Es ist nichts Schlechtes daran, weiß und männlich zu sein. Es ist allerdings schlecht, wenn ein Unternehmen nur aus weißen Männern besteht. Heute erkläre ich, warum das so ist.

Diversity nervt, ist anstrengend und erfordert Mitarbeit von allen Teammitgliedern. Warum sollte man sich als Startup so eine Last aufbürden? Drei gute Gründe möchte ich hier nennen. Doch zuvor noch eine kleine Bemerkung: Diversity ist kein Männer-Frauen-Ding. Es geht auch nicht darum, einen Quotenschwarzen einzustellen. Es geht um eine unternehmerische Haltung.

Drei Gründe für Diversity

Zunächst einmal möchte ich festhalten: Wir haben das Jahr 2019. Es ist schlichtweg nicht mehr zeitgemäß, Frauen, People of Color, LGBTQ und Menschen mit Behinderungen durch bewusste oder unbewusste Ausgrenzung vom eigenen Unternehmen fern zu halten. Dazu kommt, dass ein Unternehmen sich selbst schadet, wenn es bestimmte Gruppen von Menschen nicht mit einbezieht. Ich denke da sowohl an MitarbeiterInnen (Stichwort Fachkräftemangel) als auch an KundInnen.

Weiter geht es mit den Medien. Wer ein Unternehmen gründet, braucht Presse. Die Medien lieben Startups mit ungewöhnlichen Gründerteams. Die fröhlichen weißen Typen, die den Daumen siegesgewiss in die Kamera halten, haben wir alle schon zu oft gesehen. Wir wollen die Startups der nächsten Generation sehen. Und die sind bunt, offen und vielfältig.

Ein Startup wird erfolgreich sein, wenn sich das Produkt gut verkauft. Wie verkauft sich ein Produkt gut? Indem es möglichst viele Menschen verwenden können. Wie garantiert man, dass möglichst viele Menschen das Produkt verwenden können? Indem man möglichst verschiedene Menschen an dem Produkt arbeiten lässt.

Um hier etwas weniger abstrakt zu sein, möchte ich ein Beispiel aus unserer Firma geben: Unser Logo bei Boxcryptor ist grün. Vor 8 Jahren fanden wir die Farbe schick. Heute fällt es uns schwer, mit diesem grünen Logo das Corporate Design der Webseite durchzuziehen und gleichzeitig die Farbwerte so zu gestalten, dass Menschen mit Rot-Grün-Sehschwäche alles erkennen können. Hätten wir von Anfang an jemanden mit dieser Sehschwäche im Team gehabt, wäre unser Produkt heute vielleicht barrierefreier als es tatsächlich ist.

Grüne Buttons sind eine Kleinigkeit, die man nicht überbewerten soll? Falsch. Mittlerweile verkaufen wir unsere Software an große Unternehmen. Diese haben Anforderungskataloge, in denen Barrierefreiheit ein wichtiges Kriterium ist. Tja.

Das mag nicht das interessanteste Beispiel sein, doch es ist wahr. Es ist Teil unserer Unternehmensgeschichte und wir haben daraus gelernt.

Wer lustigere und eindrücklichere Beispiele braucht, der kann zum Beispiel nach dem rassistischen Seifenspender googeln. Hier hatte sich eine Firma komplett in die Nesseln gesetzt, weil bei der Entwicklung des Sensors keine einzige Person of Color beteiligt war.

Meine Erkenntnis aus 8 Jahren als CEO

Sich neue Perspektiven und Sichtweisen ins Unternehmen zu holen, kann anstrengend sein. Gar nicht unbedingt deshalb, weil man sich auf etwas Neues einstellen muss – das sind die meisten Gründer gewohnt. Anstrengend ist es, sich mit den eigenen Sichtweisen auseinandersetzen, diese zu hinterfragen und sich seinen eigenen, vielleicht privilegierten Standpunkt in der Welt bewusst zu machen. Das ist nicht leicht, doch es verändert ganz sicher nicht nur Dein Produkt, sondern auch die Menschen, die daran arbeiten. Liebe Gründer und Gründerinnen – seid nicht wie die Sensor-Firma. Seid smart, seid divers.