Der griechische Philosoph Epikur lebte von 341 bis um 270 vor Christus in der Nähe von Athen mit seinen Freunden auf einem schönen Grundstück mit einem Garten. Als Gründer seiner eigenen Philosophenschule, genannt "Der Garten", lebte er in  einer Lebensgemeinschaft von Lehrenden und Lernenden. Frauen und Sklaven waren auch Teil der Wohngemeinschaft. Epikur, der philosophische Vertreter des besonnen angewandten Lustgedankens, war jedoch der absolute Herrscher der  Kommune. Wohl zu Unrecht gab es Gerüchte über ausschweifende und unzüchtige Gelage der "Garten"bewohner.

Das Glück ist für Epikur ein gefühltes und dauerhaftes Gefühl des Glücks. Er definiert Glück als gelassenes und beschauliches Wohlbefinden, das er "Windstille der Seele" (Ataraxie) nannte. Jede/r solle sein eigenes Glücks schmieden.

Demjenigen, der auf der Suche nach Glück ist, empfiehlt Epikur, die eigenen Ansprüche ans Leben den Verhältnissen anzupassen oder eher bescheiden zu halten und aktive Abwehr von Unlust zu betreiben, will sagen Missstände abzustellen.

Fünf notwendige Bedürfnisse für ein glückliches Leben müssen erfüllt werden:
1. Nahrung, 2. Kleidung, 3. Wohnung, 4. Freunde und 5. Philosophie.

Epikuräer werden in der westlichen Philosophie oft mit den Hedonisten, den Anhängern der Genussphilosophie von Aristippos, verwechselt. Die philosophischen Ansätze von Epikur und Aristippos sind jedoch verschieden.

  • Ein Epikuräer, bestrebt nach Weisheit, verkörpert den gemäßigten Weg zum inneren Glück.
    Der Persönlichkeitstyp Sanguiniker tendiert zum Epikureismus.
  • Ein Hedonist schlägt den Weg des extremen äußeren Glücks ein und ist auf Genuss und Vergügen aus.
Foto von Bianca Ackermann / Unsplash

Laut einer Umfrage in den Vereinigten Staaten von Amerika bekommt der Hedonismus des Epikur, die Suche nach angenehmen Gefühlen, eine deutliche Absage zugunsten eines überlegten Strebens nach Glück im Sinne von Aristoteles und Viktor Frankl.

  • Wir müssen von dem Konzept abgehen, unsere Tage mit häufigen glücklichen Momenten und weniger unangenehmen Momenten zu füllen.
    Todd Kashdan, US-amerikanischer Psychologe an der George Mason Universität

Vier wichtige Lehrsätze [das vierfache Heilmittel] von Epikur:

  1. Vor Gott braucht man sich nicht fürchten.
  2. Dem Tod soll man nicht mit argwöhnischer Angst gegenüberstehen.
  3. Das Gute ist leicht zu beschaffen.
  4. Das Schlimme ist leicht zu ertragen.
    Quelle: Radiosendung Der Philosoph der maximalen Lust, Hörfunkprogramm Bayern 2, Michael Conradt, Minute 17:28, 22:18 Minuten Dauer, ausgestrahlt 14. Mai 2014

Zitate von Epikur

  • Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
    dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft, oder er kann es und will es nicht: dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist, oder er will es nicht und kann es nicht: dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott, oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
    Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?

    Zugeschrieben Epikur, überliefert und bearbeitet durch Laktanz [Lucius Caecilius Firmianus] (~250-~320) lateinischer Rhetoriklehrer,  christlicher Apologet, Kirchenschriftsteller
  • Wenn wir aber sagen, dass Lebensfreude der Zweck des Daseins ist, so verstehen wir darunter nicht die Freuden der Schwelger noch die gemeinen Leidenschaften, wie es uns aus Unwissenheit, Widerspruchsgeist oder boshafter Verleumdung nachgesagt wird, sondern wir erzielen damit, den Körper vom Schmerz, die Seele vom Leid zu befreien.
    Zitiert in: Karl Vorländer (1860-1928) deutscher Gymnasialprofessor, Kantforscher die Marburger Schule, Philosophie des Altertums. Geschichte der Philosophie, I, Rowohlt Taschenbuch-Verlag, Rheinbeck, Januar 1969, April 1985
  • Denn nicht Trinkgelage und Gastmahl, nicht das Kosen schöner Knaben und Mädchen, nicht der Genuss einer reichen Tafel bieten ein vergnügtes  Leben, sondern es wird von der nüchternen Vernunft bereitet, die den Grund jeder Neigung und Abneigung erforscht und alle Gedanken verscheucht, die unsere Seelenruhe verwirren.
    Quelle: Karl Vorländer, s.o.
  • Für keinen ist es zu früh oder zu spät, für die Gesundheit der Seele zu sorgen.
    Zitiert in: Epikur. Brief an Menoikeus, Kapitel "Von der Überwindung der Furcht. Katechismus, Lehrbriefe,  Spruchsammlung, Fragmente", S. 100-105, Patmos Verlagsgruppe / Artemis  & Winkler Verlag, München 1991

