Der folgende Text ist nicht wie die vielen anderen Werke und es fällt mir nicht einfach darüber zu schreiben, aber heute ist der Tag gekommen. Persönlich, voller Schmerz und Zähne knirschend. Heute einfach mal was ich denk:
Also fassen wir mal meine Erfahrungen zusammen: Behinderung und Presse scheinen nicht wirklich gut zu harmonieren, wenn man als Typ im Rollstuhl nicht nur über diese Themen schreiben möchte.
Klar könnte ich mich nur mit diesen Themen auseinandersetzen, doch empfinde ich es als Diskriminierung. Ich darf für euch den Schreiber geben, aber nur wenn ich meine anderen Wissensgebiete wegschmeiße? Es ist manchmal echt nicht einfach. Die Motivation zu finden und doch täglich zu schreiben oder recherchieren. Am Ende erhalte ich für die ganze Arbeit keinen einzigen Cent, was mich teilweise frustriert.
Mich lockt nicht das große Geld oder der Ruhm, nur zum Leben sollte es irgendwie reichen. Wenn bei Vorstellungsgesprächen dann der Rollstuhl auffällt, ist das oft eine Katastrophe. Entweder ich passe nicht in das Hauskonzept oder nicht in den Alltag und nun gab ein Angebot, aber es ist eher eine Verpflichtung. Immer noch frei, aber etwas mehr Geld. Der Haken an der Geschichte: Monothematik. Man will von mir keine Artikel über Afghanistan oder die Politik, all das ist unwichtig... Das Medium will mich reduzieren und im Grunde soll ich nur noch über Behinderung berichten, dies zwar frei und offen... nur am Ende nur eine Reduktion auf ein Merkmal, auf meine Behinderung.
Ich bin es Leid nur als der Rollstuhlfahrer betrachtet zu werden. Die einen Geschöpfe finden den Rollstuhl zu umständlich oder die Räumlichkeiten wäre nicht geeignet, andere geben gar keine Antwort und jetzt noch das...
Ich kann nicht mehr machen, was mein ursprüngliches Ziel war. Manchmal frage ich mich schon ob aufgeben nicht der bessere Weg wäre. Gegen die Windmühlen kämpfe ich schon lange und werde dies wahrscheinlich auch noch lange müssen, doch beruflich wollte ich mich in diesem Themenfeld nie positionieren. Ich will nicht der "rasende Rollstuhl" sein. Arbeiten, etwas tun und eventuell Leute informieren und das Leben etwas bereichern, doch am Ende hilft all der Text nicht. Buchstaben auf Festplatten, lesbar im WWW....
Am Ende bleib ich doch ein armer Typ, der vor seinem PC hockt. Schreiben, Recherchieren und Kontakte knüpfen - Mein Bestes geben und dennoch sich wie ein Versager fühlen. Das ganze Leben ist ein Kampf und für einige von uns Erdenbewohner, ist dieser Kampf ein ungleicher. Reduziert, marginalisiert, vergessen und Probleme bagatellisiert - am Rande der Gesellschaft.
Man kann noch so fleißig sein, doch am Ende ist da eine Leere. Während meine Freundin Geld verdient, da schreibe ich und fliehe so aus dieser Welt. Versuche irgendetwas zu erreichen...
Verzweiflung überkommt mich manchmal und im Inneren öffnet sich eine Leere, ein gar unendliches Loch.
Wieder sitze ich vor der Tastatur und mich überkommt diese Schwere wieder und dieses Gefühl der Hilflosigkeit. Eine Welt, eine Gesellschaft, welche Barrieren nicht gelernt hat abzubauen... kann sie scheinbar schon alleine in den Köpfen schon nicht fallen lassen. Manchmal sitze ich, so wie heute, und denke "Warum machst du weiter?" Mein Kopf und ich im stillen Zwiegespräch, doch am Ende heißt es Aufgeben oder Weitermachen?! Sitzend in dem Stuhl, welcher mir die Freiheit schenkt und auf der anderen Seite mich zum Knecht degradiert. Der Staat will mir gar nicht helfen, denn aussortiert hat er mich. Wertlos so schein ich für die Wirtschaft zu sein, fast entbehrlich für diese Welt.
