Wenn du merkst, dass du eigentlich ziemlich allein warst
Immer wenn ich im TV, in Büchern, Zeitschriften oder sogar in Gesprächen von Freunden höre, die mit 15/20 Leuten irgendwas unternehmen, frage ich mich, woher die so viele Leute kennen. Aber ich frage mich auch, wie man so vielen Leuten vertrauen kann und wie man sich mit so vielen Leuten umgeben und sich wohlfühlen kann.
Wenn ich so an meine Kindheit zurück denke, stelle ich fest, dass sie eigentlich sehr beschissen war. Abgesehen von den vielen Schicksalsschlägen und in Bezug auf meine Sozialkontakte. Ja, ich hatte Freunde, eine vermeintlich beste Freundin, 3-4 Freunde, Bekannte. In meiner Kindheit spielen meine Cousinen eine große Rolle, die nur eine Straße weiter wohnten, die oft bei uns waren. Es ist schwer in Worte zu fassen was ich empfinde, wenn ich daran zurück denke. Teilweise stelle ich meine Denkweise zu dem Thema in Frage – wie in vielen Dingen und Bereichen, aber das ist ein anderes Thema…
Denke ich zurück, war ich immer eine von Vielen, das ist aber ok! Im Mittelpunkt stehen war und ist absolut nicht mein Ding. Es sah wohl immer so aus, als wenn wir Kinder aus der Straße und Umgebung spielen, Spaß haben, zur Eisdiele gehen. Aber selbst zu der Zeit, als Kind im Alter von 6 – 10 Jahren war ich auch immer schon das Opfer, wie man heute sagen würde. Wenn einer verarscht wurde, dann ich. Wenn einer ausgeschlossen wurde, dann ich. Wenn jemand geärgert wurde, dann ich. Heute würde man schon fast von Mobbing reden (aber das ging ja erst wenige Jahre später los). Und das sind die Dinge, die ich in Frage stelle. War es wirklich so schlimm? Oder waren es dumme Kinderstreiche? Bewerte ich das über? Hmm… Aber warum wurde das nur mit mir gemacht? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass auch andere so behandelt wurden.
Ich erinnere mich auch noch daran, dass ich ein sehr freundliches, ruhiges und stilles Kind war. Natürlich konnte ich auch anders. Aber ich war immer schon diejenige, die sich erstmal alles ansieht, abwartet wie die Personen um einen herum so „ticken“. Von den hinteren Positionen abwarten und zugucken. Das alles war wohl Selbstschutz, es gab viele Lebensbereiche in denen ich stets analysieren musste was los ist. Diese feinen Antennen lassen mich bis heute nicht im Stich. Segen oder Fluch? Ganz oft ersteres…
Ich denke viel über diese Zeiten nach, war genau dieses Verhalten mein Untergang? Während andere sich schon über ihre Lieblingsthemen unterhielten, war ich noch außen vor. War ich zu uninteressant? Langweilig? Seltsam? Ich kann es nicht beantworten, das müssten die anderen tun. Bin ich deshalb heute noch froh über wenige, aber richtige Freunde? Definitiv!
Bis heute ist der soziale Umgang für mich schwer. Neue Leute kennen lernen – katastrophal. In neue, unbekannte Situationen mit anderen, mir Fremden? Schrecklich… Themen finden, über die man sich unterhalten kann? Welche? Was sagt man, was fragt man…? Was, wenn die Leute mich doof finden, oder seltsam? Über diese Problematik hier zu sprechen ist bestimmt kein Eisbrecher.
Ich bin jetzt Mitte dreißig, ein Alter in dem ganz viele Menschen ihren Freundeskreis etabliert haben. Wo es Bekannte gibt, die man trifft. Leute, die man mal für was fragen kann. Die sich wie selbstverständlich verstehen, treffen, was auch immer. Ich habe soetwas auch, wenige aber sehr gute Freunde bei denen ich ich sein kann. Wo ich mich nicht (mehr) verstellen muss. Die für mich da sind, für meine Familie. Wir helfen uns gegenseitig, hören uns die Probleme des anderen an, ohne Angst haben zu müssen, dass darüber gelästert oder es weiter erzählt wird. Ich bin eine sehr loyale Person, ehrlich, bodenständig, mit manchmal zuviel Menschenkenntnis. Aber genau diese rettet mir halt schon mein ganzes Leben den Arsch… Und ich finde für so eine verkorkste Sozialkompetenz hab ich es ganz gut hinbekommen.
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