Sie schwammen gemeinsam.

Bis hinter die Boje diesmal, sagte sie lachend.

Kein Problem, er lachte zurück.

Das Wasser wurde langsam dunkler und sie musste an die kleinen Einsiedlerkrebse denken, die dort unten den Bewegungen des Meeres ausgesetzt waren. Die Geräusche des Strandes wurden langsam leiser. Ihre dünnen, braungebrannten Arme, mit den von der Sonne goldgefärbten Härchen darauf, zogen gleichmäßig durch das Wasser.

Die rote Boje kam näher.

Am Strand blätterte der Wind durch die Seiten des Comicheftes, das sie am Nachmittag gekauft hatte.

Nur noch ein paar Meter, dachte sie.

Sie schwammen gleichauf. Im Schwimmen machte ihr keiner etwas vor, im letzten Schuljahr hatte sie geschafft drei Abzeichen auf einmal zu machen, nachdem eine der Lehrerinnen erkannt hatte, dass sie nur vorgetäuscht hatte nicht schwimmen zu können, weil sie sich nicht traute zu tauchen. Die Lehrerin stellte sie nicht vor der Klasse bloß, wie die anderen zuvor, sondern hatte ihr erlaubt, ganz für sich alleine zwei Schulstunden lang am Ende des Beckens das Tauchen zu üben. Tatsächlich war es ihr gelungen und die Erinnerung daran ließ ein Lächeln über ihr Gesicht huschen.

Wer zuerst die Boje berührt, rief er plötzlich und versuchte sie mit schnellen Schlägen abzuhängen.

Sie schlugen fast gleichzeitig an. Schnell zog sie die Hand von der Boje zurück, sie erschrak, etwas hatte ihr Bein berührt. Sie schaute hinunter und sah die schwere, algenbewachsene Kette, die sich in der Tiefe verlor. Sie mochte das Gefühl nicht, das in ihr aufstieg, das Dunkel war ihr nicht geheuer. Sobald sie den Grund des Meeres nicht mehr sehen konnte, trieb ihre Fantasie die seltsamsten Blüten. Was wohl auf dem Grund des Meeres lag? Sie versuchte die sich öffnende Vorstellung in ihrem Kopf wieder zu verschließen.

Nach wenigen Augenblicken lag die rote Boje bereits schaukelnd hinter ihnen.

Sie blickte sich um und sah die Menschen am Strand, so klein wie Figuren auf der Modelleisenbahn ihres Vaters, Sonnenschirme, wie auf den Eisbechern, die sie neulich am Abend im Café gesehen hatte.

Es war still hier draußen, wohltuend still. Das Meer gerade so in Bewegung, dass es unecht aussah, wie eine sich blaugrüne Folie, die jemand am Horizont sanft schüttelte.

Sie wäre gerne hier draußen in der Stille geblieben, auch wenn ihr das Dunkel Unbehagen bereitete. Alles war so viel beruhigender als der ständige Streit um Nichtigkeiten. Das nächtliche Geschrei, dass dieser Urlaub viel zu teuer sei, sie eigentlich nicht hätten herkommen sollen.

Lass uns zurück schwimmen, meine Arme werden müde, sie zuckte kurz zusammen beim Klang seiner Stimme. Für einen Moment hatte sie vergessen, dass er da war. Für einen Moment wünschte sie sich immer weiter hinauszuschwimmen.

Einfach immer weiter hinaus.