Corona im Zeichen einer hedonistischen Gesellschaft. Eine kleine philosophische Betrachtung der Pandemie-Einschränkungen.

„Ihr lebt wirklich im Luxus, als wir jung waren, da hatten wir lange nicht so viel!“ Na, wer hat diesen Satz in irgendeiner Weise nicht schon Mal vernommen? Doch es fällt schwer sich etwas wegzudenken, was man immer da ist. Einen Job, ein Auskommen, eine Wohnung, Reisen und ein soziales Leben. Die einen Dinge sind monetarisiert messbar, die anderen für Geld nicht zu kaufen. Wir brauchen beides zum Glücklich sein, das eine bildet die Basis, um auch die Vergnügen zu finanzieren, die uns ein soziales Leben ermöglichen.

Sleap, Work, Eat, Consum, Repeat.
Ausgehen um Freunde zu treffen, Restaurants, Kino, Theater und Shoppingtouren – mitunter Selbstverständlichkeiten. Bis zum März 2020. Da hieß es dann plötzlich „The Party is Over“. Nach dem ersten Schock kam die Hoffnung, dass es bald überstanden sei. Der Sommer beflügelte zur Nachlässigkeit. Zu schön war die wiedergewonnene Freiheit und das Leben wollte genossen werden. Es war warm, die Sonne schien und die Einschränkungen sowieso mühsam. Die warnenden Stimmen der ExpertInnen verhallten in den lauen Nächten wie die Musik in den Köpfen der PartygängerInnen. Doch gleich einer durchfeierten Nacht, wartet die böse Überraschung am nächsten Tag.

„The Party is Over“
Im Winter 2020 zeichnet sich die Situation in Deutschland und Österreich schlechter ab als prognostiziert. Die „neue Normalität“ (Zitat des Österreichischen Bundeskanzlers Kurz) ist da, ob wir wollen oder nicht. Die Maßnahmen stoßen vielen auf, ob sinnvoll oder nicht, wir erleben eine Einschränkung unserer Freiheit. Aber die Freiheit und das Recht worauf? Auf Party und Konsum zu jeder Zeit? Dass die Corona-Pandemie Arbeitsplätze kostet und die wirtschaftliche Lage in erfolgsverwöhnten Ländern auf den Kopf stellt, darf nicht außer Acht gelassen werden, aber es gibt große Teile der Bevölkerung, die das nicht so schwer trifft und es stellt sich die Frage, ob jene nicht auch auf die Straße gehen, um zu demonstrieren?

Corona ist Scheiße, keine Frage, aber vielleicht kann es ein Anlass sein, um zu hinterfragen, ob der Weg des „Konsumismus“ der einzig wahrhaftige ist? Ebenso kann man ruhig einmal die Gedanken über die Landesgrenzen hinaus schicken, die haben schließlich keine Reisebeschränkung. Es gibt Menschen, die wissen gar nicht wie es ist, wenn man zu jeder Uhrzeit hinausgehen kann oder darf. Kriege oder diktatorische Regierungen lassen dies nicht zu. Oder der unfreiwillige Verzicht auf sauberes Wasser, oder ausreichend Nahrung. Das Recht auf freie Meinungsäußerung oder die freie Wahl der Sexualität vielerorts eine Utopie. Die Aussicht auf ein „normales“ Leben wie wir es kennen, wird sich für große Teile der Weltbevölkerung auch in einigen Jahren nicht erfüllen. Um Arthur Schopenhauer zu zitieren:

„Wir denken selten an das, was wir haben, aber immer an das, was uns fehlt.“

Die Autorin ist Kommunikationsexpertin, Künstlerin und Fotografin, lebt in Österreich und bloggt auf jedida.at

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