Auf den ersten Blick erscheinen die Falklandinseln als ein unscheinbarer Archipel, bestehend aus etwa 200 Inseln im Südatlantik, 500 Kilometer von der argentinischen Küste entfernt. Im Jahr 1764 wurden die Falklandinseln erstmals von Franzosen unter dem Namen Îles Malouines besiedelt und wechselten in den folgenden Jahrhunderten mehrfach zwischen verschiedenen europäischen Kolonialmächten. Vor dem Falklandkrieg sind die Inseln von Briten besiedelt, jedoch erhebt auch Argentinien Besitzansprüche – unbegründet, aus Sicht Großbritanniens. Dies hielt die argentinische Militärjunta jedoch nicht davon ab, die Inselgruppe mit militärischer Gewalt zu erobern.

Der Ursprung des Konflikts

Von der ersten Besiedlung bis zum Falklandkonflikt

Um das Entstehen des Konfliktpotenzials zwischen Großbritannien und Argentinien um diese – auf den ersten Blick unscheinbare und wenig wichtige Inselgruppe – zu verstehen, ist ein Blick auf deren koloniale Geschichte notwendig. Nachdem die Falklandinseln im 16. und frühen 17. Jahrhundert erstmals von verschiedenen Seefahrern gesichtet und anschließend auch erstmalig bereist wurden, werden sie erst 1764 mit der Gründung eines französischen Marinestützpunktes auf Ostfalkland dauerhaft besiedelt. Im folgenden Jahr wird Westfalkland durch die Briten erstmals besiedelt. Diese Besiedlung währt jedoch nicht lange, schon 1770 werden sie von den Spaniern mit Militärgewalt vertrieben [1], woraufhin die Briten mit Krieg drohen. Bei diesem ersten Konflikt um die Falklandinseln handelt es sich um die sogenannte Falklandkrise. Zu diesem Krieg kommt es aber letztendlich nicht, stattdessen einigen sich Großbritannien und Spanien in einem Vertrag, in dem sich Spanien auf seinen Stützpunkt auf Ostfalkland beschränkt und Großbritannien den Rest der Inseln überlässt. [2]

Der 1771 wiedergewonnene britische Stützpunkt bleibt aber nicht lange, denn schon 1774 geben die Briten ihn auf, um sich um den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zu kümmern. Auch die Spanier verlassen die Falklandinseln 1820, da diese nun von den Vereinigten Provinzen des Río de la Plata (späteres Argentinien, Uruguay und Teil Boliviens) nach deren Unabhängigkeit von Spanien beansprucht werden. [3] In den folgenden Jahren verfolgt Argentinien auf den Inseln Besiedlungsbestrebungen, unter anderem errichtet der Hamburger Geschäftsmann Luis Vernet eine Siedlung, die jedoch aufgrund eines Konfliktes mit den USA über Walfangrechte gewaltvoll durch die US-Marine 1831 beendet wird. [4]

Die Falklandinseln aus dem Weltall

Die Briten nutzen diese Chance der jetzt leeren Inseln – welche sie noch immer als ihr Hoheitsgebiet erachten – um auf den Falklandinseln wieder eine Kolonie zu betreiben. 1833 kehren sie zurück und vertreiben die übriggebliebenen argentinischen Beamten. [5] Argentinien betrachtet die Falklandinseln jedoch weiterhin als ihr Territorium. Infolgedessen versuchen die beiden Konfliktparteien das Souveränitätsproblem durch die Vereinten Nationen diplomatisch zu lösen. Auch für Großbritannien ist eine zunehmende Annäherung der Falklandinseln an Argentinien sinnvoll, da jene stark von aus Argentinien importierten Ressourcen und Dienstleistungen abhängen. [6] Durch die spätere Invasion der Falklandinseln durch Argentinien scheitert dieser Ansatz jedoch vorerst.

Gründe für die Argentinische Invasion

Seit der argentinischen Unabhängigkeit herrscht – wie in vielen anderen südamerikanischen Ländern auch – eine Zeit von Militärdiktaturen, sogenannten Militärjunten. Die Regierung Argentiniens wird mehrfach gestürzt [7], außerdem herrscht mit dem sogenannten Schmutzigen Krieg schon seit 1976, aber auch noch während des Falklandkriegs ein Kampf, gerichtet gegen politische Gegner und Widerstandsbewegungen im eigenen Volk. [8] Verfolgt, inhaftiert oder sogar getötet wird jeder, bei dem ein Sympathisieren mit linken Ideologien vermutet wird, tausende Argentinier fallen der Junta zum Opfer. [9]