Eine Frau nur dachte niemals so, als wir uns kennen lernten saß ich schon in diesem Stuhle. Ich fühle diese Liebe sehr und dennoch macht es mich auch innerlich kaputt, denn ich sehe wie sehr sie mehr leisten muss. Nun arbeitet sie bei der Post und verdient so viel, dass dank meiner bloßen Existenz große Teile des Lohnes angerechnet werden... Dank meinen Unfall vor einigen Jahren sitze ich in diesem Stuhl, bin krank und arm... Meine Rentenzeit hatte ich nicht ganz erfüllt und die Berufsgenossenschaft nie anerkannt den Fall, nun vor Gericht selbst mir versagt wurde der Klageweg, denn die Kosten will man nicht übernehmen - Und wieder Widerspruch. Innerlich an manchen Tagen kommt diese schwarze Schwere und denk ich in manchen Stunden: Besser wär sie dran, ohne mich. Von diesen Worten will sie niemals hören, will kämpfen gegen diese Riesen und nicht bangen. Nur ich fühle mich dabei, so als wenn ich persönlich ihr ein Messer in den Leibe stieße. Meine Freundin hält das System für verkehrt und ungerecht, dass der Mann welcher Arbeiten will und nicht kann, so sagt es ja die Rentenkasse, das Arbeitsamt und Krankenkasse, genauso behandelt wird, als wenn er nicht arbeiten wolle. Ich eben gleich einem Hartz-IV Empfänger und dennoch bekomm ich nicht die Hilfe mich beruflich zu entwickeln. Ausgestoßen aus dem System und all das wiegt schwer auf meiner Brust. An Tagen wie diesen, in diesen Stunden kommt die Schwere mir übers Herz und legt sich nieder, wie ein dunkler Schatten. Mein Antrieb, mein Geist und meine Lebenslust liegen in solchen Momenten verhüllt unter diesem schwarzen Schatten. Am liebsten würd ich schreien allen den Kummer raus, doch nächstes mal kommts genauso wieder. Sicher leben will ich können und für mich finanziell selber Sorge tragen, doch all das scheint ein aussichtsloser Traum. Klagen ist eigentlich nicht so meins - wenn es um mich geht, doch manches mal schon schrieb ich Texte und löschte fast immer alles. Es tut weh wenn man denkt: Aus deinen Träumen und Hoffnungen ist nichts geworden. Mir geht es dabei mittlerweile mehr um die Frau, welche ich von Herzen liebe, denn die Sorgen kreisen sich oft darum. Ich fürchte ihr viel zu viel aufzubürden.
Was man wahrscheinlich dazu wissen muss: In meinem Leben musste ich schon so manchen Kampf austragen. Ob es nur die Schule war und warum man wieder kein Sportzeug bei hatte, weil die Schuhe einfach zu teuer waren und all solch Belastungen...
Doch am Ende war ich aktiv und versuchte mein Bestes, natürlich gab es auch da so einige Phasen von Faulheit, aber ich bin es einfach nicht gewohnt nur zu sitzen und nichts zu tun. Früher war ich ehrenamtlich viel aktiv, davon sind mir nur Erinnerungen geblieben. Freunde zogen weiter und teilweise man mich auch vergaß, denn nirgendwo konnte ich mit diesem Stuhl folgen. Keine Bar und keine Disco und so viele Plätze nicht waren für mich je geeignet.
Das Leben nur noch als bloße Existenz, als Dasein zwischen Leben und Tod. Denkend stehts, doch oft nicht mehr selbst handelnd. Degradiert vom Lebensweg und ausgrenzt von der Gesellschaft, deren Teil ich nur sein will. Aktiv im Leben stehen und die Welt nicht an mir vorbeiziehen sehen will. Die Jahre vergehen und ich komm einfach nicht mehr mit. Die Kämpfe machen müde und belasten das Leben schwer, doch Aufgeben würde K. das Herzlein brechen. Ihr wehzutun vermag ich nicht, auch wenn ich öfter denk "Ohne mich hätte sie es im Leben besser".
Heute war ich mal nicht so objektiv wie möglich, denn mein Inneres zerreißt förmlich. Obs gut ist? Was weiß ich! Zu oft dachte ich: Ich kann so etwas nicht schreiben, doch heute durftet Ihr es lesen. Kritisiert mich oft und gern, doch am Ende schlägt in mir selbst mein größter Richter...
Euer OBI
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