Stell dir vor: Es würde jeden Tag ein Flugzeug abstürzen und es interessiert niemanden? Unrealistisch sagst du da? Doch was ist, wenn ich dir sage: Genau das passiert?! Jeden Tag!

Die Pandemie treibt uns weiter vor sich hin und die mittlerweile dritte große Welle ist da. Sie kam wie ein Tsunami, erst geht das Wasser und dann kommt es umso heftiger zurück.

Auf dem Twitterkonto von Risklayer sieht man dies täglich ganz gut. Die täglich aktualisierte Grafik zeigt
die Wellenform in der Corona kommt deutlich und das Wellental. Nach dem die Zahlen nach unten gehen, sich das Wasser zurück zieht, ist die Zeit bevor es wiederkommt. Bevor die Zahlen erneut ansteigen. Erst steigen die Anzahl der Fälle, dann der Krankenhausaufnahmen und dann die Zahl der Toten². Es war jedes mal so und auch jetzt in der dritten Welle zeigt es sich. Aktuelle sind wir bei einem Sieben-Tage-Schnitt von 229 Menschen angekommen. 229 Menschen die ihr Leben lassen mussten, jeden Tag. Eine Flugzeug nach dem anderen stürzt vom Himmel herab, so zu mindestens von den Zahlen her. Mehr Menschen als in einem A320 von Airbus passen. Und das ist kein kleines Flugzeug - es ist der gleiche Flugzeugtypus, wie beim Germanwings-Flug 9525, bei dem der Pilot alle Passagiere ermordete.

Damals ging es in der Medien tagelang nur um die Opfer und das ist richtig so. Heute konzentriert man sich eher auf den Täter. Die Aufmerksamkeit bekommen Covid 19 und einige andere Akteure.

Die Bestürzung um die Opfer war groß, egal wie alt die Menschen waren oder ob sie vorher eine Erkrankung hatten. Alle waren sich einig: Es hätte nicht sein müssen und man müsse so etwas verhindern.

Doch heute, bei weit mehr Opfern und das Tag für Tag kommen die alten sozialdarwinistischen Vorstellungen zu Tage. Man unterscheidet bei den Opfern. Es gibt Opfer zweiter oder vielleicht gar dritter Klasse.

Alt, dick und krank - ach nicht so schlimm? Die Gesunden trifft es ja nicht?!

Was wäre wenn jemand gesagt hätte: Die Leute sind doch selber Schuld, was fliegen die denn?!
Was wäre gewesen? Die Gesellschaft hätte sich zurecht empört gezeigt, doch heute bleibt das bei einem Teil unserer Gesellschaft vollkommen aus. Man berichtet bei den Opfern zu oft über die Vorerkrankungen, doch vergisst eines schnell: Die Opfer von Corona sind allesamt zu beklagen. Es spielt keine Rolle ob jemand alt, krank oder behindert war. Viele Opfer wären vermeidbar gewesen. Australien, Neuseeland oder auch China machen es vor. Der Kampf gegen dieses Virus kann weitgehend gewonnen werden. Mit Vernunft und Entschlossenheit kämpften Neuseeland und Australien. Die Menschen entschiede sich für einander und miteinander das Virus in ihrem Land zu bekämpfen - es diesem Virus schwer zu machen. Den Erfolg dieser Strategie sehen wir des Öfteren in Medienberichten. So kann man Menschen sehen, welche ohne Maske, an Konzerten teilnehmen können. Das Leben ist dort fast schon wieder normal und die Leute genießen ihre Freiheiten³ - Sie gehen an den Strand, in ihr Lieblingsrestaurant oder einfach in die Shopping-Mall.

Auch bei uns wäre #NoCovid möglich. Wissenschaftler*innen aus verschieden Bereichen schlossen sich zusammen. Die Initiative NoCovid stellte im Januar eine proaktive Möglichkeit vor. Das Positionspapier stellt dabei eine Option vor und Die Zeit veröffentlichte dieses Dokument zusammen mit einem Artikel, doch seit dem hat die Politik kaum reagiert. Meistens eher faktenfrei, beliebt war besonders das Scheinargument "Europa ist keine Insel".

Stattdessen der Staat aktiv wurde und versuchte seine Bürger präventiv zu schützen, wurden gerade die Schwachen im System vergessen. Aber Corona trifft nicht nur die Schutzlosen, auch fitte Menschen sterben oder leiden an den Spätfolgen der Erkrankung und selbst Kinder kann es treffen. Etwa zehn Prozent⁰ der Erkrankten leiden an LongCovid, dazu kommen die über 80.000 Toten in Deutschland. Es sind zu viele Menschen welche an den Folgen leiden werden. Wenn es zehn Prozent⁰ treffen sollte, sind es nach den aktualen Zahlen über 333.000 Deutsche, bei welchen sich die Langzeitfolgen zeigen werden (über 6 Monat hinaus)⁰. Einige dieser Schäden sind enorm und gehen von verminderter Lungenfunktion bis zum Geruchsverlust oder gar den Verlust des Hörvermögens. Diese Schäden können sich so auf die Leistungsfähigkeit der Personen niederschlagen und stellen somit ein nicht zu geringes Risiko für die Industrie und Wirtschaft allgemein dar.
Nun sind nicht nur die ehemaligen Intensiv Pateienten von den Folgen betroffen, auch Menschen welche die Infektion kaum gespürt haben - können von den Langzeitfolgen betroffen sein¹. So sind nach einer schwedischen Studie bei jedem zehnten Pateinten*innen noch min. ein mittelschweres bis schweres Symptom nach 6 Monaten vorhanden¹.