Die Zeiten des bei der Arbeiterschaft äußerst beliebten Präsidenten Perón sind seit dessen Tod 1974 endgültig vorbei [10] und bis vor den Falklandkrieg nehmen die Proteste gegen die Diktatur der rechten Junta zu, werden jedoch weiterhin niedergeschlagen. Auch wirtschaftlich sieht es in Argentinien zu dieser Zeit nicht gut aus. [11] Um die negative Stimmung des Volks gegen die Junta zu bessern und das Image der Militärdiktatur zu wahren, scheint ein militärischer Erfolg in Bezug auf die schon seit langem umstrittene territoriale Situation der Falklandinseln für General Galtieri wie gerufen zu kommen, zumal die Briten nicht mit einer Invasion rechnen und der Sieg für Argentinien höchstwahrscheinlich scheint. Genauso wie die Briten trotz einiger kleinerer Vorfälle nicht ernsthaft mit einer Invasion der Falklandinseln durch Argentinien rechnen, geht aber auch auf argentinischer Seite niemand davon aus, dass die Briten die Inselgruppe zurückerobern werden.

Argentinische Soldaten in Stanley während der Operation Rosario. Falkland-Krieg.

Der Krieg im Südatlantik

Die argentinische Invasion

Aus britischer Sicht – ohne die gesellschaftliche und politische Situation in Argentinien zu betrachten – kommt die Invasion der Falklandinseln überraschend. Noch bis zu dieser gewaltvollen militärischen Inbesitznahme sind sich die Briten und die Argentinier im Streitfall über die Falklandinseln auf diplomatischer Grundlage langsam immer nähergekommen, so beispielsweise durch die 1966 von den Vereinten Nationen initiierten Gespräche zwischen den Konfliktparteien und durch das 1971 geschlossene Communication Agreement, welches die Verfügbarmachung von Kommunikationsmitteln auf den Falklandinseln durch Argentinien regelt. [12] Unter Anbetracht des argentinischen Hintergrunds und der Dringlichkeit einer territorialen und politischen Erfolgsaufweisung war dieses Vorgehen im steten Einverständnis mit Großbritannien um ein Vielfaches zu langsam. Das Volk würde dem politisch motivierten kriegerischen Treiben zur Aussortierung linker Ideologien bestimmt nicht mehr lange zusehen und die argentinische Regierung muss jetzt dringend überzeugende geopolitische Handlungen vollbringen. Da es den Argentiniern durchaus bewusst ist, dass man mit dem – militärisch überlegenen, aber auf den Falklandinseln abwesenden – Großbritannien nicht ohne weiteres einen blutigen Krieg beginnen kann, stellt die Junta unter Galtieri einen perfiden Plan auf.

David Welch beschreibt diesen Plan als Versuch, die britische Garnison auf den Falklandinseln in einer schnellen Aktion und ohne Blutvergießen einzunehmen, den Gouverneur auszuweisen und dann die Inseln wieder zu verlassen. Dadurch wären diese vorerst unter internationale Verwaltung gestellt, was Argentinien die Chance geben würde, einen Vertrag mit Großbritannien auszuhandeln, in dem man diese zum Anerkennen der argentinischen Souveränität über die Inseln zwänge. Die Junta ist überzeugt davon, mit dieser Aktion die festgefahrenen diplomatischen Verhandlungen mit Großbritannien zu ihren Gunsten wieder ins Rollen zu bringen. Auf argentinischer Seite rechnet niemand damit, durch diese Aktion internationale Empörung und einen britischen Gegenschlag auszulösen. [13] Ein weiterer Grund für Argentinien, die Invasion so schnell und überraschend durchzuführen, ist auch ein fehlerhafter Geheimdienstbericht, laut dem die britische Marine bereits ein Atom-U-Boot von Gibraltar aus in Richtung Falklandinseln entsandt haben soll. Die argentinische Junta fürchtet, Großbritannien könnte die Militärpräsenz auf den Falklandinseln verstärken, was die Invasion stark erschweren oder unmöglich machen würde, ohne große Verluste oder gar eine peinliche Niederlage zu riskieren. [14]

Nichtsdestotrotz landen etwa 5.000 argentinische Truppen am 2. April 1982 auf den Falklandinseln und nehmen die Hauptstadt ein. Größeren Widerstand von britischer Seite gibt es nicht, da auf den Inseln kaum Militär stationiert ist. Lediglich einundachtzig Marinesoldaten sind als Teil der britischen Garnison vor Ort, welche von den argentinischen Truppen leicht überwältigt werden. Um die einfache Eroberung der Inseln zu feiern, stattet General Galtieri der Hauptstadt Port Stanley einen Besuch ab, um seinen vorläufigen Sieg zu feiern. [15] Wie von der Junta erhofft reagiert das angespannte argentinische Volk äußerst positiv auf diesen militärischen Erfolg. Bis zur Ankunft der ersten britischen Kriegsschiffe hat Argentinien bereits um die 10.000 Soldaten auf den Falklandinseln verteilt stationiert, der größte Teil davon in der Hauptstadt Port Stanley. [16]

Der britische Zerstörer HMS Coventry (D118), der 1981 im Atlantischen Ozean unterwegs war. Im Hintergrund ist die Fregatte USS Bagley (FF-1069) der US-Marine zu sehen.