Epikur zitiert in: Paul M. Laskowsky, Übersetzer, Philosophie der Freude. Briefe. Hauptlehrsätze. Spruchsammlung. Fragmente, Insel Verlag, Taschenbuch, 7. Januar 1988

  • Bei den meisten Menschen ist die Ruhe Lähmung, die Bewegung Tollheit.
  • Die schönste Frucht der Selbstgenügsamkeit ist Freiheit.
  • Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.
  • Mit dem Philosophieren soll man getrost schon in der Jugend beginnen, aber im Alter auch nicht müde davon ablassen. Denn um für seine seelische Gesundheit etwas zu tun, ist keiner zu jung oder zu alt, und wer etwa meint, für  ihn sei es zum Philosophieren noch zu früh oder schon zu spät, der  könnte ebensogut behaupten, der richtige Zeitpunkt für seine  Glückseligkeit sei noch nicht da oder schon vorbei.
  • Aus Angst, mit Wenigem auskommen zu müssen, lässt sich der Durchschnittsmensch zu Taten hinreißen, die seine Angst erst recht vermehren.
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Zitate über Epikur

  • Das Zentrum der Seele vermuteten die Stoiker im Herzen, von dort aus strecke die Seele acht Arme in verschiedene Körperregionen, jeder Arm erledige einen anderen Job. […]
    Das altgriechische Substantiv psyche bedeutet "Hauch", "Atem" und "Leben". Bei Homer findet man die Vorstellung, dass die Seele von außen in den Körper eindringt und ihm später, wenn der Mensch stirbt, wieder entweicht. […]
    Für die Anhänger Epikurs war die Seele etwas Stoffliches, das nach dem Tod genauso tot ist wie alles andere im Körper. Für Platon war der Großteil der Seele unsterblich, nur der Teil, der für die Begierde zuständig war, musste sterben. […]
    Die Seele bedient sich eines Hilfsstoffs, um dem Körper zu sagen, was er zu tun hat: Dieser Stoff wurde pneuma genannt, also Luft oder Atem. Man stellte sich vor, dass er durch die Nerven oder die Adern strömt, so ähnlich wie Blut. […]
    "Die Seele ist nicht greifbar, sie ist etwas, das man in sich trägt und das einen als Menschen ausmacht. Die Seele ist der Ort in uns, wo die Liebe wohnt. Sie prägt den Rhythmus, mit dem wir durch das Leben gehen."

    Artikel Was ist die Seele?, präsentiert von dem Magazin der überregionalen deutschen Wochenzeitung ZEITmagazin, Sabine Rückert, Matthias Kalle, Sascha Chaimowicz, Heike Faller, Lilith Grull, Tillmann Prüfer, Matthias Stolz, Annabel Wahba, Nr. 53, 19. Dezember 2017
  • Das innere Glück kommt aus der inneren Ruhe. Wenn die Gedanken zur Ruhe kommen, entsteht Erleuchtung. Epikur empfahl es, in der Ruhe und aus der Ruhe heraus zu leben. Dann lebt man wie ein Gott (Buddha) unter seinen unweisen Mitmenschen, denen der Weise aber auch hilft: "Die Freundschaft umtanzt den Erdkreis, uns allen verkündend, dass wir erwachen sollen zur Seligkeit."
    Johannes Mewaldt, Epikur. Philosophie der Freude, S. 70, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart, 1973
  • Epikur lehrte das positive Denken. Ein Leben wird dann glücklich, wenn man sich beständig im positiven Denken übt. Epikur nannte es "philosophieren." Ein Mensch sollte jeden Tag philosophieren. Er sollte über den Sinn des Lebens nachdenken und sich immer wieder auf seine positiven Ziele besinnen. Er sollte es vermeiden, sich zu viele Sorgen zu machen. Ein Leben wird nach Epikur dann glücklich, wenn man alle Dinge im richtigen Maß lebt. Jeder Mensch sollte das für ihn persönlich genau richtige Maß an den äußeren Dingen des Lebens finden. Er sollte seinen Genug-Punkt kennen. Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.
    Quelle: dito, S. 71

Referenz: Epikur, Spiritualwiki

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