Eine Petition an die Staatssekretäre des Bundesministeriums für Gesundheit


Sehr geehrte Frau Dittmar,

sehr geehrter Herr Prof. Franke,

die Entwicklung der „Homöopathie“ in Deutschland ist seit Jahren in einem dynamischen Umbruch.

Ausgehend von dem Votum der Bremer Landesärztekammer sind bereits 13 andere Landesärztekammern dem Bremer Beispiel mit Einigkeit und großer Überzeugung gefolgt und haben die „Homöopathie“ aus ihrer Weiterbildungsordnung (WBO) gestrichen.

Einigkeit und Überzeugung zeigten sich ebenfalls während der Abstimmung zur Muster-Weiterbildungsordnung (MWBO) beim diesjährigen Ärztetag in Bremen:

Nach erfolgreicher Abstimmung wurde mit der Streichung der „Homöopathie“ aus der Muster-Weiterbildungsordnung (MWBO) ein weiteres, deutliches Zeichen gesetzt.

Das dritte unüberhörbare Signal aus der Stadt der unbeugsamen Stadtmusikanten ging von der lokalen Kassenärztlichen Vereinigung Bremen aus:

Die Kündigung der Selektivverträge für den Bereich "Homöopathie".

Mit dieser dritten Veränderung setzte die KV Bremen  mutig neue Maßstäbe.

Es ist zu erwarten, dass sich weitere Kassenärztliche Vereinigungen die Entscheidung der  Bremer KV zum Vorbild machen und ebenfalls Selektivverträge für „Homöopathie“ kündigen werden.

Vor diesem dynamischen Hintergrund darf die aktuell noch immer bestehende Situation, „Homöopathie“ für Kinder als Regelleistungen zu erlauben, unseres Erachtens nicht in Vergessenheit geraten.

Uns ist bekannt, dass von Seiten der Ärzteschaft die „Homöopathie“ oft als Ersatz für die mangelhafte Abrechenbarkeit Sprechender Medizin eingesetzt wird. Doch darf es nicht sein, dass Kinder für die Versäumnisse einer notwendigen Reform und der damit verbundenen Fehlsteuerungen in scheintherapeutischer Geiselhaft gehalten werden.

Der persönliche Einsatz vom Leiter des G-BA, Herrn Prof. Hecken, als er nach der Katastrophe von Brüggen-Bracht die Satzungsleistungen der Krankenkassen deutlich kritisierte und sich sogar für ein Verbot von "Homöopathie" im Zusammenhang mit Krebserkrankungen auch für Selbstzahler eingesetzt hatte, macht uns Hoffnung. Das von Prof. Hecken auf dem Hauptstadtkongress HSK 2022 in Berlin pointierte und viel beachtete Bonmot:

"Du kannst dich 40 Jahre einfrieren lassen - danach diskutiert das Gesundheitswesen weiterhin dieselben Themen. Wir haben kein Erkenntnis-, sondern Umsetzungsproblem. Es wird zu viel blockiert."

gilt dank vielfältiger und unermüdlicher Aktivitäten – genannt seien hier der „Münsteraner Kreis“ und das „Informationsnetzwerk Homöopathie“, glücklicherweise nicht für das Thema "Homöopathie".

Damit in Berlin klare Entscheidungen getroffen werden können und damit das Hecken´sche Bonmot zumindest im Bereich der „Homöopathie“ nicht realisiert  wird, brauchen wir jetzt den nächsten mutigen Schritt nach vorne:

Die Abschaffung der "Homöopathie" als Regelleistung für Kinder im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung.

Es darf nicht sein, dass "Homöopathie" nur im Bereich der gesetzlichen Gesundheitsversorgung Erwachsener eingeschränkt wird und die Belange der Kinder dabei aus dem Fokus geraten.

Gerade in der Behandlung Schutzbefohlener stellt die Gabe von Globuli nicht nur die Gefahr der Verschleppung von indikationsgerechter Therapie durch eine Scheinmedizin, sondern auch eine gefährlich operante Konditionierung dar.

Kinder sind nicht in der Lage, im Sinne eines "informed consent" nach Erhalt geeigneter Informationen eine Entscheidung zu einer Therapie zu treffen und sind in Gesundheitsfragen auf ihre Eltern angewiesen. Eltern sollen entscheiden, können dies aber aufgrund des vorliegenden eklatanten Informationsungleichgewichtes nicht.

"Homöopathie" wird Kindern angedient bei Allergien, Trauer, Angstzuständen, Kopfschmerzen, Asthma, Masern, Bettnässen, Windeldermatitis, Bissen und Insektenstichen, Schock, Verbrennungen, Sonnenbrand, Koliken, Zahnungsbeschwerden, Husten und Erkältungen, bei Reisekrankheit und anderen Leiden.

Neben den dadurch resultierenden gesundheitlichen Gefahren wird das Erlernen der Fähigkeit eigene Selbstheilungskräfte wahrzunehmen durch die Gabe von Globuli unterdrückt.

Wir, die Initiatoren und UnterzeichnerInnen dieser Petition bitten Sie daher, sich engagiert mit dem aus unserer Sicht unmöglichen Zustand der Einordnung von "Homöopathie" als Regelleistung auseinanderzusetzen und sich verantwortungsbewusst dafür einzusetzen, dass dieser Zustand so schnell wie nur möglich geändert wird.

Prof. Dr. Edzard Ernst, Cambridge

Jörg Kachelmann, Sattel

Dr. Hans-Werner Bertelsen, Bremen