Rückeroberung durch Großbritannien

Nach der geglückten argentinischen Invasion der Falklandinseln zögert Margaret Thatcher nicht lange und beginnt sofort damit, die Flotte für die Rückeroberung zu mobilisieren. Eine Zone von 200 Meilen (ca. 322 Kilometer) um die Inseln wird zum Sperrgebiet erklärt, mit der Androhung, dass jegliche Militäreinheit darin als feindlich gesinnt eingestuft wird. [17] Die Rückeroberung verläuft für Großbritannien – mit Ausnahme der Torpedierung des Zerstörer Sheffield [18] – ohne größere Zwischenfälle, bereits am 21. Mai 1982 kann ein Brückenkopf auf Ost-Falkland errichtet werden, von wo aus Soldaten an Land weiter gegen die argentinischen Stellungen kämpfen können. Am 14. Juni 1982 erreichen die britischen Truppen die Hauptstadt Port Stanley, woraufhin sich die argentinischen Soldaten ergeben. [19] Damit ist die Rückeroberung für Großbritannien geglückt; ein großer Erfolg für Margaret Thatcher. Die Gesamtzahl der Verluste beträgt auf britischer Seite etwa 250 Soldaten, Argentinien hingegen verliert um die 650 Streitkräfte. [20]

Fregatte HMS Antelope (F170) zum Zeitpunkt ihrer Explosion in der San-Carlos-Bucht im Falklandkrieg.

Nachwirkungen des Krieges

Das Ende der Militärjunta

Durch den verlorenen Falklandkrieg – der der Militärjunta unter General Galtieri nach der geglückten Invasion einen kurzen Popularitäts-Schub verpasst – wird der Demokratisierungsprozess in Argentinien beschleunigt. Durch die spezielle Situation Argentiniens läuft dieser Prozess anders ab als in anderen südamerikanischen Staaten, die auch zu dieser Zeit noch durch Militärdiktaturen regiert werden und bei denen ein ähnlicher Demokratisierungsprozess etwa zeitgleich einsetzt. Die regierenden argentinischen Militärs müssen sich nach ihrer Niederlage durch den öffentlichen Druck von Seite des wieder unzufriedenen Volkes überstürzt von ihrer Machtposition zurückziehen und machen so Platz für ein neues System. [21]

Popularitäts-Schub für Thatcher

Durch den gewonnenen Falklandkrieg wertet Margaret Thatcher ihr Image auf. Ihre krisengeplagte Regierung ist vor dem Sieg gegen Argentinien immer unpopulärer geworden und die Oppositionsparteien machen ihr im Unterhaus zunehmend Druck. Auch in ihrer eigenen Partei, den Torys, verliert sie zunehmend an Einfluss. Durch ihr emotionales und gnadenloses Durchgreifen im Falklandkrieg kann Thatcher ihren Beinamen der „Eisernen Lady“ endlich wieder beweisen und damit zeigen, dass sie durchaus fähig ist, das Land im Krieg gut zu leiten. Sie zeigt auch Fähigkeiten im Krieg um die Falklandinseln auf, die sie in den Jahren des Friedens zuvor nicht gezeigt hat; Insofern treffen Thatchers Aussagen über die Fähigkeiten des britischen Volkes auch auf sie selbst zu. Durch den wiedergeweckten britischen Nationalstolz ist es für sie beinahe unmöglich geworden, die nächsten Wahlen zu verlieren – wenige Wochen zuvor, sah das bekanntermaßen noch ganz anders aus. Thatcher verdoppelt ihre Zustimmungsraten nach dem Krieg sogar auf 52 Prozent, wodurch sich auch die konservative Partei ihre Position als stärkste Kraft sichert. [22]

Fazit

In ihrer Rede in Cheltenham nach dem erfolgreichen Ende des Falklandkriegs spricht Margaret Thatcher über ihren Erfolg. Ihre Ausdrucksweise ist sehr heroisch, stets betonend, dass man den Kritikern bewiesen habe, dass Großbritannien eben nicht dem „decline“ zum Opfer gefallen sei und dass man noch immer die alte Stärke innehabe, wie einst zu den Zeiten des Empire. Sie betont wieder und wieder, dass sich Großbritannien nicht verändert habe und dass man durch den Krieg nationalen Stolz zurückgewinnen konnte. Sie weist aber auch darauf hin, dass Großbritannien diese Stärke zuletzt nur im Krieg bewiesen habe und fragt, warum man diese Leistungen nicht auch im Frieden erreichen könne.