Warum reagieren einige Leute so?

Warum denken einige so, warum interessiert es sie nicht? Ist es die Gefahr? Will man die Gewissheit, mich trifft es dann schon nicht so?

Ich persönlich denke, es ist ein schwieriges Thema. Einige wollen sich wahrscheinlich eher in Sicherheit wiegen und hoffen viel mehr, dass das Virus sie nicht so hart treffen würde. Doch nur dies, kann es leider nicht sein, auch der Sozialdarwinismus ist ein Teil dieser Erklärung. Selbst heute noch im 21. Jahrhundert gibt es Menschen, welche überzeugt sind: es gäbe unwertes Leben - es würde Leben existieren, welches mehr wert ist. Als wenn diese Leute so oder so gestorben wären - man vergisst das hinter den Zahlen Menschen stecken. Für jede Zahl gibt es Trauernde. So viele Familien haben Mütter, Väter, Omas und Opas verloren, welche noch einige Zeit hätten leben können. Der deutsche Pathologenverband fand in seiner Untersuchung heraus, dass die verlorene Lebenszeit der Menschen etwa 10 Jahre betragen soll⁴. Ein Jahrzehnt - mehr Zeit mit der Familie, Freunden und auch voller Momente der Erinnerungen, welche genommen und geraubt wurden⁴.

Es geht nicht nur um die Alten, aber auch sie haben ein Recht auf Leben. Egal ob es nur weniger Jahre sind, jeder möchte und sollte seine Zeit so nutzen können, wie er oder sie es für richtig halten.

Die Bilder von Feiernden - Leuten dicht gedrängt an Ufern oder auf Wiesen sind auch ein Schlag ins Gesicht der ausharrenden Mehrheit. Die größte Anstrengung in Deutschland, nach dem zweiten Weltkrieg, und einige Individuen schaffen es nach über einem Jahr sich noch nicht an die einfachsten Regeln zu halten. Ist das Vergessen? Ignorieren? Oder sind andere Menschen egal?

Deutschland ist kein schlechtes Land, es hat ein gutes Gesundheitsystem - dies hört man oft. Es wurde schon oft als Argument gebracht. Oder die Betten seien gar nicht ausgelastet.
Das deutsche System mag gut sein, doch selbst es stößt immer mehr an seinen Grenzen. Die Maximalversorgung, welche bei Covid Intensivpatient recht häufig genutzt werden muss, ist nicht überall möglich. Die sogenannte ECMO (extrakorporale Membranoxygenierung) ist nicht an jedem Krankenhaus möglich. Oft sind es nur die Unikliniken welche dies leisten können und hier sind die Kapazitäten begrenzt. Maschinen alleine sind nicht die Lösung - uns fehlt in Deutschland schlicht das geeignete Personal. Die Zahlen der freien Betten geht stetig nach unten und in einigen Teilen des Landes sind keine Kapazitäten mehr vorhanden. So sind in Bayern nur noch 9,1% der Intensivbetten frei⁵. In Berlin belegen über 27% dieser Betten Covid Patienten und in Thüringen sind es sogar 29%⁵. Und die Auslastung der Intensivstation sollte nicht über 80% liegen⁷.

Einfache Lösungen gibt es bei diesem Thema nicht, aber einige Länder schaffen es aus der Kriese raus. Erst gestern konnte Portugal verkünden keinen Toten (an diesem Tag) melden zu müssen und das erstmals seit Monaten, aber für Deutschland könne man dies nicht umsetzten. Die Unterschiede seien doch zu groß⁶ - so oder so ähnlich schallt es immer wieder und dies auch von Regierungsvertreter*innen.

Wie viele Länder sollen noch Mut zeigen, mehr Mut als die BRD? Europa ist keine Insel, aber eine Halbinsel. Anstatt man immer neue Ausflüchte sucht, wäre es Zeit für etwas NEUES. Eine Perspektive in dieser so trostlosen Zeit. Der Wechsel zu einem anderen Umgang mit CORONA und diese Idee gibt es bereits. Experten*innen aus der Wirtschaft, Wissenschaft und Medizin sind bei #NoCovid vereint. Lasst uns diese Idee wenigstens ernsthaft besprechen und nicht mehr jeden Tag ein Flugzeug abstürzen lassen. Die Politiker*innen und diese Gesellschaft ist es den Menschen schuldig. Lasst uns gemeinsam eine Anstrengung auf uns nehmen.

Ich für meinen Teil wäre dazu bereit!

Euer OBIausHV

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Quellen:
⁰  pharmazeutische-zeitung.de
¹  pharmazeutische-zeitung.de
²  ndr.de
³ Neuseeland: derstandard.de  youtube.com/SternTV Australien: zdf.de
cicero.de  
⁵ Quelle DIVI abgerufen am 28.04.21/12:31
twitter.com/TiloJung
swr.de

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