Mein Mülleimer nervt mich. Besser gesagt: Meine alte Gewohnheit der Müllentsorgung. Sie ist jetzt völlig nutzlos geworden. Doch sie ändert sich nur sehr langsam. Und bis ich mich umgewöhnt habe mache ich eine inzwischen lästige, weil nutzlose Bewegung ins Nichts. Und was hat das mit Rauchen zu tun?
Symbolbild: Capri23auto von Pixabay
Ich habe meinen Schreibtisch vor ein paar Tagen etwas umgestellt. Dabei bekam auch der Mülleimer einen neuen Platz. Er stand zuvor rechts hinter mir. Jetzt steht er links direkt unter meiner Schreibtischplatte, ich kann ihn mit meinem linken Fuß treten. In den Mülleimer am Schreibtisch kommt alles, was ich nicht mehr brauche, Sie kennen das: Banananschalen, Apfelgriepsche, zusammengeknülltes Papier, zugeschnaufte Taschentücher, kaputte Stifte und alles andere, wovon sich der Mensch leichten Herzens trennen will.
Wenn der Mülleimer nicht mehr steht, wo die Gewohnheit vermutet
Am Mülleimer merke ich, wie schwer sich alte Gewohnheiten ändern. Auch heute, Tage später, drehe ich mich mit meinem Müll in der rechten Hand auf meinem Drehhocker nach rechts hinten - dort, wo der Mülleimer zuvor stand. Dann wundere ich mich für eine halbe Sekunde, wo er ist, bis mir eine weitere halbe Sekunde später in den Sinn kommt: Ach, er steht ja jetzt direkt vor mir unter der Schreibtischplatte!
Diese alte Gewohnheit, mich zur Müllentsorgung nach rechts hinten zu drehen, ist nun unnötig, untauglich, sinnlos. In dem Teil meines Gehirns, der die Müllentsorgung steuert, ist das aber noch nicht richtig angekommen. Ein alter Automatismus weigert sich, die alte Information zu löschen und die neue aufzunehmen und danach zu handeln.
Gewohnheiten sind eben schwer zu ändern.
Rauchen und andere Gewohnheiten
Wie ist es mit dem Rauchen? Ist Rauchen eine substanzgebundene Nikotinsucht, oder ist Rauchen eine schwer zu ändernde Gewohnheit? Greift ein Raucher zur Zigarette, weil sein Körper den Stoff unbedingt braucht, oder weil er seine alte Gewohnheit schwerlich ändern kann? Ich persönlich vermute das Zweite. Soweit ich las, wirkt Nikotin leicht stimulierend. Ähnlich wie Koffein. Auch den morgendlichen Kaffee können viele Menschen nicht lassen und rechtfertigen ihre Sucht - oder Gewohnheit? - damit, dass sie ohne den Kaffee "nicht richtig aufwachen" können.
Nikotin wirkt sehr schnell und geht schnell ins Gehirn. Aber Nikotin wird vom Körper auch schnell wieder abgebaut. Ich lernte Raucher kennen, die bei der Rauchentwöhnung schon nach drei Tagen keinerlei Entzugserscheinungen mehr hatten. Und auch die Entzugserscheinungen in den drei Tagen waren eher schwach ausgeprägt. Wenn also jemand nicht von der Kippe lassen kann, liegt das womöglich gar nicht an einer substanzgebundenen Nikotinsucht, sondern an einer liebgewonnenen Gewohnheit. Daher spricht man häufig von Rauchentwöhnung.
Tabakrauchen ist sehr ungesund. Viele Medien berichten zwar kritisch über E-Zigaretten beziehungsweise "Dampfen", aber Studien zufolge soll es weitaus weniger gesundheitsschädlich sein. Raucher könnten damit also ihre Gewohnheit einfach so bleiben lassen. Statt stinkende Tabakzigaretten zu verbrennen und den giftigen Rauch zu inhalieren könnten sie flüssige Liquids verdampfen und den entstehenden Dampf einatmen. Es sieht genauso aus wie Tabakrauch, aber verdampfte Flüssigkeiten sind chemisch etwas völlig anderes als Rauch.
Wie sehen Sie die Sache mit Gewohnheiten und Süchten? Woran liegt es, dass Raucher so schwer von der Zigarette lassen können? Welche Gewohnheiten plagen Sie? Haben Sie schon alte Gewohnheiten geändert, und wie haben Sie das gemacht?
Ich freue mich über Ihre Kommentare unten!
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