vom 11. September in den USA. Das trieb die Verteidigungs- und Kriegsausgaben in den nächsten zwei Jahrzehnten noch weiter in die Höhe, einschliesslich der Kriege im Irak, in Afghanistan, Libyen, Syrien und dem Stellvertreterkrieg der USA im Jemen.

Jetzt, da sich die USA aus den direkten Kriegen im Nahen Osten zurückgezogen haben, brauchen sie einen neuen Feind, um die Kriegsausgaben aufrechtzuerhalten. Es wird einige Zeit dauern, bis China als Ziel aufgebaut ist. In der Zwischenzeit werden die Ukraine und Russland jedoch gut dafür sorgen, dass der Kongress weiterhin Dollars in die Kriegsmaschinerie des militärisch-industriellen Komplexes der USA fliessen lässt.

9. Ein Vorwand, um gegen pro-russische Unterstützer vorzugehen: Venezuela, Nicaragua und wieder Kuba.

Ein langwieriger Konflikt in der Ukraine, der von den USA und den NATO-Verbündeten in Osteuropa finanziert und unterstützt wird, könnte schliesslich zu einer Ausweitung des Konflikts auf andere «Stellvertreter»-Nationen führen.  Für Russland bedeutet das Venezuela, Kuba und Nicaragua. Im Falle eines Krieges in der Ukraine werden die Kriegsfanatiker in den USA zweifellos eine Rechtfertigung dafür finden, diese Länder mit verstärkten Destabilisierungsbemühungen der US-Geheimdienste und vielleicht sogar mit Spezialkräften anzugreifen.

10. Man kann testen, wie wirksam die neuesten US-Waffen gegen russische Streitkräfte sind und wie wirksam russische Waffen gegen die USA, ohne Russland direkt konfrontieren zu müssen. Man kann Russland dazu bringen, den Stand seiner Cyberkapazitäten offenzulegen.

Stellvertreterkriege bieten einen guten Vorwand, um neue US-Waffen auf einem Schlachtfeld in einem Drittland zu testen. Das bedeutet, dass nicht nur getestet wird, wie gut die offensiven US-Waffen gegen die russischen funktionieren, sondern auch, wie gut die russischen Waffen gegen die US-Abwehr funktionieren.  Dabei treten unweigerlich Schwachstellen zutage, die eine Korrektur und Aufrüstung der Waffen für einen möglichen künftigen Einsatz in anderen Ländern ermöglichen.  Die USA sind besonders daran interessiert, ihre Cybersicherheitswaffen zu testen und Russland dazu zu bringen, das Ausmass vieler seiner Fähigkeiten offenzulegen. Ein weiterer interessanter Bereich ist die Erprobung der Leistung von US-Panzerabwehrraketen und der Leistung von US/NATO-Raketen gegenüber russischen Raketenabwehrsystemen (wie dem S-500).

Einige Schlussfolgerungen (verfasst von Professor Jack Rasmus ebenfalls am 7. Februar 2022)

Alle oben genannten Faktoren sind für die USA von Vorteil, sollte es in der Ukraine zu einem direkten Konflikt mit russischen Streitkräften kommen. Die Ukrainer werden den menschlichen und wirtschaftlichen Preis zahlen. Die USA und ihre Konzerne werden wirtschaftlich und strategisch profitieren.  Europa wird in einer Zwickmühle stecken, da es nicht weiss, welche wirtschaftlichen Auswirkungen ein Konflikt auf es haben wird und welche grossen politischen Risiken bestehen, wenn der Konflikt nicht gut ausgeht.

Das Verhalten der US-Interessen in den letzten zwei Monaten deutet immer mehr darauf hin, dass Eliten in den USA einen offenen Konflikt in der Ukraine befürworten. Für die USA ist ein offener Konflikt eine Win-Win-Situation. Es gibt strategisch, innenpolitisch und wirtschaftlich viel zu gewinnen:

  • Wiederherstellung ihrer unangefochtenen Hegemonie über die NATO;
  • Verdrängung Russlands aus der europäischen Wirtschaft und noch stärkere wirtschaftliche Abhängigkeit Europas von US-Ressourcen anstelle Russlands;
  • Vertiefung des US-Einflusses und der Kontrolle über die ukrainische Wirtschaft und Regierung;
  • Befriedigung der Forderungen der US-Kriegsfalken, andere Länder zu destabilisieren, die wie die Ukraine ebenfalls an Russland grenzen;
  • Wiederbelebung der Ausgaben und Operationen gegen befreundete lateinamerikanische Staaten;
  • Schaffung von Rechtfertigungen im Kongress, um in der Zwischenzeit noch mehr für die US-Verteidigung und den Krieg auszugeben, bis die grössere, längerfristige Aufrüstung und die Militärausgaben gegen China anlaufen können;
  • Erprobung der Wirksamkeit der US-Defensiv- und Offensivwaffen gegen einen hochentwickelten Gegner wie Russland in einem realen Einsatzgebiet.

Die Zeit wird zeigen, ob Russland und Putin auch einen offenen Konflikt in der Ukraine bevorzugen – oder ob die westlichen Medien die russische Bedrohung übertreiben und die Trommel für eine «bevorstehende Invasion» schlagen, um den Interessen der USA und der NATO zu dienen.

Längerfristig könnte Russland keine andere Wahl haben, als einzumarschieren, sollten die USA ihre «letzte Karte» ausspielen und erklären, die Ukraine in die NATO aufzunehmen.  Die USA behaupten, sie hätten keine solche Absicht. Aber wenn dem so ist, warum weigern sie sich dann, ihre vor zehn Jahren abgegebene Erklärung zurückzuziehen, wonach die Aufnahme der Ukraine in die NATO irgendwann in der Zukunft angestrebt wird? Ist die Zukunft jetzt?

Sollte die Ukraine in die NATO aufgenommen werden, ist das Spiel für Russland auf Jahrzehnte hinaus strategisch vorbei. Ähnliche Entwicklungen wie in der Ukraine würden schliesslich auch in Weissrussland, Kasachstan und wahrscheinlich Moldawien eintreten. Forderungen und Bemühungen, auch sie in die NATO aufzunehmen, würden in ähnlicher Weise folgen.

Russland wäre endgültig zurückgedrängt. Das Land wird danach leichter einzuschüchtern sein. Da es überall von NATO-Staaten umgeben ist, würde es wahrscheinlich zu einer umfassenden nuklearen Abrüstung kommen.

Ich bin daher der Ansicht, dass ein bevorstehender NATO-Beitritt der Ukraine für Putin und Russland eine «rote Linie» darstellt.  Wenn Russland in eine Ecke gedrängt wird, aus der es weder einen Rückzug noch einen Ausweg gibt, ist es gut möglich, dass es keine Alternative zur Invasion sieht.

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Ukraine: Nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt den Angriffskrieg

Der Krieg von Putin-Russland gegen die Ukraine verletzt das Völkerrecht in krasser Weise. Nichts rechtfertigt diesen Krieg. Dem Westen kann keine Schuld angelastet werden.
Trotz dieses klaren Befundes muss auch informiert und diskutiert werden über Versäumnisse und Interessen des Westens oder über Vorschläge, diesen Krieg mit einem gesichtswahrenden Kompromiss zu beenden.