Krieg ist fürchterlich und kann nicht als Instrument zur Lösung eines Konflikts akzeptiert werden. Jede kriegerische Auseinandersetzung muss unbedingt zu intensiven und aufrichtigen Bemühungen führen, die Gewalt zu beenden und zugrundeliegende Konflikte zu lösen. Das bedeutet, dass alle beteiligten Parteien prüfen müssen, welchen Beitrag sie zur Befriedung und Beruhigung der Situation beitragen können. Schuldzuweisungen sind Bestandteil jeder aggressiven Auseinandersetzung. Deren Einseitigkeit gilt es zu überwinden. Das geht nur wenn eigene Fehler zugestanden und kommuniziert werden.
In diesem Krieg kann ich nur bewerten was ich hier in Deutschland zu diesem Krieg auf diversen Medien höre oder lese. Und das ist in meiner Wahrnehmung erschütternd. Vielleicht habe ich einiges verpasst. Anders kann ich mir nicht erklären was da in den Nachrichten und den Talkshows zu hören oder in den Zeitungen zu lesen ist. Fast alle scheinen sich einig zu sein, dass die Ursache des Krieges entweder in Putins Großmachtwünschen, seiner Realitätsferne oder schlicht in seiner wohl schon längst angelegten Verrücktheit liegt. Die Schwächen seines politischen Systems werden von allen Seiten dokumentiert und das meist sehr eindimensional. Jedenfalls ist man wohl einhellig der Meinung, dass man diesem Krieg nur begegnen kann indem man Putin geschlossen entgegen tritt. Das halte ich wie gesagt für richtig und notwendig, weil nunmal Putin den Krieg begonnen hat.
Aber...wer unternimmt Erklärungsversuche, die wirklich das Potential haben, friedensstiftend und deeskalierend zu wirken? Dazu gehört nunmal, dass man die Vergangenheit, die Verhältnisse mit Russland in der Ukrainefrage und notwendigerweise auch die Fragen der Nato-Osterweiterung betrachtet. 1990 - das Ende des Kalten Kriegs, die Auflösung des Warschauer Pakts einhergehend mit der Wiedervereinigung Deutschlands - all das waren positive Entwicklungen, die einen in Fragen der zukünftigen Nachbarschaft mit Russland hoffnungsfroh stimmen konnten.
Jetzt haben wir Krieg. Ja, wir Deutschen haben Krieg mit Russland. Denn wir beteiligen uns so aktiv wie möglich indem wir absolut berechtigt die Ukraine unterstützen. Gleichzeitig unterlassen wir aber nach meiner Auffassung jegliches friedensstiftende Wirken auf die Kriegsparteien.
Was ist in den letzten 30 Jahren geschehen, dass das so passieren konnte? Wie kann es sein, dass die militärische Aufrüstung Deutschlands jetzt plötzlich einer wieder gewonnenen Kompetenz in Fragen der Aussenpolitik gleicht? Was wollen wir erreichen? Wollen wir Putin besiegen? Die Atommacht Russland destabilisieren? Wie sollen stabile Verhältnisse in der Ukraine ohne eine einvernehmliche Einigung des Westens und der Ukraine mit Russland jemals erreicht werden?
VIelleicht habe ich naive und falsche Vorstellungen davon, wie man Frieden erreichen und leben kann. Womöglich habe ich völlig falsche Ansätze wenn es um Fragen der Konfliktlösung geht. Ich dachte immer, dass man verschiedene Perspektiven einnehmen sollte, wenn man ein Problem nachhaltig lösen will. Dass man mit gutem Beispiel vorangehen soll. Nichts davon kann ich in unserem Umgang mit der Ukrainekrise wiederfinden. Es fühlt sich einfach nur an als befände sich Deutschland tatsächlich schon im Krieg mit Russland und als scheine dies niemand zu bereuen. Das kann nicht stimmen und fühlt sich an wie ein ganz schlechter Traum...