Am 20. Februar 2022 wäre Franz Bachofen Edler von Echt 240 Jahre alt geworden. Wer?
Franz Bachofen ist heute nicht nur in Koblenz ein völlig Unbekannter. Er, seine Brüder und der Rest der Familie lebten lediglich zwei Generationen lang in Ehrenbreitstein. Dennoch verdient Franz Emerich Josef Anton Maria Bachofen zu Echt ehrendes Gedenken. Seine Lebensleistung überragt die seiner Brüder um ein Vielfaches.
Johannes Abundius Antonius Maria, der vier Jahre ältere Bruder musste etwa „in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts infolge einer Verschwörung gegen Napoleon von Coblenz fliehen...“ und ließ sich später als Forstmeister in Rozmital in Böhmen nieder. Dorthin folgte ihm die zwischen beiden Brüdern geborene Schwester Maria Anna Walpurga Crescentia.
Der erstgeborene Bruder Karl Nepomuk Anton Josef Maria Bachofen von Echt „machte 1815 den Feldzug gegen Napoleon mit“, und übersiedelte mit seiner Frau nach Oelde in Westfalen. Er wurde dort zum königlich preußischen Oberförster, sowie zum fürstlichen Rheda-Teklenburg-Bentheimschen Forstrat.
Ob die Berufswahl seiner älteren Brüder für Franz Emerich Bachofen von Echt zu dessen Berufung wurde?
Es ist zumindest anzunehmen, dass Franz Bachofen sich in zwei Fragen an seinen großen Brüdern orientierte. Zum Einen ist hier die Gegnerschaft zu Napoleon zu nennen und zum Anderen das Interesse an Wald und Forst. Dieses Interesse war zwar neu in der Familie Bachofen und muss Anfang des 19ten Jahrhunderts als modern und zukunftsfähig gegolten haben.
Der Familienvater Franz Martin Maria Bachofen von Echt, kurtrierischer Hofrat, hatte ins Anwesen seiner Frau Maria Anna Katharina Margaretha Susanne von Mainone am 20. Mai 1777 eingeheiratet.
Das Leben in Koblenz-Ehrenbreitstein dürfte im ausgehenden 18ten Jahrhundert vor allem von den Umwälzungen im Zuge der Französischen Revolution bestimmt gewesen sein.
Franz Emerich Josef Anton Maria Bachofen von Echt, geboren am 20. Februar 1782 „im Tal Ehrenbreitstein“, heutige Adresse Humboldtstraße 129, zog es in weitere Ferne als seine Brüder. So schreibt Josef Wessely 1873 in seinem Buch über den „europäischen Flugsand und seine Kultur“ über Bachofen, dass dieser 1804 in Temesvar vom Forstpraktikanten zum Waldmeister und 1809 zum Walddirektor befördert wurde.
Als Erzherzog Karl, der „große Feldherr und damaliger Generalinspektor der Militärgrenze“ 1807 das Banat bereiste, erreichten ihn zahlreiche Klagen, die er dank eigener Anschauung sofort verstand. Deshalb erließ er umgehend den Befehl: „Es möge sofort gründlich überlegt … werden, wie der offene Flugsand am zweckmäßigsten … zu binden und so der Verwüstung der Nachbarschaft Einhalt zu tun wäre.“
Die Stunde hatte für Franz Bachofen von Echt geschlagen. In den Jahren 1808 bis 1812 wurde „die Banater Sandwüste“ gründlich kartiert und vermessen. Über diese Tätigkeiten gab der serbische Schriftsteller Dragutin Ilkic in seinem Buch „Pohod“ (der Feldzug) einige Auskünfte. Für seinen Roman hatte Ilkic sämtliche Archive im Südbanat durchsucht. Immer wieder stieß er dabei auf Berichte über den „Edelmann“ Bachofen, der Zwangsarbeitern die Freiheit schenkte und der verarmten Menschen half, die in einem Dorf inmitten der Banater Sandwüste ihre Ernte verloren hatten.
Franz Bachofen von Echt legte 1815 einen ersten Bewaldungsplan für die „Banater Sandwüste“ (auch: Europäische Sahara) am Wiener Hof vor. Diesen Plan hatte er noch einmal zu überarbeiten und konnte dann 1818 seinen endgültigen Sandbindungsplan präsentieren. Dieser wurde genehmigt und Bachofen konnte noch im selben Jahr damit beginnen, die Banater Sandwüste zu bewalden.
Bachofen residierte in der Kaserne in Weißkirchen / Bela Crkva, sowie in Deliblato. Die Banater Sandwüste heißt heute Deliblatska Pescara und steht als „Spezielles Naturreservat“ für die Nutzung durch den Menschen zur Verfügung. Die drei wichtigsten Einnahmequellen für Bachofens Nachfolger in der heutigen Verwaltung sind Jagdtourismus und Holzhandel. Auch internationale Filmproduktionen schätzen die eigenwillige Wald- und Steppenlandschaft mit den landschaftsprägenden Sanddünen.
Franz Bachofen musste sich ständig gegen die Befehlshaber der Banater Militärgrenze durchsetzen. Die Beschäftigung mit den alten Quellen führt zum Eindruck, dass Bachofen nicht nur ein wichtiger Pionier der Sandbindung war und ein generöser, empathischer „Edelmann“, sondern gegenüber den Bürokraten im Militär gelegentlich wie Schweijk auftrat. Stein des Anstoßes war häufig die Frage, warum Bachofen gelegentlich sehr plötzlich Soldaten abzog und Unmengen von Pappelsetzlingen in den sandigen Boden zu stecken befahl.
Viele Geschichten, die über seine Tätigkeiten und Erkenntnisse auf dem Gebiet der Sandbindung und Wüstenbekämpfung wären noch zu erzählen. 1830 wurde er mit seinen Brüdern in den Preußischen Adelsstand „immatrikuliert.“ Seither durfte er sich Franz Bachofen Edler von Echt nennen.
Spannend ist, dass Josef Wessely im Jahr 1873 in seinem Buch bedauerte, keine Dokumente von Bachofen vorgefunden zu haben. Diese Dokumente sind 2011 aufgetaucht und warten auf ihre wissenschaftliche Auswertung. Einige darin enthaltene Befehle und Anordnungen tragen Bachofens schön geschwungene Unterschrift.
Franz Bachofen Edler von Echt gehört in die Reihe der zu ehrenden Persönlichkeiten der Stadt Koblenz, auch weil dessen Erkenntnisse angesichts von Klimawandel und Ausbreitung von Sandwüsten (Desertifikation) heute sicherlich von großer Bedeutung sind.
Zeit, das Wirken und die Lebensleistung des Edelmannes Franz Bachofen von Echt zu würdigen!
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