Allein diese Quelle gibt viele Hinweise auf die emotionale Motivation Margaret Thatchers, die vermutlich auch ausschlaggebend war für die Vehemenz in ihrem militärischen Gegenschlag gegen Argentinien. Es zeigt, dass die „Eiserne Lady“ für sich und für Großbritannien keine solche außenpolitische und militärische Schlappe durch die viel zu leichte Invasion argentinischer Truppen gefallen lassen wollte und die ihrer Aussage zufolge noch immer vorherrschende Stärke Großbritanniens unter Beweis stellen wollte, vermutlich auch gerade durch die bis zuvor noch sehr kritische innenpolitische und finanzielle Situation. Durch ihr rabiates innenpolitisches und finanzpolitisches Durchgreifen in Folge der Stagflation in den 1970er-Jahren war Margaret Thatcher in Teilen der Bevölkerung eher unbeliebt und konnte einen Popularitätsschub durch den gewonnenen Falklandkrieg gut gebrauchen.


Anmerkung

Dieser Text ist eine gekürzte Version einer von mir im Zuge meines Geschichtsstudiums verfassten Hausarbeit. Die Analyse zweier Reden Margaret Thatchers aus dem Original wurde weggelassen. Ansonsten entspricht dieser Artikel der originalen Hausarbeit, ohne Anwendung nachträglicher Korrekturen.


Quellen

[1] Vgl. Falkland Islands  profile, URL: https://www.bbc.com/news/world-latin-america-18425572  [31.03.2020].
[2] Vgl. Falkland Islands,  URL: https://www.britannica.com/place/Falkland-Islands [27.04.2020].
[3] Vgl. BBC – Falkland  Islands profile.
[4] Vgl. Oehrlein, Josef:  Fast wurden die Falklandinseln deutsch, 25.10.2013, URL:  https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/die-geschichte-der-inseln-fast-wurden-die-falklandinseln-deutsch-12632508.html?printPagedArticle=true.
[5] Vgl. BBC – Falkland Islands profile.
[6] Vgl. Brill, Heinz: Geopolitische Analysen. Beiträge zur  deutschen und internationalen Sicherheitspolitik (1974–2008), Neubearbeitete  und erweiterte 2. Auflage, Bissendorf (Biblio-Verlag) 2008, S. 207.
[7] Vgl. Calvert, Peter et al.: Argentina, URL:  https://www.britannica.com/place/Argentina [25.04.2020].
[8] Vgl. Vor 40 Jahren: Beginn der Militädiktatur in  Argentinien, URL: https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/223408/militaerdiktatur-in-argentinien  [10.04.2020].
[9] Vgl. Argentina country profile, URL:  https://www.bbc.com/news/world-latin-america-18707514 [29.03.2020].
[10] Vgl. Aufmkolk,  Tobias: Juan Domingo Perón, URL:  https://www.planet-wissen.de/kultur/suedamerika/argentinien/pwiejuandomingopern100.html [15.06.2020].
[11] Vgl. Calvert – Argentina.
[12] Vgl. Our History, URL:  https://www.falklands.gov.fk/our-people/our-history/ [17.03.2020].
[13] Vgl. Welch, David: Painful Choices. A theory of  foreign policy change, Princeton (Princeton University Press) 2005, S. 80.
[14] Vgl. Welch 2005 – Painful Choices, S. 80.
[15] Vgl. Gascoigne, Bamber: History of the Falkland Islands,  URL: http://www.historyworld.net/wrldhis/plaintexthistories.asp?historyid=ac51 [22.06.2020].
[16] Vgl. Falkland Islands War, URL:  https://www.britannica.com/event/Falkland-Islands-War [24.06.2020].
[17] Vgl. Gascoigne – History of the Falkland Islands.
[18] Vgl. Meister, Jürg: Der Krieg um die Falkland-Inseln 1982.  Geschichtliche Hintergründe, Strategie und Taktik der Kriegsführung,  Politisch-wirtschaftliche Perspektiven, Osnabrück (Biblio-Verlag) 1984, S. 142  f.
[19] Vgl. Gascoigne – History of the Falkland Islands.
[20] Vgl. Oppermann, Kai: Der Falklandkonflikt., in:  Schriftenreihe / Bundeszentrale für Politische Bildung (2019) Bd. 10438.
[21] Vgl. Rinke, Stefan: Geschichte Lateinamerikas. Von den  frühesten Kulturen bis zur Gegenwart, München (C.H.Beck) 2010, S. 115.
[22] Vgl. Campbell, John: Margaret Thatcher. Volume Two: The  Iron Lady, London (Vintage Books) 2008, S. 155 f.

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