„Was machst du überhaupt auf Freierforen“, war eine der Fragen, mit der mich Sexwork-Befürworter konfrontierten, als ich den Tweet über die frauenverachtenden Äußerungen deutscher Freier aus einem Freier-Forum veröffentlichte.
Was mach ich in so einem Forum? Nun als ehemalige Prostituierte habe ich immer mal wieder Berichte von mir und Kolleginnen dort gefunden. Nein, es war nicht schön – im Gegenteil, es war erniedrigend, meinen Körper, meine Hautfarbe, mein Geschlechtsteil wie ein Produkt auf Amazon bewertet zu lesen. Dazu Kommentare dazu, ob ich denn auch „willig“ genug war und alles mitgemacht habe oder „gezickt“ habe.
Es gibt etliche Foren speziell für den Sexkauf und die überwiegende Zahl der deutschen Freier – es sind Millionen – liest regelmäßig in den Foren mit und informiert sich über „Neuzugänge“, „Abzockf*tzen“, „Billighuren“, „Teenymodelle“, „verzweifelte Junkies“ usw.
Sowohl von der Aufmachung des Forums, als auch vom Preisniveau der bewerteten Prostituierten und der verwendeten Sprache, können sich die Foren sehr unterscheiden. Dennoch gibt es eine Sache, die diese Foren vereint: Sie erniedrigen Frauen, erklären sie zum Produkt, welches man auf das Äußere und auf die Brauchbarkeit reduzieren kann. „Man wolle nicht die Katze im Sack kaufen“ heißt es, und lese daher lieber erstmal Bewertungen durch, ob die „Mängel“ noch im Rahmen sind. Im Internet müssen sie ihre Identität nicht preisgeben und können sich mit Gleichgesinnten ungeniert und rücksichtslos austauschen.
All das ist nicht illegal, genauso wie der Sexkauf.
Die Nachfrage nach Prostituierten nimmt nicht ab, im Gegenteil, regelmäßige Puffgänger fragen immer wieder nach neuen Frauen nach. Die Nachfrage nimmt also zu, parallel zur Häufigkeit des Sexkaufs und der Abstumpfung in diesem Zusammenhang. Freier sind immer auf der Suche nach, wie sie es nennen „Frischfleisch“. Das Angebot in Bordellen, Privatwohnungen, Escort Agenturen, Laufhäusern usw reicht ihnen nicht – und das obwohl es in keinem Land der EU soviele Frauen gibt, die sich prostituieren. Sie tauschen sich also in solchen Foren über auch über Möglichkeiten aus, wie Freier an neue Frauen rankommt: Prostituierte oder eben Frauen, die sie zu Prostituierten machen können. Migrantische Frauen: Osteuropäerinnen, Schwarze, Latinas – alles potentielle Huren für Freier, denn wissen sie doch, dass es Armut und Not, wie zum Beispiel Flucht ist, die diese Frauen in die Prostitution treibt. Also muss es nicht wundern, dass diese Freier, auch ihre „Chance“ wittern, wenn Frauen aus der Ukraine hilfesuchend zu uns flüchtend. Und die „Hilfe“, die diese Männer anbieten wollen: ihre eigene sexuelle Befriedung gegen paar Euro.
Hier screenshots aus einem Forum:
Das Missbrauchen Geflüchteter (nicht nur Frauen, sondern gern auch junge Männer und Kinder) ist nichts in Neues in Deutschland. Allerdings kommt es nun mehr in die Öffentlichkeit, da sich der Deutsche mehr für urkainische Geflüchtete, als solche aus arabischen oder afrikanischen Ländern interessiert und die Hilfsbereitschaft auch größer ist.
Die Lösung auf diese unmenschliche Praxis kann nicht im Verbot dieser Foren bestehen (mal davon abgesehen, dass diese meist ohnehin aus dem Ausland betrieben werden). Der Ansatz sollte sein, zu überlegen, wieso soviele Männer glauben, sich Sexualität von Menschen kaufen zu können, von solchen, die aus Not heraus in der Situation sind, den Körper anbieten zu müssen. Wieso wird so ein Verhalten bei uns geduldet? Es hat sich halt bewährt? Der alltägliche Rassismus (deutsche Männer als Freier und hauptsächlich migrantische Frauen als Prostituierte)? Die frauenfeindliche Annahme, man müsse Männern nun mal den Zugang zu Frauenkörpern gewähren? Oder einfach völlige Ignoranz?
Es ist höchste Zeit, dass wir uns mit diesen Fragen auseinandersetzen.
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