Die Neue Züricher Zeitung wies in einem Kommentar auf einen interessanten Vorgang hin, der sich in Deutschland, einem Land, das von sich behauptet, dass jeder seine freie Meinung zum Ausdruck bringen kann, ereignete. Er wirft ein Licht über den bereits praktisch gewordenen Meinungsterror einer kleinen Clique von Personen, die mittlerweile den Meinungskorridor in Deutschland entgegen jeder demokratischen Legitimation bestimmen.
Die Geschäftsführung der Bundesgartenschau – Michael Schnellbach – verbot den Auftritt des AWO-Balletts von älteren Damen, die unter dem Thema „Weltreise in einem Traumschiff“ als Mexikaner mit Sombrero-Hut eine 25minütige Aufführung darbieten wollten. Die BUGA-Sprecherin Corinna Brod erklärte, dass „Mexikaner als Menschen mit Sombrero-Hut oder klischeebesetzter asiatischer Kostümierung Bilder seien, die wir nicht auf der Mannheimer BUGA sehen wollen“. Bisher dachten viele Bürger, dass die immer wieder auftauchenden Sprachverbote mehr oder weniger von – um es einmal umgangssprachlich auszudrücken – Spinnern verlangt werden, denen man ohnehin nicht folgen müsse, weil es sich um nicht legitimierte Personen handelt, die gar kein Recht haben, den Bürgern vorzuschreiben, wie sie sprechen und spielen dürfen. Inzwischen stellt sich aber heraus, dass die Zensur bestimmter Kreise, von denen keiner weiß, mit welcher Legitimation sie überhaupt sich das Recht einer Sprach- und Verhaltenszensur herausnehmen, bittere Realität ist und Deutschland sich zu einem Land entwickelt, indem die freie Meinungsäußerung nicht mehr möglich ist. Im vorliegenden Fall der Damen, die eine lustige Darbietung ihrem Publikum zeigen wollten, wird behauptet, dass sie mir ihrer Darstellung „kulturelle Sensibilitäten“ verletzen würden, was nicht geduldet werden könne. Die NZZ schreibt dazu: Man darf annehmen, dass Inder und Mexikaner sich durch so etwas nicht verletzt fühlen, und Japaner erst recht nicht, werfen sie sich doch lustvoll beim Oktoberfest in Lederhosen und Dirndln“. Aber bei dem Irrsinn, mit dem die Bürger mittlerweile konfrontiert werden, ist nicht auszuschließen, dass die ideologischen Tugendwächter auch das Verhalten von Ausländern, die sich in Deutschland aufhalten verbieten, wenn sie sich nicht an die Zensurvorschriften der Tugendwächter halten.
Eigentlich wäre der ganze Vorgang zum Lachen, weil man ihn auch als einen verspäteten Karnevalsscherz ansehen könnte. Aber leider ist es bitterer Ernst geworden. Bürger, die sich nicht an die Zensurbestimmungen dieser anonymen Tugendwächter halten, werden gnadenlos gesellschaftlich und oft auch aus dem Erwerbsleben ausgegrenzt. Die NZZ weist zurecht darauf hin, dass in Deutschland wieder eine Entwicklung des vorauseilenden Gehorsams entstanden ist, so dass die Bürger selbst das Einhalten der Zensurbestimmungen sicherstellen. Darüber hinaus hat die deutsche Regierung unter der Federführung der Innenministerin Faeser dafür gesorgt, dass es sogenannte „Meldestellen für diskriminierende Äußerungen unterhalb der Strafbarkeitsgrenze“ gibt, bei denen die Möglichkeit der Denunziation gegeben ist. Man sollte sich einmal vor Augen halten, was es bedeutet, wenn es Meldestellen gibt, bei denen Vorgänge „gemeldet“ werden können, die unterhalb der Strafbarkeitsgrenze liegen, also zulässig sind. Erschreckend ist allerdings, dass es in der Bevölkerung keinen Aufschrei gibt, denn das, was hier aufgebaut wird, könnte der Anfang einer faschistischen Diktatur sein.
Die NZZ bringt in ihrem Kommentar mehrere Beispiele, die aufzeigen, welche gesellschaftszerstörende Wirkung der vorauseilende Gehorsam einiger Institutionen hat. Da wird den Bürgern immer wieder eingetrichtert, dass sich die Verbrechen der Nazizeit nicht wiederholen dürfen und da werden mittlerweile genau die Techniken angewandt, die seinerzeit zu der Verfestigung einer Diktatur in Deutschland führten.
Wenn man das Verbot des AWO-Balletts der BUGA betrachtet, dann muss man sich fragen, wohin die Entwicklung in Deutschland führt? Es stellt sich aber auch die Frage, wie lange sich die Bürger in Deutschland von einem kleinen Kreis von Wokeness-Ideologen reglementieren lassen. Wenn eine weitere Diktatur in Deutschland verhindert werden soll, muss es ein Aufwachen der bürgerlichen Mitte in Deutschland geben. Mittlerweile sind die Auswirkungen der Identitätspolitik kein Unfug von Leuten, die man nicht ernst nehmen kann. Es handelt sich um eine gefährliche Entwicklung, die das Potenzial hat, die Gesellschaft zu zerstören und ein Volk mit einer gleichgeschalteten Meinung zu entwickeln. Ein Volk, das sich aber ideologisch gleichschalten lässt, wird sehr schnell eines Tages aufwachen und feststellen, dass die Einhaltung der von der Regierung vorgebenden Meinung alternativlos ist.
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