Allerdings was bedeutet Wissen? Wird dieser Begriff von der gesamten Welt gleichartig erfasst?

Ich weiss, dass ich nichts weiss. ~Sokrates~ | Sokrates ...
Nino Carè auf Pixabay

So gern ich mir diesen Spruch angeeignet hätte, muss ich natürlich zugeben, dass der Französische Schauspieler Jean Gabin es schon vor meiner Zeit in dem Lied „Je sais, je sais“ gesungen hatte und dass die Griechen (möglicherweise der Philosoph Sokrates) schon lange bevor ihm benutzt hatten.

Zugeben dass man etwas nicht weiß, ist allerdings nicht immer leicht. Vielmehr werden wir vom Kind an darauf gedrillt, Fakten, Zusammenhängen, Regeln oder Texten zu lernen und Wissen anzusammeln und wiederzugeben, sodass es uns öfter schwer fehlt, als Erwachsene,  als nicht wissend da zu stehen. Dazu kommt, dass man sich leicht daran gewöhnt, seine eigenen angesammelten Kenntnisse und Erfahrungen als wahr und objektiv zu empfinden.

Dabei ist Wissen nicht statisch und schon gar nicht universal. Nicht nur beweisen Forschung und Wissenschaft immer wieder, dass Kenntnisse überholt sein können – abgesehen von den Flacherde-Anhängern, jeder weiss inzwischen jeder, dass die Erde nicht flach ist -, aber "Wissen" ist auch kulturell bedingt. Je nach Kontinent oder sogar Land, wird von einem ein bestimmtes Grundwissen erwartet, dass von einander variiert.  Zum Beispiel und im Gegensatz zu den Leuten in Westeuropa, wissen die meisten Australier, wann die Wanderung der Wale stattfindet, weil sie direkt dadurch getroffen sind.

Michal Jarmoluk auf Pixabay

Der ursprüngliche Hauptzweck des Wissens ist nämlich Überleben. Für unsere Vorfahren war es unter anderem überlebenswichtig, der nächsten Generation beizubringen, welche Beeren essbar sind. Heutzutage, lernen wir einen Beruf, der uns erlaubt (oder nicht) unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Wir lernen Autofahren, um uns schneller und selbständig zu bewegen. Wir lernen soziale  Kompetenz – zugegeben, mit variationsreichem Erfolg -, um nebeneinander oder miteinander leben zu können.

Allerdings ist heutzutage purer Überlebensinstinkt nicht mehr die einzige Treibkraft des Lernens. Vielmehr ist Lernen oft ein Luxus, der uns erlaubt, unser Leben besser zu gestalten. Egal ob wir eine neue Sprache, Kochen, Stricken oder Segeln lernen, dies dient dazu, unsere Existenz aufregender oder zumindest interessanter zu gestalten.  Nichtsdestotrotz werden leicht Kenntnisse von der Aussenwelt in Kategorien eingeordnet, was schnell zu einer Hierarchie des Wissens führen kann. Eine Person die auf eine Party erzählt, dass sie gerade stricken lernt, wird höchstwahrscheinlich ein geringeres Publikum fesseln, als eine die schildert wie sie gerade ein Buch schreibt, obwohl beide Aktivitäten die jeweiligen Personen sicherlich nicht einzig definieren. Geht es darum, dass „intellektuelles Wissen“ höher als „pures können“ geschätzt wird? Wohl nicht nur.  Stricken oder Motorradfahren werden sicherlich ebenfalls von vielen Menschen als nicht gleichwertig empfunden, obwohl beide eher zu der zweiten Kategorie gehören.

Bild von Robin Higgins auf Pixabay

Vielmehr, und trotz Globalisierung, Internet und Sozialmedien, scheint mir Wissen nicht immer das gleiche Gewicht zu haben. Lange habe ich in der Nördlichen Hemisphäre gelebt, genauer gesagt, in Europa, wo erwartet wird, dass man die Namen Goethe, Shakespeare, Leonardo da Vinci, Picasso oder Daniel Brühl kennt. Seitdem ich allerdings in der Südlichen Hemisphäre lebe, musste ich akzeptieren, dass was ich bis jetzt als Basiskenntnisse betrachtet hatte, nicht überall den gleichen Wert haben mag. Es war für mich ein leichtes Spiel anzunehmen, dass die Leute, die ich dann traf, weniger als ich gebildet waren. Nach ein paar Jahren fing ich allerdings an zu verstehen, dass ich weder in einer besser, noch in einer schlechter-gebildete Welt gelandet war, sondern einfach in einer anderen Kultur, die andere Wertkenntnisse als ich schätzte. Seitdem habe ich gelernt, nicht nur Amerikanische oder Europäische Filme anzuschauen oder über die Geschichte Europa und Amerika zu lesen sondern auch allerlei Asiatische Filmen zu geniessen, sowie ein wenig mehr über das Australische und Asiatische Kontinent zu lernen.

Je mehr ich Wissen erwerbe, desto mehr merke ich, dass ich nichts weiss, aber dadurch wird mein Leben spannender und reicher.

Referenzen:

Ø  Lied „I know“ interpretiert von Jean Gabin:  https://www.youtube.com/watch?v=kQ9_GxfqdlA

Dir gefällt, was Benjiro Sadiq schreibt?

Dann unterstütze Benjiro Sadiq jetzt direkt: