Mein Großvater gab mir einst den nachhaltigsten Ratschlag, der genau das war, was ich zu diesem Zeitpunkt gebraucht habe.

Es war ein sehr beiläufiger, einfacher und doch tiefgründiger Rat, der alles andere übertönte, ohne dass er davon hätte wissen können.

Das Einzige, was er sagte, war: "Lukas... du gehst deinen eigenen Weg."


Ich lebte zu dieser Zeit in den USA und studierte Biologie an der lokalen Universität.

Ich war nach Hause nach Deutschland gefahren, um ein paar Familiengeburtstage zu feiern, darunter auch den 80. Geburtstag meiner Großmutter, die alle in dieser einen Woche im Sommer stattfanden.

Jeder wusste, wo ich lebte und was ich tat, aber obwohl sie meine Familie waren, mochte keiner von ihnen, was ich tat, und sie versuchten, alles in Frage zu stellen:

"Bist du sicher, dass du nicht zurückziehen willst? Deine ganze Familie ist hier, wäre es nicht besser, hier zu studieren? Was ist mit deinem Vater, ist es okay für dich, nur mit ihm zu leben? Ich denke, du solltest bei deiner Familie sein, allein zu leben macht dich depressiv. Ich weiß, dass du dort nicht glücklich sein wirst. Komm zurück."

Überall, wo ich hinging, wurde ich immer wieder in das gleiche Gespräch verwickelt, wieder und wieder und wieder.

Ich glaube, allein mit meiner Mutter hatte ich dieses Gespräch etwa 15 Mal in diesen 7 Tagen und meine Onkel, Tanten und Großeltern, die alle dachten, sie müssten mit mir über die gleiche Sache reden, waren dabei nicht mal mit eingeschlossen.

Nicht ein einziges Mal hat mich jemand gefragt, wie ich mich fühle, was meine Pläne sind oder wie es mir geht.

Wenn sie mich gefragt hätten, hätten sie gewusst, dass ich vor der Wahl Angst hatte und nicht wusste, ob es überhaupt das Richtige war.

Da ich am anderen Ende der Welt lebte, weit weg der meisten meiner Familie, etwas machend, was noch nie jemand probiert hatte, und trotzdem dabei herauszufinden, was ich vom Leben möchte, stellte ich es natürlich in Frage!

Zu dieser Zeit brauchte ich meine Familie, um mich zu unterstützen und ein Fels in der Brandung zu sein, an den ich mich anlehnen konnte, und nicht eine Horde verängstigter Hühner, die mich zerpflückten, als ich am Boden lag!

Es. War. Schrecklich.

7 Tage davon und ich konnte es nicht erwarten, zurückzufliegen.

Ich verabschiedete mich halbherzig von allen und schließlich von meinem Großvater.

Überraschenderweise hatte mein Opa in der ganzen Zeit kein einziges Mal mit mir darüber gesprochen. Ich vermutete, dass es daran lag, dass er ein eher ruhiger Mann war, was zum Teil auf sein nachlassendes Gehör zurückzuführen war.

Ich ging vollkommen in Gedanken auf ihn zu und schüttelte ihm zum Abschied die Hand.

Als ich gerade meine Hand wegnehmen wollte, drückte er seine andere Hand fest oben auf, schaute mir direkt in die Augen und sagte mit dem freundlichsten Lächeln die obigen Worte.

Es war nicht nur das Einzige, was ich hören wollte, sondern auch das Einzige, was ich brauchte, und es stach umso mehr in dem ganzen ängstlichen Gerede hervor, das ich in dieser Woche gehört hatte.

Es stach hindurch wie durch Butter und direkt in mein Herz.

Dieser eine Satz hielt sich den nächsten Monat in meinem Gedächtnis und ich dachte noch jahrelang daran, und er war bis heute einer der besten Ratschläge, die ich je gehört habe.

Hier sind einige der Erkenntnisse, die ich gerade aufgrund dieser einen einfachen Zeile hatte:

  1. Niemand kann für dich entscheiden. Niemand weiß, was du tun solltest oder was das Beste für dich ist, und deshalb kann dir niemand sagen, was das richtige für dich ist. Es ist dein Leben und nur du kannst den Weg wählen, den du gehen willst.
  2. Du kannst entscheiden, was du auf dich nimmst. Du kannst die Sorgen und Ängste der Menschen um dich herum auf dich nehmen, oder du kannst dich einfach dafür entscheiden, diese Ängste und Sorgen ihre eigenen sein zu lassen. Du musst dir nichts aufbürden, was du nicht willst. Und gleichzeitig kannst du auch nur deine Linie verfolgen und sie so beherzigen, dass sich alles ändert. Welche Gefühle, Emotionen und Ratschläge du auf dich nimmst, liegt bei dir.
  3. Deine Taten bestimmen alles. Eine Entscheidung heute, ein Satz, eine Handlung, kann alles verändern. Diese Dinge können alles für dich oder für jemand anderen verändern und du wirst vielleicht niemals davon erfahren. Deshalb musst du vorsichtig sein mit dem, wofür du dich entscheidest.
  4. Es passieren immer wieder tolle Dinge. Manchmal sind wir einfach zu beschäftigt, um sie zu sehen. Seid immer bereit für eine Überraschung, damit ihr die im Nebel verborgenen tollen Momente nicht verpasst.
  5. Am Ende liegt es an dir. Ob du dich dafür entscheidest, den Ratschlägen anderer zu folgen oder deinen eigenen Weg zu gehen, am Ende bist du derjenige, der mit den Entscheidungen leben muss. Niemand sonst muss mit den Konsequenzen umgehen der von dir getroffenen Entscheidungen. Natürlich kann jeder Ratschläge ignorieren, aber am Ende bist du derjenige, der sich damit auseinandersetzen muss, also triff eine Entscheidung, hinter der du stehst.

Dieser Beitrag ist zuerst auf Quora als Antwort auf die Frage "What is a good piece of random advice?" erschienen.