Hallo,

ich habe mich gestern von Frau Wagenknecht und ihrer Partei verabschiedet.

Aber von vorn.

Ich war jetzt 2 Wahlperioden nicht wählen. Keine Partei hat meine Interessen vertreten. Wen soll man dann wählen?

Was sind meine Interessen?

Ich bin ein „gelernter“ DDR-Bürger, Jahrgang 1956, heute in Rente. Ich habe ein vorbildliches Schulsystem bis zur EOS kennengelernt. Ich hatte eine sorgenfreie Kindheit und Jugend. Ich wurde im Sinne des Sozialismus/Kommunismus erzogen. Insofern war mein beruflicher Werdegang als Berufsoffizier in der NVA nur logisch.

Die DDR war zu jederzeit ein friedliebender Staat, der unter Führung der SED, im Zusammenwirken mit den anderen 4 Parteien und der nationalen Front nach besten Möglichkeiten einen bescheidenen Wohlstand für alle Bürger schaffte. Die Außenpolitik war geprägt von Völkerverständigung, Gleichberechtigung und friedlicher Zusammenarbeit.

Das sind keine Phrasen. Nach 15 Jahren bewusstem Leben im Sozialismus und 30 Jahren Leben im Kapitalismus, wurde ich in meiner Überzeugung bestätigt. Kapitalismus, das ist die menschenfeindlichste Gesellschaftsform. Der Gier nach Macht und noch mehr Profit wird das gesamte gesellschaftliche Leben untergeordnet. Dafür haben die Menschen, die das Kapital vertreten, seit Anbeginn ein System geschaffen, das über die Politiker mit Phrasen von Demokratie, Freiheit und Rechtsstaat tief in den Köpfen der Menschen verwurzelt wurde. Gerade aktuell hören wir immer wieder, alles was nicht den glorreichen Ideen der politischen Führung entspricht, ist antidemokratisch. So ein Schwachsinn. Schlimmer ist, die Menschen sind dieser Ideologie verfallen, so dass sie nicht mehr merken, wie sie verarscht werden. Und wenn sie es doch merken, wie dann weiter?

Ja, es gibt zahlreiche Kräfte, die die „Missstände“ anprangern. Es ist gut, dass sich Parteien und Organisationen für soziale Gerechtigkeit einsetzen, wozu ich u.a. die LINKE und das BSW zähle.

Ich suche eine Partei, die die wahren Ursachen für menschliches Leid und Krieg bekämpft, die Ursachen für Armut und Ungerechtigkeit, eine Partei, die an die Wurzeln allen Übels auf dieser Erde geht.

Ich habe es so gelernt und vor allem in den letzten 30 Jahren bestätigt gefunden, Grundübel ist der Kapitalismus. Der muss abgeschafft werden. Zunächst habe ich auf die LINKE gesetzt. Von ihr kam nichts in der Richtung. Deshalb habe ich mir gesagt; LINKE Tschüss.

Nun habe ich meine Hoffnung auf Frau Wagenknecht und ihr Bündnis gesetzt. Sie war immerhin mal Chefin der kommunistischen Plattform. In der Startphase klang alles sehr gut. Den ersten Dämpfer erhielt ich, als sie den Parteivorstand des BSW vorstellte. Ein Sammelsurium von Menschen verschiedenster Kategorien. Ich hatte sofort eine Frage, auf welcher ideologischen Grundlage wollen, die ihr Programm umsetzen?

Der 2. Dämpfer und die Verabschiedung war, als ich mir gestern ein Interview mit Frau Wagenknecht auf YouTube ansah. Sie tat ihre damalige kommunistische Einstellung als Jugendsünde ab, wobei ich heute denke, sie hatte diese nie.

Wenn es darum geht, wie sie die Ziele verwirklichen will, ist der Kern der Aussage, wie auch bei den LINKEn, wir müssen die Wirtschaft stärken. Ich ergänze, wir müssen die kapitalistische Wirtschaft stärken, also den Kapitalismus. An der Stelle ist bei mir Schluss! Also weiterhin, Macht und Profit den Reichen und Verschärfung des Grundwiderspruchs des Kapitalismus …

Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass eine menschengerechte Gesellschaft mit allem, was dazugehört nur in einer klassenlosen Gesellschaft funktioniert. Ich bin mir aber auch im Klaren darüber, dass das heute ein unrealistisches Ziel ist, dass Frau Wagenknecht nicht in ihr Parteiprogramm schreiben kann, wir schaffen den Kapitalismus ab. Sie würde morgen verboten sein. Aber ich erkenne auch nicht mal Ansätze, wo tiefgründig der Kapitalismus analysiert wird.

Ich habe ein Problem. Ich werde wieder wählen gehen, auch weil ich als Offizier a.D, die gegenwärtige Möglichkeit eines dritten Weltkrieges sehe. Die Schuldigen sind unsere Berufspolitiker die unter Knechtschaft der USA stehen.  Ich werde nicht rechts wählen.

Wen soll man wählen? Ohne Kompromisse wird es wohl nicht gehen!

Norbert Winkelmann

19.05.2024