Seit einigen Jahren wird die Digitalisierung im Bildungsbereich in den Medien und der Politik thematisiert und diskutiert. So liest man, dass die heutigen Kindergartenkinder später in Jobs arbeiten werden, die heute noch gar nicht existieren.
Doch wie müssen unsere Kinder auf ihre digitale Zukunft vorbereitet werden? Durch die blosse Verfügbarkeit von Soft- und Hardware werden gemäss PISA-Studie die ICT-Kompetenzen nicht verbessert. Und einfach mehr Informatikunterricht zu verordnen, ist gemäss dem Digitalisierungspositionspapier der economiesuisse nicht das Allerweltsmittel, um unseren Nachwuchs optimal auf die Berufswelt vorzubereiten.
Aktuelle Ansätze im Schweizer Bildungssystem
Einen Ansatz bietet der neue Lehrplan 21, der in Zürich im August 2018 in Kraft gesetzt wurde. So fliessen die beiden Kompetenzbereiche «Medien» und «Informatik» über elf Schuljahre in jedes Fach ein. Zusätzlich wird ab der fünften Klasse «Medien und Informatik» als obligatorisches Fach angeboten.
Es bleibt zu hoffen, dass die Lehrpersonen in diesem Unterricht keine Alltagssoftware wie Word und Powerpoint dozieren, sondern den Kids den Raum zum Explorieren, Erleben und Lernen bieten. Die Schülerinnen und Schüler lernen mit Apps auf ihrem persönlichen Schultablet, mit Online-Lernplattformen und erstellen auf ihrer Cloud ein E-Portfolio über ihre digitalen Erzeugnisse. In MINT-Wahlfächern erlernen und testen Interessierte eine zweite oder dritte Programmiersprache, hantieren mit 3D-Druckern und programmieren Lego-Roboter, die gegeneinander kämpfen oder mit Filzstiften ausgestattet kleine programmierte Kunstwerke zeichnen.
Kompetenzen der Lehrpersonen
Die Digitalisierung im Bildungsbereich steht und fällt mit den Lehrpersonen und Dozenten. Sind diese genug aus- und weitergebildet? Welche ICT-Kompetenzen bringen sie mit?
Lehrpersonen ohne die nötigen ICT-Kompetenzen haben keine Vorstellung, wie sich ihr Unterricht durch die Digitalisierung verändern sollte. Die Idee fehlt, wie digitale Lernsettings ausgearbeitet sein könnten. Die Schulleitung muss die nötigen Zeitfenster für das Lehrpersonenteam einplanen, damit sie sich bezahlt weiterbilden dürfen.
Infrastruktur und Unterricht
Damit Schülerinnen und Schüler aber auch Lehrpersonen auf gut funktionierende Hard- und Software zurückgreifen können, muss für die Wartung der ganzen Infrastruktur ein technischer ICT-Dienst eingesetzt werden, der sich um die Budgetierung der nötigen finanziellen Ressourcen im ICT-Bereich kümmert. Zudem müssen Lehrpersonen und Schulleitung im Alltag beraten und gecoacht werden.
Die Schule «digitalisiert» sich nur, wenn die strategische und operative Führung ähnliche Visionen haben, diese transportieren und die Lehrpersonen schliesslich eine Modifizierung ihres Unterrichts zulassen.
Das Durchklicken einer Powerpoint-Präsentation ist etwa gleich wenig innovativ wie das Schreiben mit der Kreide auf der Wandtafel. Werden zum Beispiel mit den Schülerinnen und Schülern zusammen Videotutorials über Lerninhalte produziert, die jederzeit und wiederholbar angeschaut werden können, verändert sich das Unterrichten und Lernen.